11💒

1.4K 190 104
                                    

Nachdem Alec einem Treffen zustimmte, waren wir uns schnell einig, dass dieses auf neutralem Boden stattfinden sollte. Ich schlug ihm vor, dass wir uns am kommenden Abend im Hunters Moon treffen und ganz ungezwungen etwas trinken und miteinander reden. Alec bewohnt zusammen mit seinem Bruder eine kleine Wohnung am anderen Ende der Stadt. Daher benötigte er eine Weile, um in mein Viertel zu kommen. Diese Zeit nutzte ich, um einen guten Platz im Moon zu ergattern. Einen Tisch geschützt in einer Nische, fern ab von unerwünschten Zuhörern und aufdringlichen Blicken.

Ich bin nicht gerade erpicht darauf, dass die ganze Stadt von unserer Hochzeit im Alkoholrausch und den damit verbundenen Konsequenzen erfährt. Aber meine Ängste darüber waren unbegründet. Alec betrat das Hunters Moon und blickte sich suchend um. Ich kam gerade von der Toilette als ich sah, wie er am Eingang stand und alle Blicke auf sich zog. Es hatte begonnen zu regnen und seine Haare waren tropfnass. Das weiße Shirt klebte an seinem Körper und ließ wenig Raum für Fantasie.

Ich schloß kurz meine Augen und ging freudestrahlend auf ihn zu. Das mein Lächeln aufgesetzt war versuchte ich zu überspielen. Er sah verboten sexy aus mit den Wassertropfen auf seiner Haut und diesen strahlenden Augen. Nach einer knappen Begrüßung, gab ich ihm die Schlüssel für mein Haus und bat ihn, fix zu duschen und sich trockene Kleidung zu holen. Auf dem Fußboden des Hunters Moon sammelte sich bereits das Wasser, welches aus seinen Haaren und der Kleidung tropfte.

Luke reichte mir stumm einen Wischmob und ich machte mich an die Arbeit, die Spuren von Alecs Erscheinung zu beseitigen. Danach genehmigte ich mir stumm einen Shot und sah in Lukes belustigtes Gesicht. Raphael, Andrew, meine Wenigkeit und sogar Ragnor sind Stammgäste bei Luke. Das Hunters Moon ist nur fünf Gehminuten von meinem Zuhause entfernt und empfängt jeden Gast mit seiner Wärme und dem Geruch von Familie und Zuflucht.

"Willst du darüber reden?" fragt Luke mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht. Er war genauso wie meine Freunde Gast auf der Beinahehochzeit mit Julian. Und natürlich hat er auch meinen Abgang und Julians Tränen gesehen. Seit diesem Tag war ich nicht mehr im Hunters Moon. Nicht weil ich mich vor der Konfrontation mit Luke scheute. Eher wegen ihm, Julian. Denn Julian arbeitet an den Wochenenden im Hunters. Da es mitten in der Woche ist, hat er heute frei und mein zweites Wohnzimmer ist frei von jeglichen Überraschungen. Bis auf einen tropfnassen Alec in einem enganliegendem durchscheinenden Shirt.

Schnell verscheuche ich diesen Gedanken und schnappe mir die zwei Gläser Whiskey, welche Luke gerade auf den Tresen stellte.
"Nicht jetzt. Ich muss erst einige Dinge regeln. Danke Luke." Damit gehe ich zu dem kleinen Tisch in der Nische und warte auf Alec. Die Zeit verrinnt und meine Gedanken kreisen um den gestrigen Tag. Ich habe mich wirklich arschig benommen und hege ein leicht schlechtes Gewissen Alec gegenüber. Die wenigen Male die wir uns trafen, zweimal um genau zu sein, war er immer nett und höflich zu mir. Ich dagegen, abweisend und kühl. Ragnor hat recht. Er ist ein netter junger Mann und hat es nicht verdient so behandelt zu werden.

"Hallo Magnus." Alec steht plötzlich neben mir. Ich muss sehr tief in Gedanken gewesen sein, denn ich habe überhaupt nicht bemerkt, dass er wieder zurück ist. Mein Lächeln ist diesmal echt, nicht falsch und aufgesetzt. Auch Alec lächelt leicht und er setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber. Aber im Gegensatz zu mir, wirkt sein Lächeln gespielt.
"Schönes Shirt." sage ich und Alec runzelt die Stirn.
"Es gehört dir?" Eine sarkastische Frage als Antwort. Ganz toll. Und bevor ich darauf reagieren kann, schiebt er eine Antwort hinterher, die mich schwer schlucken lässt.
"Das Shirt war in deinem Haus, deinem Schlafzimmer, deinem Kleiderschrank. Es sei denn, du hast innerhalb eines Tages noch einen Mann unwissendlich geheiratet und dieser ist bereits bei dir eingezogen. Dann habe ich wohl gerade das Shirt eines fremden Kerls an."

Wow. Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Er scheint wegen irgend etwas sauer zu sein.
"Bist du sauer?" frage ich geradeheraus und sehe, wie Alecs Augen sich zu schmalen Schlitzen formen.
"Was willst du Magnus?"
"Mit dir reden. Und trinken." Schnell hebe ich mein Glas und will gerade mit ihm anstoßen, als eine Bewegung neben mir mein Tun unterbricht.

"Hallo Jungs. Luke lässt fragen ob ihr etwas essen wollt." Heidi arbeitet schon ewig für Luke. Sie ist eine kleine zierliche Blondine, aber der Schein trügt. Sie kann jeden Matrosen innerhalb von zwei Sekunden auf die Matte schicken und das auch in High Heels und mit verbundenen Augen. Sie ist eine taffe Frau und ich mag sie sehr. So wie immer wenn wir uns sehen, ziehe ich Heidi in eine feste Umarmung und hauche einen Kuß auf ihre Wange. "Hallo meine Süße." begrüße ich sie und ihre Wangen färben sich leicht rot.

"Nachos mit Käsesoße?" frage ich an Alec gewandt. Der Blick den er mir schenkt, jagt mir einen unangenehmen Schauer über den Rücken. Seine Aura lässt die Temperatur um uns herum um einige Grad sinken und plötzlich wird mir leicht kalt. Er hat die Arme vor der Brust verschränkt und aus seinen Pupillen schießen kleine Bögen ihre spitzen Pfeile direkt in mein Herz. Fuck was ist nur los? Alec schüttelt leicht mit dem Kopf, ich wende mich wieder an Heidi und auch in ihrem Blick liegt eine eindeutige Ansage. Auch bei ihr kleine Bögen, doch statt spitzer Pfeile jede Menge roter Herzchen. Heidi hat ein Fable für den dunklen Typ Mann. Der Bad Boy soll es sein. Und genau diese Art zeigt sich gerade in Alecs Gesten. Dabei bin ich mir ziemlich sicher, dass er alles andere als der Bad Boy ist.

"Danke Liebes. Wir kommen zurecht." sage ich und Heidi lässt uns wieder alleine. Alec schaut mich noch immer an und seine Mimik sagt mir rein gar nichts. Von wegen offenes Buch.
Ich räuspere mich und nehme das Glas wieder in die Hand.
"Lass uns noch mal von vorne anfangen Alec." sage ich und halte ihm mein Glas zum Anstoßen entgegen.
Alec hebt eine Augenbraue und beißt sich hart auf die Unterlippe. Ich lasse mein Glas sinken und atme einmal tief durch.
"Sag schon."
"Hälst du das für eine gute Idee? Wir beide in einer Bar und Alkohol? Du weißt wo das endet."

What happened in Vegas - Plötzlich verheiratetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt