Ich erwache mit leichten Kopfschmerzen aus einer unruhigen Nacht. Mein Kissen ist eine gequetschte Masse, die Bettdecke hängt aus dem Bett heraus, liegt halb auf dem Boden. Genauso wie ich. Ich war schon immer ein Bauchschläfer. Diese Position ist mir von allen am liebsten. Der linke Arm hängt über die Kante meines Bettes, die Fingerspitzen berühren leicht den Boden. Das Holz der alten Dielen strahlt eine Wärme aus und ist doch gleichzeitig kalt auf meiner Haut. Ein unangenehmes Kribbeln zieht sich über die Schulter und den Arm. Kommt in der Hand zum erliegen und nun spüre ich die Kälte ganz deutlich. Mein Arm ist eingeschlafen. Das passiert nicht zum ersten Mal. In meiner verdrehten Schlafposition, die Beine weit von mir gestreckt, den linken Arm unter meinem Körper verdreht und den anderen irgendwo in meinem Gesicht, gebe ich ziemlich sicher ein skurilles Bild ab. Aber ich liege alleine hier. Niemand stört sich daran.
Die ersten Strahlen des Tages schieben sich keck durch die Vorhänge. Sie kitzeln auf meiner Haut und der Nasenspitze. Blinzelnd hebe ich meinen Kopf und lasse ihn alsbald wieder sinken. Ein Blick auf den Wecker verrät mir, dass es noch früh am Morgen ist. Warum bin ich schon wach? Gewöhnlich habe ich einen tiefen Schlaf und lass mich nicht von der Sonne wecken. Für gewöhnlich, ist das Schlafzimmer auch verdunkelt. Aber gestern Abend habe ich anscheinend vergessen die Rolläden herunter zu lassen. Genervt ziehe ich die Bettdecke über meinen Kopf und begrüße die Dunkelheit und darauffolgende Stille wie einen alten Freund. Stille. Jetzt ist es still. Aber bis vor kurzem war das nicht so.
Das Geräusch von Wasser, das metallische Geräusch einer Gürtelschnalle, der Geruch nach Kaffee, das Klicken einer Tür. Hektisch ziehe ich die Decke von meinem Kopf und setze mich auf. Das Zimmer ist leer, die Tür zum Bad angelehnt. Ich lausche in die Stille des Morgens hinein. Aber es bleibt dabei. Stille. Es ist der erste Morgen nach dem Einzug von Alec und die Bilder von letzter Nacht schieben sich in meine Gedanken. Sein erregtes Gesicht, sein enttäuschter Blick. Seine sanften Worte und mein gehauchter Kuss auf seine Stirn.
Das ruckartige Aufsetzen hat meinem Kopf nicht gut getan. Die Schläfen pochen unangenehm und mein Rücken schmerzt an den Stellen, wo die Knochen meiner Wirbelsäule hart auf die hölzerne Platte gepresst wurden. Sex auf dem Schreibtisch ist geil, keine Frage. Aber mein Rücken lässt mich das tagelang büßen. Wie eine Strafe für eine begangene Sünde. Dabei könnte so etwas schönes, sinnliches wie das was wir gestern zusammen erlebt haben niemals Sünde sein. Und dennoch legt sich ein beklemmendes Gefühl schwer wie Blei über mich.
Unruhig wälze ich mich in meinem Bett hin und her. Ich bin müde, fühle mich zerschlagen, der Kopf schmerzt und die Augen brennen. Aber der Schlaf will sich einfach nicht wieder einstellen. Die Zahlen meines Weckers schreien mir entgegen, dass es einfach viel zu früh ist. Dennoch finde ich einfach nicht in den Schlaf zurück. Ich stehe auf und gehe geradewegs zur Treppe und nach unten. Ein leichter Duft nach Kaffee liegt in der Luft. Aus halbgeschlossenen Augen erblicke ich den Esstisch und stocke kurzerhand.
Irritiert blinzele ich, aber es bleibt dabei. Der Esstisch ist gedeckt. Ein Teller, eine Tasse. Ein Messer, ein Löffel und eine Schale für Müsli, dass neben einem Korb mit frischen Brötchen steht. Eine Thermoskanne mit, dem Duft nach zu urteilen, frischem Kaffee darin. Fruchtaufstrich und Butter. Es fehlt nur noch ein Strauß roter Rosen und ein zweites Gedeck. Dann hätte das ganze hier den perfekten Rahmen für ein romantisches Pärchenfrühstück.
Laut seufzend lasse ich mich auf dem Stuhl nieder und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Das letzte Mal, dass ich solch ein Frühstück bekam war der Tag, als ich auf das College ging und mein Elternhaus verließ. Mum machte Pancakes mit Sirup und Erdbeeren. Mein Vater schwärmte von seiner Zeit auf dem College, dem Footballteam und der Studentenverbindung, wilden Partys und der Liebe seines Lebens. Wir lachten und redeten und hatten einen tränenreichen Abschied. Die Erinnerung trifft mich gerade hart und unerwartet. Kurz darauf wurde Mum krank und eine Weile später starb sie und ließ mich hier alleine zurück.
Tränen benetzen meine Haut. Die Erinnerungen an meine Mutter, den Schmerz und die Trauer der vergangenen Jahre drängen sich an die Oberfläche. Viel zu früh hat der Engel des Todes sie mit sich genommen. Es war ihr nicht vergönnt den Abschluß meines Studiums mit mir zu feiern. Stolz zwischen den anderen Eltern zu sitzen und dabei zuzusehen, wie ihr einziges Kind sein Diplom überreicht bekommt. Stattdessen saß Ragnor auf dem für sie bestimmten Platz, mit einem fetten Grinsen und tränenfeuchten Augen.
Aber am meisten belastet mich der Umstand, dass ich ihren größten Wunsch nicht wahr werden lassen kann. Einen liebevollen starken Mann an meiner Seite und eine Hochzeit für ihr Kind.
Eine Weile schwelge ich in meinen Erinnerungen, vertreibe die trüben und ersetze sie durch fröhliche. Schlagartig fällt mir ein, dass Alec nicht hier ist. Mein Blick wandert zum Sofa und wie zu erwarten war, ist es leer. Kein dunkler Wuschelkopf der über den Rand der Bettdecke linst.Kopfschüttelnd sitze ich da und starre auf das Bild was sich mir bietet. Die Bettdecke und das Kissen liegen ordentlich am Ende vom Sofa. Die kleinen Sofakissen sorgfältig drapiert und auf dem Tisch liegt ein Zettel. Neugierig gehe ich hinüber und erkenne eine schöne geschwungene Schrift und mein Name springt mir anklagend entgegen.
Lieber Magnus
Ich habe dir Frühstück gemacht. Da ich deine Vorlieben diesbezüglich noch nicht kenne, habe ich mich für Brötchen und Müsli entschieden. Die kleine Bäckerei um die Ecke ist wirklich nett und die Bedienung sehr freundlich. Lass es dir schmecken.
Ich hoffe, Kaffee ist okay.Ich komme heute spät nach Hause. Aber dann würde ich gerne mit dir über letzte Nacht reden. Bitte Magnus, nur reden. Wir sollten dringend reden.
Hab einen schönen Tag. Alec
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What happened in Vegas - Plötzlich verheiratet
FanfictionPart I (abgeschlossen) - Zögerlich wende ich meinen Kopf und blicke auf die andere Hälfte des Bettes. Gebannt starre ich auf den Rücken eines Mannes mit schwarzen Haaren. Das Bild von Elvis flitzt durch meine Gedanken und ich schlucke trocken. Was i...