Kapitel 11 ~ Der Plan des Genies

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Sommerferien waren schon immer das Highlight des Jahres. Zumindest für Anna, sie konnte den ganzen Tag lang tun was sie will und ihre Eltern würden es nicht mitbekommen, weil sie ständig arbeiteten. Früher war sie noch traurig, da sie ihre Eltern so wenig sah, doch heute war jede Sekunde ohne ihre Eltern ein Geschenk Gottes.

Und diese Ferien hatte sie sich vorgenommen die Wälder zu erkunden und im Baggersee schwimmen zu gehen. Ihr war durchaus bewusst, dass es langweilig wird alleine, deshalb hatte sie vor Mia oder Vanessa zu fragen.

Annas Nase steckte gerade in einem Buch, der Titel war schon wieder aus ihrem Kopf verschwunden und auf den Inhalt achtete sie auch nur beiläufig. Sie war nun einfach in Ferien Stimmung und konnte nichts mehr tun, was ihre Intelligenz fördern würde.

Anna hörte das Telefon schellen und wie anscheinend ihre Schwester abgenommen hatte. Kurze Zeit hörte sie nicht, bis dann ihre Schwester die Stimme hob.

„Annalein, ist für dich!", schrie sie nach oben.

Schnaubend legte Anna ihr Buch weg und rollte sich aus ihrem Bett, sie torkelte die Treppen runter, nahm sich den Hörer aus Evas Hand und hielt ihn sich ans Ohr. Wer wohl dran war?

„Hallo?", fragte sie ins Telefon.

„Ähm, ja, hier ist Vanessa. Ich wollte fragen ob du vielleicht vorbeikommen könntest, ich brauche Hilfe und ich glaube, dass du mir helfen kannst."

„Ja, klar. Ich mache mich in ungefähr fünfzehn Minuten auf den Weg. Bis nachher!", meinte Anna und hängte auf. Ihr Weg führte sie wieder in ihr Zimmer, wo Eva auf sie wartete.

„Ich geh heute auf eine Party, ich erwarte, dass du mir Rückendeckung gibst, okay? Wenn Mama rausfindet, dass ich auf einer Party war, bin ich tot. Also ich sage nicht, dass du nachts draußen Fußball spielst und du sagst ich bin bei einem Lerntreffen, verstanden?", sagte Eva.

„Bei meiner heiligen Fußballteufelin, Eva! Wie kann es sein, dass Mama noch immer nicht gecheckt hat, dass du nicht in Lerngruppen bist, sondern die Stadt unsicher machst?", fragte Anna.

„Ich weiß nicht, Anna. Unsere Mutter hat halt vielleicht nicht die Intelligenz dazu", sagte sie und schmiss sich theatralisch auf Annas Bett.

„Sag das nicht. Sie ist einfach in dem Glauben, dass wir brave Kinder sind, aber brav ist doch öde!", seufzte Anna und legte sich neben Eva.

Kurz schwiegen sie, lagen nur nebeneinander auf Annas Bett und genossen den Moment.

„Ich hoffe du kannst deine Träume leben, Anna Magdalena!", sie pausierte ihren Satz kurz und drehte dann den Kopf zu Anna bevor sie weitersprach. „Ich hoffe du bist nicht so feige wie ich, um Mama und Papa zu sagen, dass du nicht die nächste Marie Curie werden willst."

Das war typisch Eva. Sie war die beste große Schwester, die man haben konnte. Da sie auch unter dem Druck ihrer Eltern litt, war sie die einzige Person, die Anna verstand. Die verstand, dass Anna unter dem Druck fast zusammenbrach und, dass sie einfach mal raus möchte. Abenteuer erleben, Fußball spielen und aus Freunden Familie machen.

Anna wollte nicht studieren, so wie es ihre Eltern erwarteten. Sie wollte durch die Gegend ziehen und unabhängig sein. Doch das konnte sie nicht in diesem Gefängnis.

Eigentlich konnte sich Anna nicht beschweren. Es gab viele Kinder denen es noch schlechter geht. Annas Eltern wollten doch nur, dass es ihren Töchtern gut geht.

„Du bist nicht feige, Eva Maria!", wisperte Anna leise. So leise, dass sie sich nicht sicher war, ob Eva es hören konnte.

„Sag Mama einfach, ich treffe mich mit Sascha um zu lernen, okay?", sie stand vom Bett auf und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer.

Anna nickte zum Zeichen ihres Verstehens. Es kam häufig vor, dass das passierte. Wenn man Kontrollfreaks als Eltern hat, versucht man jede Sekunde außer Haus zu sein. Mit ihren fünfzehn Jahren war Eva in dem Alter angekommen, wo sie sich ständig mit Jungs trifft oder auf irgendwelche Partys geht.

Die jüngere der beiden zog sich Schuhe und Jacke über und machte sich mit ihrem Fahrrad auf den Weg zu Vanessa.

Dort angekommen schmiss sie ihr Rad achtlos zu Boden und klingelte. Vanessa machte die Tür auf und augenblicklich war Anna froh, nicht auf ihre Großmutter getroffen zu haben. Von ihr hatte Anna bis jetzt nur gehört. Doch diese trug bestimmt nicht umsonst den Namen 'Oma Schrecklich'.

„Hey, Anna, komm doch rein", sagte sie und zog Anna an ihrem Arm hinein, die hölzerne Treppe hinauf und in ein Zimmer, welches voll tapeziert von Fußball-Postern war. Ein Bett, ein kleiner Schreibtisch und eine ebenso kleine grüne Couch standen darin.

Sie setzten sich an ihren Schreibtisch und Anna blickte Vanessa erwartungsvoll an.

„Also, wobei brauchst du denn Hilfe?", fragte sie.

„Du hast mir doch letztens von den wilden Kerlen erzählt, erinnerst du dich?", sie zog ihre Augenbrauen weit nach oben und betrachtete Anna durchdringend.

Sofort erinnerte sie sich an das erste Gespräch, welches sie mit Vanessa hatte.

„Ja, natürlich!", antwortete Anna augenblicklich.

„Ich möchte ihnen beitreten!", meinte die Brünette entschlossen.

Überrascht blinzelte Anna kurz. Sie wusste, dass Vanessa Fußball spielte. Jedoch hätte sie nicht gedacht, dass sie, genauso wie Anna still und heimlich selbst, den Kerlen beitreten möchte.

„Okay, und du brauchst meine Hilfe wobei?", fragte Anna skeptisch.

„Wie du bereits sagtest, sind sie nicht die größten Mädchenfreunde und ich brauche einen Plan um sie von mir zu überzeugen. Du weißt schon, um ihnen zu zeigen, dass ich es drauf habe ... Und ach ja, bevor ich es vergesse, ich würde mich freuen, wenn du zu meiner Geburtstagsfeier kommen könntest!"

„Ich würde sehr gerne kommen, Vanessa!", sagte sie mit strahlendem Gesicht. Und da hatte sie einen Geistesblitz.

„Lade sie ein!", sagte sie.

„Was? Erklär mir das." Vanessa war sichtlich verwirrt.

„Lade die Kerle zu deinem Geburtstag ein, da forderst du sie zu einem Match heraus!", sagte Anna begeistert, überzeugt davon, dass das eine super Idee wäre.

„Ja, das ist es, du bist ein Genie! Aber ich glaube wir brauchen Verstärkung ... kennst du zufälligerweise jemanden, der dabei wäre?", fragte Vanessa.

Mit einem Grinsen auf den Lippen nickte Anna. Und ob sie jemanden kannte.

„Verlass dich auf mich, ich bringe ein wildes Mädchen mit!"

„Gut, ich habe auch schon jemanden im Kopf! Zusammen machen wir diese Jungs platt!"

Die beiden grinsten sich verschwörerisch an und sie wusste, dass das der beste Plan ist um in die Mannschaft zu kommen.

Soccer Girls - Mädchenchaos im Wilde-Kerle-LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt