70💒

1.1K 164 68
                                    

Ich muss hier weg. Und zwar ganz schnell. Mein Verstand leitet die Signale nur zögerlich an mein Gehirn weiter und dieses befindet sich gerade im Sparmodus. Daher stehe ich noch immer wie angewurzelt an der gleichen Stelle der Tanzfläche und starre in ein paar funkelnde Augen, die langsam immer näher kommen. Ich frage mich warum er hier ist? Waren seine Worte wieder gelogen? Ist das alles hier ein schlechter Scherz? Das kann und will ich nicht glauben. So ist Alec nicht.
Ich beobachte ihn dabei, wie er sich durch die Masse tanzender Menschen bewegt, einem Ellbogen ausweicht und das sanfte Lächeln in seinem Gesicht immer breiter wird. Warum lächelt er? Ist er nicht mehr sauer? Kurz macht sich Hoffnung breit, dass er seinen Abgang bereut. Doch sogleich hallen seine Worte scharf wie Messerstiche durch meinen Kopf.

'Aber das was uns verbindet, ist nicht gesund Magnus. Wir drehen uns im Kreis.' Es gibt kein Entrinnen. 'Immer wieder.'
Das grelle Licht des Stroboskops huscht über sein Gesicht und lässt die schwarzen Haare glänzen. Mein Herz rast mittlerweile und ich kann mich noch immer nicht bewegen. Alec kommt direkt auf mich zu. Ich wappne mich für einen Ausbruch der Gefühle. Ob seine oder meine, das weiß ich im Moment noch nicht.
"Magnus." schreit eine mir allzu bekannte Stimme in mein Ohr. Ich zucke leicht zusammen. Fuck das hatte ich total vergessen. Eine Hand auf meiner Schulter signalisiert mir, dass es Zeit ist mich zu bewegen. Aber ich kann nur auf den Mann starren, der ohne mich eines Blickes zu würdigen an mir vorbei geht. Seine Hand berührt nicht die meine, kein Fingerkribbeln ist zu spüren. Die Gesichtszüge des Mannes sind denen von Alec nicht mal annähernd ähnlich. Das einzige was beide vereint ist ihre Körpergröße und das Schwarz ihrer Haare. Ich blinzele ein paar Mal um sicher zu sein, dass es nicht Alec ist, der in ein paar Schritten Entfernung in der Umarmung eines anderen Mannes liegt.

Mein Verstand spielt mit mir. Das Gefühl ist seltsam, erschütternd. Genauso wenig wie ich die Erinnerungslücken und den Kontrollverlust über meinen Körper leiden kann, ist das heraufbeschwören von nichtexistenten Bildern meine Horrorvorstellung. Das jetzt hier, nach dem Streit mit Alec und meinen verwirrten Gefühlen zu erleben, ist überaus verstörend. Alec ist immer da. Dennoch atme ich erleichtert auf und schiebe eine aufgeregt wedelnde Hand aus meinem Sichtfeld.
"Was willst du?" keife ich und blicke in das entsetzte Gesicht meines Freundes.
"Ich habe dich gesucht. Wir wollten uns doch vor dem Pandemonium treffen. Nicht innen." schreit Andrew mir entgegen. Die Musik ist laut und der Bass dröhnt in den Ohren. Die Männer um uns herum bewegen sich einfach weiter, ignorieren unsere Anwesenheit auf der Tanzfläche.
"Ja ja. Ich hatte keine Lust zu warten." winke ich seine indirekte Standpauke ab.
"Wieviel hast du getrunken Magnus?" fragt Andrew skeptisch. Raphael taucht hinter ihm auf und sieht alles andere als begeistert aus. Sie kennen mich. Auch ohne meine alkoholgeschwängerte Stimme wissen sie, dass ich bereits mehr als einen Shot intus habe.
"Da bist du ja." schreit Raphael mir entgegen und ich verdrehe nur die Augen. Warum wollte ich nochmal mit ihnen hier her?
"Ich bin durstig. Lasst uns an die Bar zu Brad Pitt und uns betrinken." Ich warte nicht auf eine Antwort und steuere direkt die Theke an. Keine Ahnung ob sie mir folgen, das ist gerade nicht meine oberste Priorität.

Es ist noch immer voll, die Männer im Pandemonium feiern ausgelassen und feuchtfröhlich. Der eine oder andere Kerl wird heute Nacht nicht alleine nach Hause gehen. Oder auf die Toilette des Clubs. Wieder dränge ich mich an verschwitzten Körpern vorbei. Das aufdringliche After Shave eines älteren Gastes kitzelt in meiner Nase und ich niese verhalten in meine Armbeuge. Ich bin kein Freund von aufdringlichen Gerüchen. Ein Mann der wie ein verschütteter Parfümflacon, nach schweren, würzigen Aromastoffen riecht, landet nicht auf meiner Top Ten Liste. Mehrfach habe ich die Avancen diverser Männer zurückgewiesen, da bereits mit der ersten Wolke ihres Duftes meine Erregung auf den Gefrierpunkt sank. Ganz anders ist es bei Alec. Sein Duft nach Meer und Salz ist dezent und genau richtig dosiert um die Sinne zu stimulieren und mein Herz schneller schlagen zu lassen. Ich liebe seinen Duft und seit unserer Nacht auf der Hochzeit seiner Schwester, habe ich dafür gesorgt, dass immer ausreichend von diesem wundervoll duftenden Duschgel im Hause ist.

What happened in Vegas - Plötzlich verheiratetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt