"Hey, wenn du willst, schick ich dir ein Bild per Teamspeak. Dann kannst du mich sehen, aber musst mir keine Daten oder Handynummer geben." Schlug er vor. Aber irgendwie störte es mich der Gedanke nicht, dass er meine Nummer hat. Kann ihn ja locker blockieren, wenn es sein muss.
Ich schrieb sie auf und schickte sie ihn per Nachricht auf Xbox.
"Oh!" Brachte er erstaunt hervor. Er schien damit nicht gerechnet zu haben.
Gleich darauf kam ein Bild. Und was soll ich sagen. Er hat untertrieben. Er sah blendend aus. Von so jemanden möchte ich mich gern Schützen lassen. Er hat sich gut beschrieben, aber trotzdem war er zu selbstkritisch. Er hatte sogar Grübchen. Einen stolzen Ausdruck in den Augen und ein charmantes Lächeln. Tolles Bild, von einem tollen Mann.
"Danke für dein Vertrauen. Hätte ich nicht erwartet." Nach dem ich aber nicht antwortete, hackte er nach.
"Kleines?"
"Sorry, ja ... ja, bitte."
"Was ist los?"
"Ich schwärme." Ich raffte mich dann zusammen und realisierte, was ich geantwortet habe.
"Ich meine ... ich ... tolles Bild!"
"Na, verliebt?" Lachte er.
Ich wusste nichts zu antworten. Er sah toll aus und ich konnte meinen Blick nicht von dem Bild abwenden.
"Das stell ich mir auf den Nachttisch." Kicherte ich.
"Na dann hoffe ich nicht, dass dein Freund und Familie doof gucken, wenn da ein fremder Mann steht." Ich schwieg. Er wusste ja nicht, dass ich ganz alleine bin.
"Alles ok? Hab ich was Falsches gesagt?"
"Das sieht niemand." Gab ich nur kurz wieder.
"Warum? Zimmer immer zu, oder ..."
"Weil ich niemanden habe." Unterbrach ich ihn. Dann herrschte wieder stille. Diese war aber erdrückend.
"Tut mir leid Süße. Ich würde dich jetzt gern drücken. Ich hoffe, ich hab nichts ..."
"Nein. Schon ok. Ich bin es gewohnt. Hatte nie jemanden. Wohne seit drei Jahren allein und vorher ... war ich trotz Familie auch allein. Ich ..." Ich wollte eigentlich nicht drüber reden. Es war irgendwie traurig, wenn ich dran dachte, dass ich mit bald dreißig immer alleine war. Nie wirklich Freunde. Nur mein Opa war für mich da. In dem Augenblick habe ich ihn vermisst.
"Sorry. Ich kann manchmal echt taktlos sein."
"Du wusstest es ja nicht. Alles gut. Ich geh aber off, komme später vielleicht wieder."
"Wegen mir stimmts? Kann ich es wieder ..."
"Coby! Es ist ok." Dann wollte ich gerade off gehen, aber blieb kurz noch.
"Danke. Du bist echt süß."
"Das hört man als Mann gerne." Sein Lachen halte unsicher durchs Mikrofon.
"Ich meine ... Du bist doof. Ich ... ich mag dich. Und deswegen mach dir keine Sorgen." Die Worte schienen ihn zu beruhigen. Ich hörte ihn erleichternd einatmen.
"Gut. Dann bis später kleines."
Ich schaltete die Konsole aus und ließ mich auf die Couch nach hinten fallen. Oh man! Der nächste der mir den Kopf verdreht.
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Nachdem ich mich beruhigt hatte, wollte ich erst mal was essen. Ich wollte was vom Bäcker und wir hatten einen guten gleich am Ende der Straße. Ich liebte Laugengebäck und wollte mir ein paar belegte Laugenbrötchen hohlen. Dazu eine Puddingtasche und Nusssplitter. Morgens kann ich ganz schön was verdrücken. Und wenn es zu viel ist, kann ich es immer noch tagsüber essen.
