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"Lass mich los." sage ich bestimmend. Doch er denkt nicht mal daran. Alec verstärkt den Griff um meinen Körper. Sein sonst so beruhigender Geruch steigt in meine Nase. Doch diesmal ist er Nahrung für die lodernden Flammen der Wut in meinem Inneren. Es schmerzt einfach zu sehr. Seine Nähe und die wachsende Erkenntnis, dass er mich hintergangen hat.
"Alec. Zwing mich nicht." bitte ich ihn und langsam lösen sich seine Arme von meinem Körper. Er steht noch immer dicht hinter mir. Ich kann ihn gerade nicht ansehen und bin froh, dass er sich nicht regt. Denn wenn ich jetzt in seine wunderschönen blauen Augen mit den kleinen funkensprühenden tiefdunklen Sprenkeln schaue, wäre es um mich geschehen. Ich kenne mich. Ein Blick von ihm genügt und ich schmelze wie Schnee in der Frühlingssonne.

"Warum?" frage ich mit gesenktem Kopf und blicke auf meine Hände. Immer wenn ich nervös bin, beginnen meine Finger ihr eigenes Spiel. Zittrig umspielen sie sich und das Knacken der einzelnen Fingerknochen durchbricht die Stille. Ich höre Alecs Atem, er steht noch immer dicht hinter mir. Auch seine linke Hand spüre ich deutlich. Sie liegt auf meiner Hüfte. Diese sanfte, fast federleichte Berührung brennt sich schmerzlich durch meine Kleidung und die Haut. So viele Gedanken rasen durch meinen Kopf. Gefühle unterschiedlichster Art verweben sich mit Fragen auf die ich die Antwort nicht hören möchte. Denn damit wird es real und der Schmerz in meiner Brust noch größer. Ich habe Angst. Eine dunkle Vorahnung beschleicht mich. Was heute mit Tränen begann und in Ekstase mit einem Liebesgeständnis mündete, endet auch mit Tränen und einer verletzten Seele. Doch wer wird es sein? Alec? Magnus? Wir beide?

"Ich habe den Brief deines Vaters gefunden. In der Schublade des Schreibtisches. Es war falsch ihn zu lesen. Das weiß ich. Aber ich konnte nicht anders. Er wohnt in Los Angeles. Seine Telefonnummer stand dabei."
"Und da dachtest du, ein Anruf könnte nicht schaden?" frage ich verbittert.
"Warum nicht? Auch wenn ich nicht gutheiße was er getan hat, so kannst du ihn wenigstens anhören. Er ist dein Vater."
"Ich will aber nicht. Ich bin es leid. Das alles. So viele Jahre. Ich will es nicht hören." sage ich verärgert.
"Lass uns darüber reden. Setz dich Baby." sagt Alec und verstärkt den Druck auf meine Hüfte. Er versucht mich in die Richtung des Sofas zu schieben. Aber ich will das nicht. Ich will mich nicht setzen und schon gar nicht will ich mit ihm darüber reden. Das Einzige was ich möchte, ist eine Erklärung für seine Treulosigkeit. Auch wenn mir seine Worte das Herz aus der Brust reißen werden.

Ich fühle mich verraten. Alec wußte genau, dass ich keinen Kontakt zu meinem Vater möchte. Es war mir immer egal wo er war und ob er noch lebte. Nichts lag mir ferner, als auch nur einen Gedanken an ihn und seinen Aufenthaltsort zu verschwenden. Und doch ist er irgendwie wieder Teil meines Lebens geworden. Zumindest für einen kurzen Augenblick. Ich widerstehe dem Druck von Alecs Hand und stemme meine Beine mit aller Kraft dem Boden entgegen. Alec seufzt und sein Atem kitzelt an meiner Haut. Jedes einzelne Haar an meinem Körper stellt sich auf und das warme Gefühl der Erregung sammelt sich in meinen Venen. Ich unterdrücke es. Die Wut ist stärker. Zärtlich streichelt Alec mit seiner freien Hand über meinen Arm. Jeder Fingerstreich hinterlässt eine Spur der Erregung und ein Schwall heißes Adrenalin rauscht durch meinen Körper. Resigniert stelle ich fest, dass ich es nicht verhindern kann. So sehr ich es auch versuche, es gelingt einfach nicht. Alec hat diese Gabe, mit einem Wort oder einer einzelnen Berührung sämtliche Synapsen in meinem Kopf zum Durchbrennen zu bringen.

Deutlich spüre ich Alecs warmen Körper an meinem und auch die Weichheit seiner Lippen in meinem Nacken. Federleichte Küsse finden ihre Bestimmung und mir ist heiß. So unsagbar heiß. Dunstige Nebelschwaden breiten sich in meinem Kopf aus. Im Takt meines immer schneller schlagenden Herzens wandern Alecs Lippen über meinen Nacken und den Hals. Automatisch lege ich meinen Kopf zur Seite und biete ihm den nötigen Platz. Sanft gleitet die Spitze seiner Zunge über meinen Hals und ich stöhne genüsslich, als der berauschende Schmerz saugender Lippen auf empfindlicher Haut mich übermannt. Er markiert mich als Sein.
"Hab dich." raunt er in mein Ohr. Wie ein Blitz am finsteren wolkenverhangenen Firmament schlagen seine Worte in mein Bewusstsein ein. Er hat mich. Mal wieder. Aber ich will das nicht. Nicht so und nicht jetzt. Nicht mit dem Bauch voller Wut und einer Seele zerrissen vor Schmerz.

What happened in Vegas - Plötzlich verheiratetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt