23.

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Ich blieb bis zum Schluss. Ich wollte ihn nicht mehr aus den Augen lassen. Hatte irgendwie Panik, dass vielleicht noch mal was passiert. Auch Kaylin kam, nachdem er kurz ging, wieder. Er setzte sich direkt neben mich und grinste blöd.

Ich fragte mich, warum er wieder gekommen ist und nicht weggeblieben ist. Ich hatte so gar kein Bock auf ihn. Johnny ist wieder in der Zockerecke verschwunden und Travis war wieder hinten. Somit war ich mit den Brüdern allein. Es war auch kein Gast mehr da. War eh kurz vor Feierabend. Nur einige Hardcore Zocker saßen hinten bei den Konsolen, so wie Johnny.

"Tja Bruder, da muss ich euch wohl begleiten. Du schaffst es ja nicht mal gegen einen." Fing er an zu sticheln.

Mason schnaufte nur, gab aber keine Antwort. Ich glaube, er hätte gern was gesagt, riss sich aber zusammen.

"Idiot." Rutschte mir leise raus. Und das war eher ein Gedanke. Ich drehte dabei mein Kopf weg von ihm. Ich merkte aber, wie er sich zu mir drehte. Sein Blick stach in mein Rücken. Ich spürte, wie er mich anstarrte. Ich drehte mich langsam wieder zu ihm und sah, wie Kaylin mich mit hochgezogener Augenbraue ansah.

"Ganz schön frech. Du musst der Lady hier mal Manieren beibringen."

"Sie hat aber recht. Spiel dich nicht so auf!"

"Zuerst nach Hilfe schreien und dann die dicken Eier raushängen. Du kannst auch was." Mason hielt kurz inne, bevor er sich umdrehte und gerade was sagen wollte. Aber er erblickte mich und ließ es. Kaylin erntete nur einen bösen Blick.

"Ich habe dich gerufen, weil ich die Zwei da draußen erblickte. Sonst hätte ich dich nicht gebraucht." Gab er dann doch als Antwort, als er sich beruhigte.

Er wusste also von den anderen beiden und hat sein Bruder deswegen gerufen.

"Ah ha." Kam es mit sarkastischen Unterton von Kaylin. Aber leider konnte er nicht den Mund halten und überlegte sich neue Sachen, die er Mason an den Kopf schmeißen konnte. Ich sah ihn förmlich an, wie sein Gehirn ratterte und sich neue Gemeinheiten ausdachte.

"Weißt du ..."

"Halt doch mal die Klappe!" Unterbrach ich ihn. Es platzte einfach so aus mir raus. Und im Nachhinein war mir das extrem unangenehm und peinlich. Ich schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. Schluckte kurz schwer und ging schnellen Schrittes nach hinten, ohne beiden auch nur noch ein Blick zu würdigen.

"Gott! Was sag ich da?" Sagte ich zu mir selbst. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir das überhaupt traue.

Nicht mal eine Minute war ich hinten, da hörte ich Schritte. Ich blieb einfach stehen. Drehte mich nicht um. Aber es legten sich große Hände um meine Taille. Der Geruch war vertraut. Ich wusste, dass es Mason sein muss und ließ ihn deswegen gewähren.

"Wir gehen."

"Schon?" Flüsterte ich. Dies sagte ich auch mehr zu mir selbst. Wie in Trance. Dann schaute ich auf, an der Wand den Gang hoch, hing eine Uhr, die mir verrät, dass es Zeit ist, Feierabend zu machen. Irgendwie wollte ich nicht, dass es schon so spät ist. Ich weiß, wenn wir jetzt gehen, ist er wieder auf der anderen Seite der Straße. So nah und doch unerreichbar. Ich wollte, dass er noch etwas bei mir bleibt. Ich drehte mich um und drückte mich an ihn. Erst schien er etwas überrascht, als ich meine Arme um seinen Körper legte, tat dies aber dann auch.

"Alles ok?"

"Mmh." Brachte ich zustimmend hervor.

Travis kam in dem Augenblick aus seinem Büro und schaute uns an.

"Macht ihr Feierabend? Oh ist ja schon spät." Er schaute dabei auf seine Armbanduhr.

"Ich muss noch einiges erledigen. Aber ihr genießt den Abend. Husch husch!" Grinste er und forderte uns auf zugehen. Ich lächelte ihn dankbar entgegen. Ich fand es toll, dass diesmal kein blöder Spruch kam. Er stichelte ja gern mal.

"Mach nicht zu lang Trav. Du warst den ganzen Tag hinten. Ich hoffe, es ist alles ok?"

"Klar. Und nun geht. Ihr stört mich!" Dabei zwinkerte er mir zu und ging zurück ins Büro.

Mason nahm meine Hand und zog mich mit nach vorne. Sein Bruder stand schon draußen und hat wohl auf uns gewartet.

Ich war immer noch nicht begeistert, dass er noch da ist. Ich wäre lieber allein mit Mason nach Hause gegangen.

Ich blickte auch etwas genervt, als ich ihn sah. Mein Blick muss wohl durchdringend gewesen sein.

"Ich glaube, du hast ein kleines Problem mit mir, oder?" Nicht nur ein Kleines. Aber ich versuchte, mir das diesmal zu verkneifen.

"Na? Keine Widerworte? Oder Antwort?"

Ich rollte genervt mit den Augen und lief einfach an ihn vorbei.

"Keine Sorge, irgendwann wirst auch du mich mögen. Mädels können da einfach nicht anders." Fügte er stolz, schon arrogant hinzu.

"Würg." Die Antwort gefiel ihm wohl nicht. Aber das war mir egal. Mason musste über diese recht zynische Antwort schmunzeln.

"War aber keine nette Antwort Madam!"

"Ich fand's noch nett. Willst du eine andere? Zum Beispiel ... Bäh!" Oder kotz? Mir fallen viele solcher Wörter ein." Dann grinste er. Das Grinsen machte mich etwas nervös.

"Herausforderung an ..."

"Nein! Lass das mit der Herausforderung! Sie hat dich nicht herausgefordert. Unterlass es, überhaupt was zu versuchen." Jetzt sah ich Mason das erste Mal etwas wütend. Er drückte sein Bruder auch leicht gegen die Wand.

"Ist ja gut." Dabei grinste er so selbstgefällig.

"Dann halt sie von mir fern. Du weißt ... meine Chancen stehen immer höher."

"Sie stehen bei null! Ich bin nicht wie die anderen." Ich wusste sofort, was er meinte. Er verglich mich wohl mit anderen Frauen, die ihm zu Füßen gefallen sind. Ich bin nicht so einfach zu knacken. Aber das gefiel ihm leider auch, wie es mir schien. Sein Grinsen verschwand dann auch schnell, als ich ihn anschaute. Er schubste Mason ein Stück von sich weg und richtete sich sein Shirt, was Mason vorher noch am Kragen hatte.

"Mh. Wir werden sehen." Er lief dann einfach davon. Aber kurz drehte er sich noch mal um und schaute zu mir. Musterte mich sogar. Er schien wirklich meine Hartnäckigkeit als Herausforderung zu sehen. Das kann ja heiter werden.

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