Kapitel 24 ~ Sinneswandel?

164 9 59
                                    

Danke für 4K Reads! Es bedeutet uns so viel, dass ihr zu uns haltet, auch wenn unsere Veröffentlichungen alles andere als regelmäßig sind.
Eure Kommentare, Votes und Reads erheitern einem den Tag.
Ganz viel Crew-Love von uns an euch❤

Mia rannte in den Keller des Wohnhauses, in dem sie lebte, um ihr Fahrrad zu holen.
Sie mochte den Keller nicht.
Es war eng, dunkel und die anderen Bewohner parkten mit ihren Rädern immer Mias zu, sodass sie immer Mühe hatte es hervorzuziehen.

Als sie die Tür aufsperrte, kam ihr der Geruch vom Benzin eines Rasenmähers entgegen.
Sie schaltete das Licht nicht an, da es sowieso nur so spärlich war.

Drei Räder standen vor ihrem und sie versuchte ihres so vorsichtig wie möglich hinauszuschieben.
Das war allerdings leichter gesagt als getan.

Kurz vor der Tür stieß sie unabsichtlich ein Fahrrad um.
Es flog gegen ein Regal und ehe sich Mia versah, landete etwas auf ihrem Kopf.
Fluchend rieb sie sich ihren Schädel.
Das war mal wieder typisch.

Suchend sah sie sich um, wo sich der Gegenstand befand, der runtergefallen war.
Hinter ihr sah sie einen Fußball herumkullern.
Augenverdrehend hob sie ihn auf. Manchmal spielte das Schicksal seltsame Spiele.

Sie versuchte ihn auf das oberste Regal zurückzulegen, aber sie war zu klein und erreichte es nicht.

Sie tastete den Ball ab, fühlte das Leder an ihren Händen. Es war ein gutes Gefühl gewesen, den Ball mit dem Fuß zu führen. Als sie es geschafft hatte kam sie sich so...so unbezwingbar vor.

Sie seufzte.
Sie hatte definitiv kein Talent für Fußball, aber irgendwie hatte es etwas Magisches an sich.
Es vereinte Menschen.

Mia legte den Kopf schief.
Sie wollte früher immer Rennfahrerin werden, weil es nur sehr wenige Frauen in der Szene gab.
Bei der Formel 1 traten bis jetzt nur sehr wenige Fahrerinnen an, weil 'niemand gerne von einer Frau überholt wird.'
Das hatte sie einmal in einem Zeitschriftenartikel gelesen.
Sie wollte jedem, der so etwas in der Art behauptete, das Gegenteil beweisen.

Frauenfußball war auch von einigen verhasst.
'Es war kein richtiges Fußball'
So ein Schwachsinn!

Eine seltsame Welle an Ehrgeiz überkam Mia.
"Du bist schlecht."
"Du kannst nicht Fußballspielen."
"Du bist nicht gut genug."
All die spöttischen Blicke, wenn sie es auch nur versucht hatte.
Sie wollte plötzlich am liebsten der ganzen Welt beweisen, dass sie Unrecht hatte.

Mia Fuchs war nicht zum Fußball spielen geboren.
Aber sie konnte ihr Schicksal ändern.

Ohne wirklich darüber nachzudenken, zog sie ihr Fahrrad aus dem Keller, sprang darauf und fuhr mit dem Ball unter dem Arm eingeklemmt zu einer versteckten Wiese beim Baggersee, wo sie ungestört war.

Sie legte den Ball auf den Boden und begann etwas zu dribbeln.
Es fühlte sich seltsam an.
Fast schon verboten.
Aber sie machte weiter.

Außenverteidiger waren unauffällig.
Wenn sie alles richtig machen, wird das kaum zur Kenntnis genommen. Wenn sie auffallen, dann wenn sie etwas falsch machen.
Sie müssen Distanzen und Räume gut einschätzen können. Außerdem müssen sie vielseitig sein, da sie in der Defensive und Offensive spielen.
Sie müssen verteidigen und dabei helfen Torchancen vorzubereiten.
Ja, die Position gefiel ihr.

Mia war etwas klar geworden;
Manche hatten großes Talent, aber ohne hartes Training kommt man nicht weit.
Es wird einem nicht in die Wiege gelegt.
Manche tun sich zwar leichter, aber im Grunde kann jeder Fußball spielen lernen.
Übung macht Talent, aber Ehrgeiz macht den Sieg.

Mia wusste, dass sie nicht gut war.
Und sie wollte nicht in die Mannschaft, aber sie würde trainieren.
Sie würde ihre Schwäche wegtrainieren.
Vielleicht hatte sie nicht das gewisse Talent, wie die anderen, aber sie hatte Kampfgeist.

Fußball spielen konnte man nicht einfach so.
Fußball spielen musste man lernen und trainieren. Doch wenn dir alle sagen, dass du es nicht kannst, will man es auch gar nicht lernen.
Zumindest ging es ihr so früher.
Doch dieses Match hatte ihr den Rest gegeben. Sie würde dieser Mannschaft auf keinen Fall beitreten. Dafür war sie nicht gut genug, aber irgendwann würden die Kerle sie wieder spielen sehen und dann wollte sie sich verdammt nochmal gesteigert haben.

Mia begann den Ball hochzuhalten.

Zumindest war das der Plan, aber das sah immer viel leichter aus, als es war.
Sie seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

'Kleine Schritte', dachte sie.

Sie wunderte sich wie viel ihre Freundinnen wohl trainieren mussten, damit sie so gut geworden sind, wie sie nun waren. Fußball musste wirklich ihre Leidenschaft sein.

Mia senkt den Kopf und ließ sich ins Gras fallen.
Es war nämlich nicht ihre Leidenschaft.
Sie hatte ihre Talente anderswo.
Doch sie hatte es sich immer gewünscht Fußball spielen zu können.

Flink sprang sie wieder auf.
Es könnte Jahre dauern bis sie auf einem guten Niveau sein würde, aber sie würde es versuchen.

Sie legte sich den Ball hin und schoss ihn zu einem Baum. Als er am Stamm abprallte und zu ihr zurückrollte, wiederholte sie die Aktion.
Morgen würde sie sich Hütchen mitnehmen, um die sie dribbeln könnte. Und sie würde üben mit dem Innenrist zu schießen.
Vielleicht könnten die Mädels ihr mal helfen, damit sie-
Nein, den Gedanken verwarf sie gleich wieder.

Sie war schlecht darin um Hilfe zu bitten. In ihr sträubte sich alles, wenn sie auch nur daran dachte.
Sie würde die Sache alleine durchziehen und sie würde es auch schaffen.
Ihre Freundinnen würden nichts erfahren.
Wer weiß, vielleicht konnte Mia sie ja in ein paar Jahren überraschen, indem sie dann auch gut spielen konnte.

Mia konzentrierte sich wieder auf den Ball.
Wie er sich bewegte.
Wie sie sich bewegen musste.
Sie stellte sich bildlich vor, wie ihr Gegner mit dem Ball auf sie zukam und was sie tun musste, um ihm den Ball abzunehmen.

Sie trainierte lange.
Erst als es dunkel wurde, fuhr sie wieder nachhause.

"Wo warst du?", fragte ihr Vater mit einem warmen Lächeln beim Abendessen.
'Fußballspielen', wäre ihre schon fast rausgerutscht, was auch typisch für sie gewesen wäre, da es häufig vorkam, dass ihre Klappe schneller als ihr Hirn war.
Doch dieses Mal konnte sie sich einbremsen.

Ihre Vater hätte ihr nicht geglaubt. Er hätte eine Augenbraue hochgezogen und sie amüsiert angesehen. 'Ach wirklich?', hätte er gefragt.

Mia mochte ihren Vater und er unterstützte sie so gut er konnte, auch bei ihrer Mountainbikevorliebe, dem Kart fahren und dem Herumschrauben an allem das Räder unten dran hat.
Aber manchmal hatte er Vorurteile, die in seiner Generation häufig waren und Mia wollte ihm nicht erklären, wie sie dazu stand. Dafür war ihr Vater auch viel zu selten da. Es wäre unnötiger Aufwand.

Sie musste es ihm auch nicht sagen.
Sie musste es sich nur selbst versprechen.
Das war ihr kleines Geheimnis unter vielen, die sie hatte.
Das war ihre Mission.

Morgen würde sie wieder zu der Wiese fahren.

Es ging nicht um Perfektion, sondern darum besser zu werden.
Und zwar nicht besser als die anderen, sondern besser als sie selbst.

Soccer Girls - Mädchenchaos im Wilde-Kerle-LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt