Fourty-Six | Der Platz des Mondes | XLVI

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"Guten Abend, Bürgerinnen und Bürger dieser Welt"

Die Stimme hallt gespenstisch über alle öffentlichen Lautsprecher in allen Städten. Alle wissen, dass in dieser Sekunde jede Person, egal wo sie sich auch befinden mag, jene Worte vernimmt. Es ist wie als würde die Welt den Atem anhalten um einer Macht von hinter dem Horizont zu lauschen.

"Keine Sorge, ich tue Ihnen nichts", lacht die Stimme auch aus den Fernsehern und Radios. Und doch scheint es niemand wirklich zu glauben. Die Bilder von den zertrümmerten Körpern der Senatoren kurz zuvor waren zu einschüchternd.

"Mein Name ist Jamie. Ich habe so eben Main-Senator Harvey und den großen Rat gestürzt. Ich erkläre hiermit den Senator-Sessel für unwirksam!"

Die Main-Stage ist still. Jamie spricht in ein Mikrofon, fläzt sich dabei auf eben jenem Sessel über den er grade noch sprach. Auf jenem Sessel, in dem wenige Stunden zuvor noch Cade Harvey über die Welt regierte.

"Der Omega-Tribe hat gesiegt. Ab heute startet Tag Null des neu deklarierten Omega-Regimes! Ein Ort, an dem Alphas zweitklassig sind. Ein Ort, in dem Omegas endlich frei sein können. Ein Ort voller Gerechtigkeit und Frieden. Meine Damen und Herren, meine Betas und Omegas... ab heute sind Sie alle endlich befreit!"

Im Wohnzimmer von Ricks Haus herrscht totenstille, während alle Jamies hämisches Gesicht anstarren. Silverstones Blick ist jedoch starr. Ein Blick, vor dem jeder Angst hätte. Doch jetzt strahlt er eine neue Energie aus. Eine Energie, die vorher nicht bemerkbar war. Während ihr eisiger Blick den Bildschirm fokussiert, rotiert ein Gedanke unaufhörlich in ihrem Kopf:

'Hätte ich ihm vertrauen sollen?'

...

PoV. Scott

Leicht fröstelnd stehe ich im Büro meines Vaters. Also, mittlerweile ist es ja Jamies Büro. Er hat die Portraits der ehemaligen Main-Senatoren bereits mit seinen Dolchen durchschlitzt. Generell sieht es recht verwüstet aus. Die Cocktail Bar ist überdeckt mit einer dünnen Schicht an alkoholischen Getränken, der riesige Glasschrank dahinter ist eingestürzt und flackert nur noch kläglich. Der Teppich ist übersäht mit diversen Dokumenten. Nur die Glasfront, durch die man über Alypolis blicken kann, ist unversehrt.

Es ist verdammt kühl hier drinnen. Aber vielleicht liegt das auch an meinem unvorteilhaften Outfit. Als hätte er es alles geplant ließ Jamie mir ein Kleidungsstück bringen, bei dem ich mich fragte, ob ich nicht genau so gut gar nichts tragen könnte. Mit vorgehaltener Waffe wartete der Typ bis ich mich ausgezogen habe und das kleine Stück Stoff über meinen Schwanz gezogen hab. Dann fixierte er meine Hände mit Handschellen hinter meinem Rücken und deutete mir an zu warten. Das alles habe ich willenlos über mich ergehen lassen. Noch immer sehe ich, wie die Planke aufschwingt und mein Vater hinunterstürzt.

Er wollte, dass mir nichts passiert...

Ich blinzle. Ich hasse ihn trotzdem und er hat es verdient. Er hat es mehr als alle anderen verdient! Ich betrachte mein Spiegelbild in der Glasscheibe. Der Himmel ist immer noch grau und aufgewühlt. Mit apathischem Blick sehe ich mich an. Er war noch nie stolz auf mich. Weder auf das, was ich geleistet habe oder auf das, was ich leisten wollte. Weder mein Aussehen noch meinen Charakter fand er gut. Laut ihm war das Social-Media Leben eh nur Zeitverschwendung. Aber jetzt weiß ich, dass er das nur sagte, damit ich nicht auf die Idee kam, die Wahrheit zu verbreiten.

Doch das war auch scheiße geplant. Und jetzt stehe ich hier, fast komplett nackt. Nicht mal Socken habe ich an. Und trotzdem bin ich nicht wirklich fähig, auf diesen Umstand zu reagieren. Auf einmal öffnet sich die Tür. Ich fahre herum und entdecke Jamie, welcher von zwei Bodyguards flankiert ins Zimmer geschwebt kommt. Ich schlucke leicht, während er an mir vorbei zur Cocktail Bar geht und mit genervten Lauten den zerbrochenen Schrank durchsucht.

Different Worlds 🔁 | BoyxBoy OmegaverseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt