Kapitel 20

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Einen kurzen Moment passierte nichts. Keiner sagte etwas. Niemand bewegte sich. Alle standen unter Schock. Nach drei Sekunden kam eine Massenpanik auf, als jemand rief: ,,Raus hiiieeeer!" Und die meisten folgten diesen Befehl. Ich rief auch: ,,Raus hier, bevor das Feuer uns einschließt!" Viele rannten die Treppe runter, so schnell wie sie konnten. Ich trieb sie runter. ,,Supergirl", rief jemand, womöglich ein Fan, ,,Was ist mit dir?" ,,Mir gehts gut. Ich gehe hier nicht weg, bevor alle in Sicherheit sind. Ich halte Feuer aus", antwortete ich in der Hoffnung, dass das auch stimmte. Ich wusste es nicht. Ich stand noch nie im Feuer und möchte diese Erfahrung auch ungern machen. Leider waren wir im höchsten Stockwerk. In dem großen Raum, in dem ich noch vor drei Minuten der Presse ein Interview gegeben hatte, waren nur noch wenige Menschen. Das erleichterte mich. Mir fiel eine Reporterin auf, die immernoch in einer Schockstarre war. ,,Hey Sie! Sie müssen runtergehen! Sie schaffen es nur, wenn Sie rennen!" rief ich ihr zu und gab ihr einen Stoß, doch sie reagierte nicht. ,,Dann muss ich Sie wohl tragen", kündigte ich an und nahm sie auf die Schulter. Stufe für Stufe rannte ich die Treppe hinunter. Ich hatte keine Ahnung, wo ich inzwischen war. Ob ich schon in der Mitte war oder noch ganz weit oben? Langsam holte ich die Menschenmasse, die vor mir losgelaufen waren, ein. Endlich fand ich die Tür. An einen sicheren Platz vor dem Turm legte ich die Reporterin ab und machte mich wieder auf den Weg, noch mehr Menschen zu helfen. Nun musste ich alle Stufen wieder hoch laufen! Das war anstrengend! Obwohl mein Anzug so konstruiert wurde, dass ich nicht schwitzte, rannte mir der Schweiß an der Nase, am Hals und eigentlich im ganzen Gesicht runter. Mir kamen Leute entgegen. ,,Sind oben noch welche", fragte ich sie. ,,Ja, noch einige", antwortete ein freundlicher Mann. Ich rannte weiter. Diese Leute mussten auch noch gerettet werden! Als ich fast oben war, begegnete ich einen Mann mit Krücken, der hilflos die Stufen hinunter humpelte. ,,Warten Sie, ich helfe Ihnen", sagte ich und nahm ihn auch auch auf die Schulter. Wieder musste ich denselben Weg runter rennen. Auf halber Strecke war eine alte Frau, der ebenfalls geholfen werden musste. Ich packte sie auf die zweite Schulter. Nun musste ich zwei Leute tragen! Ich rannte und rannte. Es war heiß. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte Seitenstechen, meine Muskeln wollten nicht mehr tragen, aber am schlimmsten war meine Lunge, die wehtat. Auf einmal runtschte ich aus und landete mit den Rücken auf den harten kanten der Treppenstufen. ,,Alles okay mit Ihnen?", erkundigte ich mich zuerst bei meiner Last. ,,Ja, ja, alles gut", sagte der Mann. Ich watschelte nun erschöpft die letzten Stufen runter und legte die beiden bei den anderen ab. Sie bedankten sich und fragten: ,,Was machst du jetzt? Du solltest dir eine Pause gönnen! Die da oben haben keine Chance mehr!" Doch ich antwortete nur: ,,Keiner bleibt zurück!" und versuchte, so schnell wie ich konnte, die Treppe wieder hochzurennen. Ich konnte nur noch gehen und eine Pause nach allen drei Stufen machen. Auf einmal loderte an der Wand neben mir eine Flamme auf. Ich schrak zurück. Das gab mir neue Kraft. Ich rannte wieder, als wäre der Teufel hinter mir her. Es war fast wirklich so, denn hinter mir kamen immer mehr Flammen und es wurde immer heißer. Ich kam wieder an. Erleichtert sah ich, dass niemand mehr im Raum war. Doch dann kam gleich der nächste Schock, als ich sah, wie die Tür des Fahrstuhls langsam zuging. Ich hechtete dorthin. Mann, diese dummen Leute! Ich musste die Tür aufstemmen. Ich suchte an den Hälften der Tür einen Platz, wo ich meine Finger festmachen konnte. Ich fand einen und schaffte es, die Tür aufzustemmen. Das war kein Problem, mit meiner Superstärke. Der Fahrstuhl war schon ein Stück gefahren. ,,Ey, Mann, Leute! Aufzug im Brandfall nicht benutzen! Das ist doch die wichtigste Regel im Fahrstuhl!", schimpfte ich. ,,Ich dachte, nicht im Fahrstuhl zu furzen!", sagte irgendein Quatschkopf. ,,Haha, sehr witzig! Kommt, ich hole euch raus" Ich stemmte meinen Fuß gegen die Tür, sodass sie nicht wieder zugehen konnte und half den Leuten hinauszuklettern. Es waren alle schon draußen, als ich plötzlich einen Stoß von hinten spürte und in den Fahrstuhl fiel. Das letzte was ich sah, bevor die Tür wieder zuging, war das hässliche Gesicht von Colin, der winkte.
Der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung. Ich musste irgendwie aus dem hier raus! Eine Wand stand auf einmal in Flammen. Vor Schreck schrie ich auf. Langsam wurde es richtig brenzlig. Ich sah mich um. Es musste irgendeine Möglichkeit geben, hier raus zu kommen. Mir fiel eine Luke an der Decke auf. Vorsichtig, ohne auf das Feuer zu treten, kletterte ich dorthin. Ich stieß ordentlich gegen die Luke, sodass sie aufging. Ich schlüpfte hindurch und stand nun auf dem Fahrstuhldach in einem riesigen Schacht. An den Wänden loderten viele Flammen. Irgendwie muss ich hochkommen! Mit den Händen an dem Seil, das den Fahrstuhl trug, lief ich mit den Füßen die Wand hoch. Ich musste darauf achten, nicht auf die Flammen zu treten. Stück für Stück kam ich weiter. Wieder flammte ein Teil der Wand auf und ich erschreckte mich so sehr, dass ich wieder mindestens fünf Meter runterfiel. Mühsam klettette ich die Strecke wieder hoch. Auf einmal machte es 'klack' und das Seil an dem ich hing riss und der Fahrstuhl fiel runter. Mit aller Kraft sprang ich in der letzten Sekunde an ein anderes Seil. So schnell ich konnte versuchte ich, an dem Seil hochzukommen. Doch es war schwieriger, doch hier kam ich mit den Füßen an die Wand, sodass ich nur mit meiner Armkraft hochkam. Der Fahrstuhl fiel auf den Boden und explodierte. Zum Glück war ich inzwischen hoch genug geklettert, sodass ich nicht von den orangenen Flammen gefressen wurde. Jetzt musste ich nur noch mit voller Anstrengung an die Tür kommen. Nach fünf Minuten war ich drei Meter höher gekommen. Es war überhaupt ein Wunder, dass ich mich noch halten konnte. Ich wusste nicht wie, aber irgendwie schaffte ich es, bis an die Tür zu kommen. Ich wollte gerade hindurch gehen, als sie auf einmal in Flammen stand. Oh, nein, wie sollte ich denn jetzt rauskommen! Ich war verzweifelt! So verzweifelt sogar, dass ich trotz allem durch die Tür gehen wollte. Ich nahm mein Mut zusammen und sprang durch das Feuer. Ich hatte es geschafft! Ich war unversehrt durch den Schacht gekommen! Nun musste ich nur noch wieder runter kommen. Schneller als ich je gelaufen bin, rannte ich die Zreppe runter. Als ich unten angekommen war, fiel mir als erstes die Feuerwehr ins Auge. Ich sah mich um. Der Spiegelei- Turm stand vollkommen in Flammen. Mann, da hatten wir alle Glück gehabt! Aber das mit Colin, das verlangte nach Rache! Meinen Plan mit dem Superhelden- Aufgeben musste ich fürs erste aufgeben. Colin, Bärti und Blondi mussten ein für alle mal dingfest gemacht werden!

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