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"Das weiß ich Alec. Ich bin nicht blind."
"Aber dir geht es nicht so." vervollständigt Alec meine Worte. "Was soll ich dazu sagen? Du lässt mich nicht kalt. Im Gegenteil. Das spürst du selber." Mittlerweile ist die Musik verklungen, eine andere Melodie hat eingesetzt und ich verspüre nicht das Bedürfnis dazu zu tanzen. Ich löse mich von Alec und er sieht mich traurig an. Schnell greife ich nach seinen Händen und umfasse beide mit festem Griff, signalisiere ihm das ich hier bin und nicht vor habe zu gehen. Dennoch werden meine nächsten Worte nicht leicht für ihn werden.

"Ein bißchen Sex, ein bißchen Spaß. Ein Abenteuer." Alec entzieht sich meinem Griff und funkelt mich zornig an.
"Du bist ein wunderbarer Mensch Alec." flüstere ich. Jedoch bezweifele ich, dass meine Worte ihn erreichen. Die Musik ist laut und schrill, Eminem gibt alles, schreit seinen Frust über die Welt und das beschissene Leben heraus. Ich hasse es, obwohl ich ihn manchmal so gut verstehen kann.

Alec presst die Lippen aufeinander, seine Hände ballen sich zu Fäusten und ich kann die Wut die sich durch seine Venen frisst und jede Zelle seines Körpers vergiftet sehen.
"Ich ertrage es nicht mehr Magnus. Du weißt nie was du willst. Mal bist du lieb und fürsorglich. Dann bist du wieder kalt und abgestumpft. Du vereinst so viele Gegensätze, verwirrst und verführst. Auch mich lässt es nicht kalt. Ich bin auch nur ein Mann Magnus." schreit Alec mir entgegen. Es fühlt sich beschissen an hier zu stehen und die Worte aus seinem Mund zu hören. Ich spüre die Blicke der Gäste auf mir ruhen. Seine gesamte Familie ist hier, die Familie von Simon, ihre Freunde. Nervös blicke ich mich um, die Musik spielt noch, aber die Gäste haben aufgehört zu tanzen. Einige tuscheln, zeigen mit den Fingern auf uns und manche lachen höhnisch.

'Das ist er, der Mann der Alec vor den Altar zog und nun all die Wut und den Hass zu spüren bekommt.' Meine Augen zucken panisch hin und her, das Licht ist plötzlich so hell und in meinem Kopf dreht sich alles. Übelkeit steigt in mir hoch und ich wünschte, ich wäre Zuhause in meinem Bett. Dann müsste ich diese Schmach nicht über mich ergehen lassen und könnte einfach ein gutes Buch lesen und darauf warten, dass Alec nach Hause kommt und mit glänzenden Augen und wild gestikulierenden Händen von der Hochzeit berichtet. Ich würde ihm einen Tee kochen und seine vom tanzen müden Füße massieren. Er würde lachen bei der Erinnerung an ein witzige Anekdote oder traurig darüber sein, dass seine geliebten Großeltern diesen Tag nicht mehr erleben konnten.

"Mags." höre ich Alecs liebevolle Stimme und spüre seine starke Hand an meiner Wange. Die Wärme seiner Haut legt sich schützend um mich, vertreibt die Übelkeit und nur langsam komme ich wieder zu mir. Jubelnde, tanzende und vorallem fröhliche Menschen springen um uns herum. Sie beachten uns nicht, sind gefangen im Klang der Melodie und dem Rausch der Endorphine. Nur langsam wird mir klar, dass ich mir die abschätzigen Blicke, das tuscheln und die Ablehnung in Alecs Worten nur eingebildet habe. Wir stehen mitten auf der Tanzfläche und Alec legt eine Hand auf meine Hüfte. Die andere ruht noch immer auf meiner Wange und ich blicke in seine blauen Augen. Sie verraten mir seine Gefühle, er ist zerrissen und das bin ich auch.

"Du hast Recht. Ich weiß nicht was ich will. Nur wäre es eine Lüge wenn ich sage, dass ich mir nicht unentwegt vorstelle wie ich unter dir liege und du mich um den Verstand vögelst. Die wilde Phase habe ich intensiv gelebt. Frag Raphael. Er hat mich oft genug aus den Schlafzimmern fremder Kerle befreit." Alec verzieht angewidert das Gesicht und ich verstehe ihn. Julian hat jedes Mal den Raum verlassen, wenn ich mit meinen zwei besten Freunden über unsere gemeinsame Vergangenheit, die Unbeschwertheit der Jugend sprach.
"Ich kann mir denken, dass es das letzte ist was du von mir hören willst. Aber Alec, ich habe noch nie einen Mann so sexuell anziehend gefunden wie dich..."

"Wir sollten nicht hier darüber reden." unterbricht Alec meinen Redeschwall und zieht mich mit sich runter von der Tanzfläche, hinüber zu einem der runden Tische. Er drückt mich sanft aber bestimmend auf einen der Stühle, das weiche Polster ist angenehm und gebannt starre ich auf den Tisch. Das Arrangement ist wunderschön. Fast schwebend streicht meine Hand über die weiße Tischdecke, hauchzarte filigrane Muster eingewoben in feinsten Damast. Glasteller mit einem ähnlichen floralen Muster und Kristallgläser die einen Regenbogen auf den Tisch reflektieren. Silberbesteck fein säuberlich ausgerichtet, die Stoffservietten klassisch gefaltet daneben. In der Mitte des Tisches ein Bouquet aus blauen Hortensien und weißen Rosen, umsäumt von cremeweißen Kerzenstumpen. Die Flammen flackern und scheinen sich zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Anmutig tanzend, eine Einladung sich fallen zu lassen und einfach das Leben zu genießen. Ich seufze und lasse mich in den Stuhl fallen, meine Finger streichen über den Rand der cremefarbenen Karte. Wieder ein filigranes Blumenmuster und ein Name so vertraut in einer wunderschönen geschwungenen Handschrift geschrieben.

What happened in Vegas - Plötzlich verheiratetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt