Different Worlds 🔁 | BoyxBoy Omegaverse

Eight | Umschwung: Teil 1 | VIII

PoV. Leo:

Die Bank, auf der ich vor einigen Monaten mit Ty immer alleine war, ist heute reichlich gefüllt. Pia, Ty, Rick, Jason, Scott und ich befinden uns in der Opfer-Ecke und beobachten das rege Treiben der anderen Schüler. Etwas hat sich geändert. Die Scharen, die die drei Prominenten vorher umgeben haben, sind jetzt zu nicht mehr als ein paar Blicken geschrumpft. Abwertend, verurteilend. Das Video von Scott, wie er Kenneth verprügelt, hat seinem Image stark geschadet. Und dann hat er auch noch einen Omega verschleppt...

So blöd muss man erst mal sein! Scott scheint dies nicht zu stören. Allerdings ist mit ihm trotzdem irgendetwas anders. Er redet kaum und scheint komplett abwesend zu sein, als wäre er ständig in Gedanken. Ich lehne mich auf der Bank zurück und lausche Pias Wörterschwall. Mir fällt der Zettel wieder ein, den ich gestern für Scott geschrieben habe. War das zu viel? Habe ich irgendwie komische Signale gesendet? Ich sehe zu Boden. Er ist ein Alpha. Was ist, wenn er jetzt irgendwas von mir erwartet?

"Wie die dich anschaut", vernehme ich auf einmal Jasons Stimme, als Pia endlich den Mund hält. "Ey man, du musst ein Statement rausbringen!", fügt Rick daraufhin hinzu. Mir wird klar, dass die beiden mit Scott reden. "Mh?", macht dieser nur. "Was ist los? Sonst hättest du irgendwas schlagfertiges erwidert, aber jetzt?", erwidert Rick und legt den Kopf schief. "Ich kann nicht. Ich darf nichts posten", erwidert Scott und scheint endlich seine volle Aufmerksamkeit auf Rick zu richten.

Dabei beobachte ich ihn. Wie hat er es geschafft, seine Gesichtszüge wieder komplett zu verändern? Welches Bild haben seine Freunde von ihm? Er lächelt bitter, um seine Aussage zu unterstreichen, und wirkt erneut wie ausgewechselt. "Ich meine, ich bin hier um in Sicherheit zu sein. Ich würde mich niemals gegen Anordnungen meines Vaters stellen", fügt er dann noch hinzu. Dabei ist seine Stimme wieder so samtartig, als wäre eigentlich nichts passiert.

Ich sehe wieder über den Schulhof. Dieser Junge macht mich fertig, wie er sich dauernd ändert und neue Seiten zeigt. Auf einmal fixiere ich eine Person, welche schnellen Schrittes zu uns herüber kommt. Es ist unsere Sekretärin. Eilig trippelt sie auf ihren kurzen Beinen zu uns rüber, wobei jeder ihrer schnellen Schritte ein Geräusch auf dem Asphalt macht. Außer Atem bleibt sie vor uns stehen und deutet auf Scott, Rick und Jason.

"Euch drei...", beginnt sie, doch muss erstmal erneut Luft holen. "Euch drei muss ich bitten, mitzukommen. Es gibt einiges zu klären", erklärt sie dann immer noch schwer atmend. Hektisch deutet sie den dreien an, ihr zu folgen. Etwas verwirrt erheben sie sich auch und folgen dann der erneut hechelnden Sekretärin zurück ins Schulgebäude. Auch ich hebe verwirrt eine Augenbraue und sehe den vieren schweigend nach. Scott ist als letzter, als er sich noch einmal umdreht treffen sich unsere Blicke.

Pures Grün, endloses Grün.

Kurz stoppt mein Herz. Was ist es an ihm, dass ihn so besonders macht? Sind es seine komischen Stimmungswechsel? Seine Vergangenheit? Seine tiefgründigen Beweggründe?

Scott dreht sich zurück und die Zeit läuft wieder normal. Während Ty und Pia anfangen darüber zu reden, was denn passiert sei, überschlagen sich meine Gedanken. Ich starre seinen Rücken an, während sein Geruch mich umschlägt. Als gäbe es nichts anderes auf der Welt. Bilder kommen in meinen Kopf. Verzerrte Echos aus vergangenen Zeiten. Wie Spiegelbilder in Pfützen eines strömenden Gewitters. Sie zeigen mir, wie schlecht Alphas sind. Wie böse sie sind.

Doch nicht Scott! Er ist nicht böse. Er ist tief in seinem Herzen schwer verletzt. Wie in Zeitlupe sehe ich ihn im Gebäude verschwinden. Und auf einmal bleiben meine Gedanken wieder stehen und formen zusammen einen neuen.

Liebe ich ihn?

Ich denke schon.

...

"Wir haben einen vorläufigen Schulverweis bekommen!", flucht Rick und kickt ein Steinchen weg. Ich sehe zwischen den dreien hin und her, während Pia losprustet und Ty einen zufriedenen Eindruck macht. "Wie jetzt?", stammle ich und vermeide es, Scott anzusehen. "Sie haben uns rausgeworfen!", ruft Rick genervt aus. Jason schüttelt den Kopf und drückt und sanft bei Seite. Auch in dieser angespannten Situation scheint er immer noch ruhig und gelassen zu sein. "Sie haben uns für eine Woche verwiesen und unsere Gastfamilien benachrichtig. Außerdem werden unsere Eltern informiert", erklärt er ruhig.