Kurz bevor ich an der Ecke, beim Bäcker war, sah ich ihn an einem Tisch stehen. Diesmal ohne Anzug. Er war sehr lässig gekleidet. Ein schwarzes Shirt und dunkle lockere Jeans. Ich blieb wie erstarrt stehen. Kein Millimeter, schaffte ich, mich zu bewegen. Ich wollte eigentlich kehrtmachen, aber dann kam Mason auch aus der Bäckerei und erblickte mich. Ich hatte dann nichts Besseres zu tun, als wie von einer Tarantel gebissen, um die Ecke zu rennen. Mein Herz klopfte wild. Ich blieb da eine Weile und wollte mich beruhigen bevor ich doch noch in dir Bäcker gehe und vor allem, wollte ich das Mason und der andere verschwinden.
Zehn Minuten und ich dachte, jetzt müsste die Luft rein sein. Aber das war ein großer Fehlgedanke. Als ich um die Ecke linste, stand er plötzlich vor mir. Ich wich zurück, lief wieder um die Ecke und drückte mich um an die Wand dieser. Ich hob die Hände vors Gesicht und hoffte, es sei nur ein Traum.
"Du weißt schon, das ich dich gesehen habe? Verstecken gilt nicht mehr." Er fand es wohl sehr amüsant, das ich mich wie ein kleines Kind vor ihn versteckte.
Es war aber dann still und ich linste durch meine Finger durch. Leider ein Fehler. Der Kerl stand wieder vor mir und hinter ihm sah ich Mason.
"Hey Bruderherz, deine kleine Freundin ist ja echt süß. Ich mag es, wenn die Damen schüchtern sind." Bruder? Dachte ich mir aber irgendwie. Mason schien aber nicht sehr erfreut. Er blickte seinen Bruder etwas genervt an.
"Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich necke euch Mädels einfach zu gerne."
"Aber nicht sie ..." Kam es leise von hinten.
"Warum? Ist doch nicht deine Freundin. Lass mich sie etwas ärgern. Ich mach doch nur Spaß."
"Sie ist für deine Spielchen nicht gemacht."
Sein Bruder schien über die Aussage genau so verdutzt wie ich zu sein. Ließ mich aber komischerweise dann in Ruhe.
"Gut. Wenn du meinst." Was meint Mason? Warum hat er so reagiert? Sein Bruder verbeugte sich dann Gentlemanlike und ging ein paar Schritte zurück.
"Man sieht sich junge Dame. Es war mir wie immer eine Freude." Dann verschwand er um die Ecke. Mason blieb noch kurz stehen. Er schaute mich an. Aber nicht direkt.
Ich machte ein paar Schritte auf ihn zu. Er erhob seinen Kopf und erwiderte kurz meinen Blick.
"Sorry." Warum entschuldigte er sich? Er hat ja nichts gemacht.
"Welche Spielchen?" Kam mir der Gedanke laut über meine Lippen.
"Diese ... das war der Anfang." Er sprach in Rätseln.
"Mason! Bist du fertig?" Ertönte die Stimme seines Bruders. Er wollte gerade gehen, aber ich hielt ihm kurz am Rand seines Shirts fest.
Er drehte sich leicht mit dem Kopf zu mir und Schaute verwundert. Ich wusste nicht, warum ich das tat, es war wie ein Reflex. Er nahm ganz sachte meine Hand, die ihn hinderte zu gehen und drehte sich frontal zu mir. Er war wieder so nah. Ich konnte seine Wärme spüren, die er ausstrahlte. Er blickte zu mir runter und ich nach kurzem Zögern zu ihm hoch.
"Man sieht sich." Raunte er mir leise zu. Dies ließ meine Knie weich werden. Ein kurzes Kribbeln ging durch meinen Körper. Wie schaffte er es immer wieder, mich so in seinen Bann zu ziehen?!

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Different Faces
RomantikaLeseempfehlung ab 16! Sophie zieht mit ende zwanzig in eine Kleinstadt, weit weg von ihren Tyrannischen Eltern. Sie erbte das Vermögen ihres Großvaters, was ihre Eltern natürlich nicht für gut hießen. Eines Tages sieht sie im Haus gegenüber jemanden...