Kapitel 13

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Garfield Tanner wohnte also im Birkenweg 36b. Das war ein 1a Hinweis. Bevor ich ihn heute noch besuchen wollte, fasste ich nochmal alles zusammen, was ich über den Einbruch herausgefunden hatte. Die Einbrecher hießen Marcus Pichler (Blondi) und Garfield Tanner (Bärti). Tanner wohnte im Birkenweg 36b. Ob sie einen Boss hatten, wusste ich nicht. Sie waren nicht eingebrochen, um den neuen Stoff von Kerstins Onkel zu stehlen. Beim Einbruch hatten sie ein Gerät mit einer Flüssigkeit, die womöglich giftig sein könnte, verloren. Das waren ziemlich viele Informationen, die ich noch nicht verbinden konnte. Vielleicht würden ja die Labortestergebnisse und mein Besuch bei Tanner weiterhelfen.

Ich machte mich auf dem Weg zum Birkenweg. Es dauerte etwas, bis ich da war, denn ich musste noch bei einem Supermarkt halten, weil meine Mutter mir aufgetragen hatte, Eier mitzubringen. Ich war überrascht, als ich sah, dass die Gegend recht reich aussah. Ich hatte Garfield nicht zugetraut, dass er reich war. Er war ein Gangster. Und er wirkte durch seinen langen Bart ehrlich gesagt so schmuddelig. In den Gärten der Nachbarhäuser spielten Kinder. Es war ein schönes Wetter zum Rausgehen. Ich hatte meinen Anzug wieder nicht angezogen, denn das wäre den Gangstern sofort aufgefallen und sie würden sich denken: "Das ist ja die, die uns im Labor begegnet ist. Da stimmt doch etwas nicht!" Ich zählte die Hausnummern ab, bis ich bei 36 angekommen war. Es war ein Doppelhaus. Tanner wohnte in b. Ich machte das Gartentor auf. Ich zuckte zusammen, als es knarzte. Schnell rannte ich geduckt an die Hauswand. Ich schlich an ihr bis zu einem Fenster. Ich schaute hindurch. Leider konnte man nicht sehr viel sehen. Ich suchte das Haus nach weiteren Fenstern ab. Ich fand eines. Ich schlich dorthin. Mir schauderte es, als ich Bärti sah, der das Gartentor aufmachte und sich in Richtung seiner Haustür bewegte. Er trug zwei vollgepackte Taschen in den Händen. Er hatte wohl einen Großeinkauf gemacht. Das hieß wohl, wenn er alleine in dem Haus wohnte, dass er Besuch empfangen wollte. Hoffentlich kam Blondi. Dann könnte ich hören, ob sie irgendetwas kriminelles planten, und was es mit dem Gerät auf sich hatte. Ich war genau in Bärtis Sichtweite! Er hätte mich fast bemerkt, doch dann machte eine Frau aus der anderen Doppelhaushälfte die Tür auf und entdeckte mich. ,,Was MACHST du denn da!?", rief sie. ,,Oh, äähmm... ich sammle Spenden für die Pfadfinder", log ich. ,,Ach, das ist ja schön.", sagte die Frau nun ganz freundlich, ,,Komm doch rein!" Notgedrungen kam ich mit ihr ins Haus. Im Haus kam ein kleiner Junge die Treppe runtergerannt. ,,Schau mal Tom, dieses Mädchen sammelt Spenden für die Pfadfinder", berichtete die Mutter dem Jungen. ,,Da geh ich auch hin", sagte Tom ganz stolz. Ich kam ins Schwitzen. Wäre ich bei den Pfadfindern gewesen, hätte mich Tom eigentlich kennen sollen. ,,Ach so, aber ich bin in einer älteren Gruppe", sagte ich. Gab es bei den Pfadfindern überhaupt Gruppen? Der kleine Tom schaute mich misstrauisch an. Er ahnte wohl etwas. ,,Naja, dann gebe ich dir mal 15 €", sagte die Frau. Ich war erleichtert. Solange die Mutter nichts ahnte war ich sicher. ,,Ihr Nachbar- wie ist der eigentlich so", fragte ich. ,,Herr Tanner? Scheint sehr nett zu sein. Er ist erst seit ein paar Monaten hier. Wir haben noch nicht so viel Kontakt. Wieso fragst du?", meinte die Frau. ,,Ach, ich wollte nur wissen, ob ich bei ihm auch nach Spenden fragen kann", antwortete ich. ,,Achso", sagte die Frau und übergab mir einen 10€ Schein und einen 5€ Schein. ,,Dürfte ich kurz auf die Toilette gehen? Ich bin schon so lange unterwegs", erklärte ich. ,,Ja natürlich. Die erste Tür links", sagte die Mutter. Ich ging dorthin und sperrte ab. Ich wollte das Geld irgendwo auf der Toilette verstecken. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie mir Geld gegeben hatte, obwohl die Geschichte mit dem Pfadfindern erfunden war. Und deshalb wollte ich ihr das Geld irgendwie unbemerkt zurückgeben. Man hörte, wie ein Auto kam. Ich schaute aus dem Fenster. Im Auto saßen Blondi und ein anderer Mann! Ich musste schnell hier raus und vor das Fenster gehen unf lauschen, was sie sagen. Ich ging aus der Toilette, verabschiedete und bedankte mich und ging raus. Ich lief geduckt zum Fenster. Erleichtert nahm ich wahr, dass das Fenster sogar geöffnet war. ,,Was? Euch ist etwas dazwischen gekommen UND ihr habt das Gerät verloren!?", schimpfte der unbekannter Mann. Er war wohl der Boss der beiden. Ich schrieb mit, was er gesagt hatte. Dafür hatte ich extra einen Reporterblock und einen Stift mitgenommen. ,,Ja, aber das war Garfield!", verteidigte sich Blondi. ,,Herr Pichler, ich habe Ihnen das Kommando für diesen Einsatz und einen Geldzuschuss gegeben!", erzählte der Boss, ,,Wir brauchen das Gerät! Ohne es können wir das Ding in der Bank nicht drehen!" Wollten diese Kerle etwa eine Bank ausrauben? Ich hörte weiter zu, was der Boss erzählte: ,,Habt ihr wenigstens das wichtigste aus dem Labor bekommen? Das gibt es nur dort!" ,,Das haben wir", sagte Blondi und holte aus einer Tasche eine Phiole mit einer Flüssigkeit, die ähnlich aussah, wie die in dem Gerät. Sie hatten also doch etwas aus dem Labor gestohlen! Diese Flüssigkeit ,,Super. Das wird den kleinen Rückschlag, dass ihr so dumm wart, das Gerät zu verlieren, wiedergutmachen.", sagte der Boss und grinste hämisch, ,,Damit können wir das gleiche Gerät mit doppelt so hoher Stärke nochmal bauen. Das Ding am Donnerstag Mittag steht". Wollten diese Gauner etwa mitten am Tag in eine Bank einbrechen?
Ich hörte gespannt weiter zu: ,,Wie habt ihr es überhaupt geschafft, dieses Fläschchen zu bekommen und an diesen kleinen Mädchen vorbeizukommen, so blöd wie ihr seid" ,,Naja... Es gab da doch noch das alte Gerät", sagte Bärti. Pichler gab ihn einen kleinen Stoß mit dem Ellenbogen, als ob er etwas verraten hat, was er nicht hätte sagen sollen. ,,Ihr habt das Gerät für euch BENUTZT? Ihr seid so schon stark genug! Wir brauchen die Kraft des Gerätes, Mann! Beim letzen Mal hat sich schon jemand gegen das Gerät gestemmt und seinen eigenen Willen gehabt. Wir wären fast im Knast gelandet, hätten wir das Gerät nicht schnell wieder in Schach gebracht!", regte sich der Boss auf. Mich ärgerte es ein bisschen, dass sie immer über DAS Gerät sprachen. Ich wusste nämlich immernoch nicht, was es war und wie es funktionierte. Nebenbei hatte der Boss an einem anderen Gerät gebastelt. ,,Hier ist das Getät zwei punkt null. Zweifach verstärkt und um die Hälfte kleiner. Kleine Probe gefällig?", schlug der Boss vor. ,,Klar", antwortete Pichler, ,,Garfield, kommst du mal?" ,,Wie, ich?", beschwerte sich Garfield, ,,du wolltest doch den Test machen!" ,,Ja, aber ich will nicht", sagte Marcus Pichler. ,,Aber das ist MEIN Haus. Und hier bestimme ich!", wandte Garfield ein. ,,Schluss jetzt!", beendete der Boss den Streit, ,,Tanner wird das Versuchskaninchen! Basta!" ,,Haha", sagte Pichler leise zu Tanner, worauf er einen bösen Blick von Tanner kassierte ,,Ok, drei, zwei, eins", zählte der Boss und hielt das neue Gerät in der Hand und bei eins drückte er einen Knopf und ein grelles, blaues Licht erscheinen, sodass ich kurz wegschauen musste. Als ich wieder durch das Fenster blickte, sah ich Garfield stramm da stehen. ,,Was willst du, was er macht?", wurde Marcus von seinem Boss gefragt. ,,Lass ihn mal etwas zu Essen für mich holen", antwortete Blondi. Keiner hatte etwas gesagt, doch Bärti ging zur Küche und kam mit einer Banane zurück. ,,Doch kein Gemüse, Mann", schimpfte Blondi. Sein Boss schlug sich die Hand an die Stirn, um zu zeigen, wie dumm er diese Bemerkung fand und sagte: ,,Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob er alles machen würde, was wir sagen". Jetzt ging Bärti zum Türrahmen und hing sich daran. Nach einiger Zeit sah man, wie er das Gesicht verzog, doch er blieb hängen. Darauf fingen auch noch seine Muskeln an zu zucken. Warum lies er nicht los? ,,Komm, Boss, jetzt ist' s aber genug", versuchte Blondi seinen Freund zu retten. Doch Bärti lies immernoch nicht los. Bevor er ohnmächtig wurde, lies er dann aber doch los. ,,Mann, was war das!?", sagte Garfield außer Puste. ,,Das war das Ergebnis: Das neue Gerät funktioniert!", sagte Blondi und machte einen kleinen Freudenstanz, ,,Dann können wir uns am Mittwoch um drei vor der Bank in der Bahnhofstraße treffen. Und vergesst die Masken nicht!" Die drei Männer redeten eine Weile nicht mehr, also beschloss ich, mich wieder auf nach Hause zu machen. Ich ging ein Schritt nach vorne und fluchte innerlich, als ich ein Geräusch machte und der Boss es hörte. ,,Wer ist da?", fragte er. Schnell machte ich mich davon. Ich bemerkte, dass die Eier aus meiner Tasche gefallen waren. Die waren hin! Immerhin bin ich noch davon gekommen, da sind ein paar kaputte Eier als Opfer in Ordnung.

Hi, das hier ist mein dreizehntes Kapitel. Es ist das bisher längste.
Danke fürs Lesen☺☺☺

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