39💒

1.3K 187 43
                                    

Alecs weiche Lippen finden die meinen und wie selbstverständlich schließe ich die Augen. Bevor ich mich dem aufkommenden Rausch hingeben kann, entfernt er sich wieder. Zärtlich streichelt er über meine Wange. Diese Geste ist so intim und vertraut, alles in mir schreit nach mehr. Mehr von seinen Küssen, mehr von seinen Händen auf meinem Körper, mehr von seiner Zunge an meinem Schwanz. Sex. Verlangen. Trieb. Befriedigung. Das ist es um was es geht. Und das ist es, was Alec nicht möchte. Jetzt verstehe ich es. Alec will so viel mehr und ich weiß, dass ich nicht dazu bereit bin, ihm mehr zu geben. Noch nicht. Vielleicht irgendwann. Aber im Moment, bin ich mir meiner eigenen Gefühle, meiner Verwirrung nicht sicher. Und ich möchte mich nicht auf etwas festes einlassen, wenn ich mir nicht hundertprozentig darüber im Klaren bin was ich will. Die sexuelle Anziehungskraft zwischen uns ist groß. Seinen körperlichen und sexuellen Reizen kann ich nur schwer widerstehen. Alec weiß das. Und wenn er es zulässt, hat er mich mit einem Fingerschnippsen in seinem Bett.

"Wie bist du hergekommen?" fragt Alec und ich schüttele leicht meinen Kopf, vertreibe die aufkeimenden Gedanken an Alec und mich zusammen in einem Bett.
"Andrew." sage ich knapp und Alec nickt. Sein Lächeln wird breiter und ich liebe es wie sich kleine Lachfältchen, ganz zart und sanft, um seine Augen bilden. Es macht dieses wunderbare warme Lächeln noch ehrlicher und lässt mich wissen, dass er nicht sauer auf mich ist, weil ich einfach so unangemeldet hier auftauche.
"Hat er dir erzählt das ich regelmäßig zu ihm gehe?" Entschuldigend schüttele ich den Kopf.
"Alles gut Alec. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Raphael war es. Auch das heute die Hochzeit deiner Schwester ist." Sein Lächeln erstirbt und einen kurzen Augenblick schauen wir uns schweigend in die Augen. Ich sehe Unsicherheit, einen inneren Kampf und bevor die Gedanken in Alecs Kopf in eine Richtung wandern die mir ziemlich sicher nicht gefallen wird, erlöse ich ihn. "Du brauchst nur ein Wort sagen und ich gehe." sage ich sanft und greife nach seiner Hand, die noch immer an meiner Wange liegt.

Alec verschränkt unsere Finger miteinander, wieder ein vertrautes Gefühl. Je öfter wir das machen, umso vertrauter wird es. Und umso mehr schleicht sich das Gefühl von Vermissen langsam von hinten heran. Umso größer wird die Verwirrung und die Spirale aus bohrenden Fragen ohne Antworten wird immer länger. "Die Frage ist eher, bist du bereit für die volle Ladung Lightwood, Trueblood und Lewis? Hinter dieser Tür, befinden sich zweihundert Menschen. Alt, jung, älter und die meisten von ihnen, sind nicht mehr nüchtern. Sie werden dich mit ihren Fragen auseinander nehmen. Und ich weiß nicht, wie ich dich vor der sensationsgeilen Meute beschützen soll." sagt Alec und ich bin froh, dass die Unbeschwertheit wieder zurück ist.

"Ich habe ein Schwert im Büro hängen. Soll ich es holen?" frage ich scherzend und Alec legt seinen Kopf auf die Seite und schaut nachdenklich zu Gideon.
"Schaffst du es vor dem Essen zurück zu sein? Dann ja. Andernfalls verpasst du ein tolles Essen und der hier..." Sein Zeigefinger bohrt sich anklagend in Gideons Brust. Lachend schauen sich die beiden an, ihre Ähnlichkeit verwirrt mich zusehends immer mehr. "... ist der König der Tratschweiber. Ich hoffe, seine Art hat dich nicht zu sehr eingeschüchtert."

"Nein. Ich denke, ich komme schon klar." sage ich und Alec zieht mich hinter sich her ins Innere des Hauses. Meine Augen versuchen die vielen Details aufzunehmen, aber mein Verstand kommt nicht so schnell hinterher. Hell erleuchtet, der Flair einer vergangenen Zeit trifft auf die Moderne von heute. Die Rezeption umrahmt von einem Tresen aus dunklem Holz, eine goldene Glocke für ankommende Gäste und hinter der jungen freundlich wirkenden Frau eine holzvertäfelte Wand mit goldenen Schlüsseln und glänzenden Zimmernummern. Ob Alec heute Nacht hier schläft? Hat er ein Zimmer reserviert? Ist es ein Zimmer mit einem Doppelbett? Und wieder huschen die Bilder von Alec und mir zusammen in einem Bett durch meinen Kopf. Immer deutlicher werden die Bilder und immer lauter die Stimmen. Kehliges Stöhnen und tiefes Keuchen. Alexander.

Alec zieht mich weiter, ich stolpere leicht hinter ihm her. Zu sehr versuche ich mich auf meine Umgebung zu konzentrieren um die nicht gerade jugendfreien Bilder aus meinem Kopf zu bekommen. Meine Füßen bewegen sich wie von selbst. Er hält vor einer Sitzgruppe, ein Sofa und zwei gemütlich aussehenden Sesseln, lederbezogen und alt. Sehr alt. An einigen Stellen erkennt man die Spuren der Zeit. Meine Mutter besaß nicht nur einen alten Schreibtisch, in ihrem Büro der Staatanwaltschaft stand früher auch ein altes Sofa. Chesterfield. Wunderschön gearbeitet, braunes Leder mit dem charakteristisch geknüpften Rautenmuster, in Falten gelegt und mit Lederknöpfen befestigt. Es war eine meiner schwersten Entscheidungen. Aber ich weiß, dass es bei Ragnor am besten aufgehoben ist. Und auch wenn er nie darüber sprach, so bin ich mir ziemlich sicher, dass er mit diesem einzigartigen Möbelstück jede Menge Erinnerungen verbindet. Diese Sitzgruppe katapultiert mich gedanklich in eine Zeit zurück, die nicht einfach für mich war. Viele Entscheidungen mussten getroffen werden und hätte ich Ragnor, Raphael und Andrew nicht gehabt, wäre ich daran zerbrochen.

"Das ist Magnus." höre ich Alec sagen und wende meinen Blick vom Leder mit den feinen durchzogenen hellen Linien zu den Menschen die es sich auf dem Sofa und den Sesseln gemütlich gemacht haben. Jace grinst mich frech an. In seinen Armen liegt eine bildschöne rothaarige Frau. Ihre grünen Augen strahlen so hell wie das Gras einer Sommerwiese und auf ihrer Stupsnase tanzen unzählige kleine Sommersprossen. Die Locken ihrer feuerroten Haare umrahmen das schöne zierliche Gesicht und ihr Lächeln ist so warm und ehrlich. Sie versprüht pure Liebe und Freude. "Hallo ich bin Clarissa." sagt sie und streckt mir ihre kleine Hand entgegen. Sie ist die Freundin von Jace und der Grund seiner Trauer. Der Grund, warum Alec damals diesen verherrenden Streit mit Victor hatte. Mein Daumen streicht unbewußt über Alecs Handrücken, die Narbe fühlt sich leicht rau an und ich versuche das Gefühl von Schmerz zu unterdrücken.

What happened in Vegas - Plötzlich verheiratetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt