Kapitel 14 ~ Die Einladung

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Jurina konzentrierte sich auf ihren Bruder. Sie waren zusammen auf dem improvisierten Fußballplatz am Fluss, wo am Morgen schon die Wilden Kerle zusammen mit Willi trainiert hatten. Jurina hatte es geschafft, Juli zum Fußballspielen zu überreden. Juli stand im Tor und Jurina machte sich bereit den Ball im Tor zu versenken. Jurina fixierte den Blick ihres Bruders. Dann machte sie sich bereit zu schießen. Sie nahm Anlauf und schoss den Ball in die linke, obere Ecke. Juli sah dem Ball nur noch hinterher. „Das war Zufall", schimpfte Juli. „Dann gebe ich dir noch eine Chance", sagte Jurina. Juli warf ihr den Ball zu. Sie nahm ihn gekonnt an und legte ihn sich bereit. Dann schoss sie ein zweites Mal. Doch als sie die Flugbahn des Balls verfolgte, fiel ihr Blick auf den Torwart, der jetzt im Tor stand. Es war nicht mehr Juli. Es war ein blonder Typ, der sich seine Haare in der Mitte des Kopfes zu einem Art Dreieck gegelt hatte. Es sah aus wie ein einziger Igelstachel. Doch der Typ hatte nicht mehr Glück als Juli. Auch dieser Ball flog ins Tor. Genau gesagt in die rechte, untere Ecke. Der Junge sah Jurina nur geschockt an. Dann ging er gefolgt von Juli davon. „Ich geh jetzt nach Hause. Die Jungs kommen gleich noch!", rief Juli ihr zu bevor er verschwand. Aus Wut machte Jurina ein paar Tricks mit dem Ball, als sie plötzlich jemanden klatschen hörte. Sie drehte sich in die Richtung aus der das Klatschen kam und ihr Blick fiel auf Vanessa. „Hey, du bist ja verdammt gut! Und darum würde ich dich gerne zu meinem Geburtstag einladen. Ich möchte ein Match gegen die Wilden Kerle machen und wenn meine Mannschaft gewinnt gehören wir zur Mannschaft. Zwei weitere Mädchen habe ich schon im Team und du wärst die Dritte und würdest perfekt in das Team passen", erklärte Vanessa. Jurina sah sie verwundert und geschockt an. „Eine davon ist Dani. Sie war zwar schon eine Zeitlang bei den Kerlen, hat diese jedoch verlassen, als Leon die zwei Jüngsten aus der Mannschaft geschmissen hatte", fügte Vanessa noch hinzu. Und damit erzielte sie anscheinend die gewünschte Wirkung. „Leon hat Joschka rausgeschmissen? Wann?", fragte Jurina wütend. „Gestern Morgen beim Training", antwortete Vanessa. „Gut, ich bin auf jeden Fall dabei! Ich werde mich für Joschka rächen!", zischte Jurina. „Perfekt! Morgen Mittag um drei ist das Match. Komm am besten ein bisschen vorher", sagte Vanessa und wandte sich zum Gehen. „Ach ja, der blonde Typ von eben ist der neue Torwart von den Kerlen", grinste Vanessa. „Dann wissen wir ja auf wen wir uns einstellen müssen", sagte Jurina. Dann verabschiedeten sich die Mädchen voneinander. Jurina schwang sich auf ihr Fahrrad und fuhr nach Hause.

„JULI", schrie Jurina durch das Haus, als sie dort ankam. „Die sind alle im Garten!", rief ihre Mutter aus der Küche. Jurina stürmte in den Garten. „Was will die denn hier", fragte der Blonde sofort und sah Jurina argwöhnisch an. „Ich habe hier mehr zu suchen als du! Also sei du mal schön leise", zischte Jurina in seine Richtung. „Juli!! Warum kannst du nicht einmal in deinem Leben hinter deinem Bruder stehen. Es ist schon schlimm genug, dass du es nicht einmal hinter deinem Zwilling tust, aber du könntest wenigstens hinter deinem kleinen Bruder stehen, wenn Leon ihn und Raban einfach grundlos rausschmeißt!", schimpfte Jurina weiter auf ihren Zwilling ein. Die Kerle sahen sie nur verwirrt an und verstanden nicht, was sie wollte. „Die beiden waren einfach zu schlecht! Mit den beiden im Team hätten wir, jede Wette, gegen den Dicken Michi verloren", schimpfte Leon und war sogar aufgesprungen. „Wir werden noch sehen wer hier schlecht ist!", zischte Jurina. Dann ging sie wieder rein. „Ach ja, ich habe heute Mittag schon deinen super Torwart geschlagen. So gut ist er gar nicht!", sagte sie, als sie grinsend in der Terrassentür stand. Dann ging sie rein und in das Zimmer der Zwillinge.

