PoV. Scott
Wir schweigen, während der Turbo-Aufzug in die Tiefe rauscht. Fabrice tippelt nervös auf der Waffe herum, welche an seiner Hüfte fixiert ist. Der Typ passt fast gar nicht in den Aufzug rein. Die Tribe-Uniform spannt sich bereits gefährlich über seinem Oberkörper. Ich wette, der Tribe hat nicht mal so große Uniformen, da Omegas meistens kleiner sind. Ich habe mich generell nie gefragt, warum so ein klischeehafter Alpha ausgerechnet im Omega-Tribe gelandet ist, welcher doch Alphas hasst.
Meine Gedanken fühlen sich so merkwürdig langsam an. Dauernd kehren sie zu Jamie zurück. Wie ein Schatten liegt er über mir. Als wäre er hier mit uns im Aufzug. Ich kann seinen Geruch noch riechen. Er klebt an mir wie ein Kleidungsstück. Seine furchtbare Stimme hallt noch in meinen Ohren. Er wolle mit mir die Welt regieren. Mit mir... ich schüttle den Kopf. "Was hast du?", bricht Fabrice ausdruckslos das Schweigen. Ich bleibe stumm. Was soll ich ihm sagen? Dass ein Omega mich hat hilflos fühlen lassen? Dass ein Omega mich fast sexuell ausgenutzt hätte? Dass meine Gedanken nicht in der Lage sind zu erfassen, was das für eine Erfahrung war?
"Nichts"
Fabrice macht nur ein verstehendes Geräusch. Kurz ist es so, als würde uns ein mysteriöses Verständnis verbinden. Als hätte er begriffen, was ich meine. Als würden wir für das gleiche Team spielen. Ich blinzle, und der Moment ist vorbei. Auf einmal verlangsamt sich der Aufzug, die Tür öffnet sich. Fabrice atmet tief ein. "Ich riskiere jetzt nur für dich Arschloch mein Leben. Also verkack' es nicht", raunt er mir zu, ehe er meinen Arm packt und mich mit unnatürlicher Kraft mit sich zieht. Ich will protestieren, doch ist mein Kopf wie eingefroren.
Vor uns befindet sich eine weitere Türe, welche sehr sicher und wichtig aussieht. Dahinter liegt die Eingangshalle der Main-Stage. "Hier ist alles voller Tribe-Agenten. Ich lasse mir was einfallen, warte hier!", ordnet er flüsternd an und drückt mich in den Aufzug zurück. Dann lässt er den Aufzug sich schließen ehe ich höre, wie er den Vorraum verlässt. Dumpfe Stimmen dringen an mein Ohr. Doch ist es mir unmöglich, irgendwas zu entziffern. Während ich warte beginnen meine Gedanken erneut zu kreisen.
Noch immer trage ich die furchtbaren Klamotten, welche eigentlich gar nichts von meinem Körper verdecken. Ich sehe zur Decke. Was auch immer Jamie mit mir vor hat, es hat sich so unfassbar komisch angefühlt. Es fühlt sich an, als würde er immer noch hinter mir stehen. Wie er mich angesehen hat... als wäre ich nur ein Spielzeug. Leo würde mich nie so ansehen... Leo, verdammt! Ich muss zu ihm! Ich brauche ihn! Er ist dort! Auf dem Locum Lunae! Fabrice hat ihn gesehen! Der Gedanke an Leo bricht durch die komische Eisdecke, welche Jamie erschaffen hat. Nur mit Leo bin ich komplett...
Ich sehe auf, als sich die Aufzugstür wieder öffnet. "Komm, Harvey. Deine Freunde warten draußen". Ich sehe Fabrice nur ausdruckslos an und nicke. Dann folge ich ihm etwas unbeholfen. Die Eingangshalle der Main-Stage ist Menschenleer. "Ich habe sie nur weggeschickt. Ich habe gesagt, Jamie hätte eine Versammlung angeordnet", erklärt mir Fabrice beiläufig. Gedanklich rolle ich die Augen. Ich habe es verstanden. Er hat Macht und ich nicht. Doch irgendwie muss ich ihm auch danken. An der gläsernen Fronttür bleibt Fabrice stehen und späht nach draußen. "Da sind sie alle... Leo", seufzt er dann und dreht sich wieder zu mir.
"Harvey... ", beginnt er dann und hält mir eine Hand hin, ehe er den Kopf schüttelt, "Scott. Alles Gute". Langsam schlage ich ein. "Danke, Fabrice. Ich bin mir sicher, dass wir uns bald wiedersehen", erwidere ich. Er zieht die Augenbrauen zusammen, doch ich öffne nur die Türe und stürme ins Freie. Die Luft ist schwer und feucht. Auf dem Platz finden sich noch einige Pfützen. Der Himmel ist wolkenverhangen und grau. Also wie immer. Doch nun ist der Unterschied, dass von überall her Jamies Gesicht erstrahlt.
Mein Blick fixiert die Gruppe Menschen, welche sich um die Leiche meines Erzeugers gescharrt haben. Und dann nehme ich ihn wahr: Leos Duft. Wundervoll schmerzlösend. Gegen einen Schmerz, den ich nicht spüre. Meine Schritte beschleunigen sich, die Leute drehen sich zu mir um. "Scottyyyy!", vernehme ich Pia, doch ich sehe nur Leo. Kurz vor ihm bleibe ich stehen. Seine grauen Augen sehen zu mir hoch. Wie zwei Lampen, welche mit ihrem silbernen Schein die Dunkelheit erhellen. "Hey", flüstert er glücklich. Ich erwidere nichts sondern schlinge nur meine Arme um ihn.
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Different Worlds 🔁 | BoyxBoy Omegaverse
Novela JuvenilLeo ist es leid, schwach zu sein. Regelmäßig kriegt er dies aber zu spüren, schließlich ist er ein Omega. Und die Schuld an dieser Situation gibt er den Alphas. Er hasst sie, dafür, dass sie die Omegas unterdrücken und zur Zielscheibe machen. Und da...