Beim Abendessen bei den Reiks war es still. Ungemütlich still. Die Mutter der Drei sah ihre Kinder prüfend an. „Was ist eigentlich jetzt schon wieder bei euch los?", fragte sie, als es ihr langsam reichte, wie ihre Kinder sich die ganze Zeit nur wütende Blicke zuwarfen. „Juri soll sich einfach nicht immer überall einmischen!", schimpfte Juli plötzlich los und sah seine Zwillingsschwester wütend an. „Er ist beim allmächtigen Gorilla König immer noch dein Bruder", explodierte Juri genauso wie Juli. Joschka sah traurig zwischen seinen Geschwistern hin und her. Es machte ihn traurig, dass er der Grund für den Streit zwischen den Zwillingen war. „Er ist ein Verräter! Er ist zum Dicken Michi übergewechselt!", sagte Juli wütend und sah jetzt auch Joschka wütend an. „Leon hat ihn aus der Mannschaft geschmissen und keiner von euch hat etwas dagegen gesagt! Und so war er kein Wilder Kerl mehr", sagte Jurina. „Er ist und bleibt trotzdem ein Verräter", sagte Juli. „Dann bist du auch einer. Denn schließlich hast du dich gegen deinen eigenen Bruder gestellt und dich nicht für ihn eingesetzt!", sagte Jurina, dann stand sie einfach auf und ging nach oben ihr Zimmer. Dort machte sie sich fertig, duschte noch schnell, zog sich für die Nacht um, putzte Zähne und setzte sich dann auf ihre Fensterbank. Sie machte es sich dort gemütlich und sah traurig in den Sonnenuntergang. Warum tat es nur so weh sich mit Juli immer zu streiten? Werden sie sich je mal verstehen und sich nicht immer in die Wolle kriegen? Ob Juli sich irgendwann mal für sie oder Joschka einsetzten würde? Jurina merkte wie ihr die Tränen die Wangen runterliefen. Dieser Streit machte sie fertig. Sie wollte diese Streitereien nicht mehr. Sie wollte sich endlich einmal friedlich mit ihrem Bruder verstehen. „Juri?", plötzlich stand Joschka vor Jurina. „Hey Joschi", flüsterte Jurina. Sie traute ihrer Stimme nicht. Sie versuchte zu lächeln, doch das gelang ihr nicht so wirklich und die Tränen in ihrem Gesicht, in denen sich das Licht der Dämmerung spiegelte, verrieten sie sowieso. „Danke, dass du dich eben und auch heute Mittag für mich eingesetzt hast", lächelte Joschka sie zaghaft an und umarmte sie dann. Jurina schloss ihre Arme um ihn. „Das habe ich gerne gemacht. Dafür sind doch große Geschwister normalerweise da oder?", lächelte sie matt. „Danke!", lächelte Joschka und kuschelte sich an sie. Jurina genoss den Moment, denn die waren selten. „So Kleiner, jetzt aber ab ins Bett", lächelte Jurina ihren kleinen Bruder an. Dieser verschwand dann auch in seinem Zimmer und Jurina starrte wieder nach draußen in die immer dunkler werdende Welt. „Juri?", fragte da plötzlich Juli. „Ja", flüsterte Jurina zurück. Juli setzte sich ihr gegenüber. „Es tut mir leid wegen eben und auch wegen heute Mittag. Es ist nur... Du kennst doch Leon jetzt inzwischen auch. Keiner traut sich gegen ihn was zu sagen. Er ist ein Dickkopf und wir wollten nicht auch noch rausgeschmissen werden und irgendwie habe ich es irgendwann dann auch geglaubt, dass es richtig war die beiden aus der Mannschaft zu kicken. Doch jetzt habe ich erkannt, dass es falsch war. Wie sollen die beiden denn besser werden, wenn sie nicht zum Ball kommen?", lächelte Juli seine Schwester an. „Ok. Hast du das auch Joschi gesagt?", fragte sie ihn. Er nickte. „Frieden?", fragte Juli und hielt ihr die Hand hin. Sie lächelte. „Frieden!", grinste sie. Dann gingen die beiden auch ins Bett.

Soccer Girls - Mädchenchaos im Wilde-Kerle-LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt