Auf der Wache

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Sören parkte das Auto in eine der schmalen Parklücken des Revier-Parkplatzes. Die Fahrt war erfüllt von Schweigen gewesen, denn ich hing Überlegungen und Gedanken nach, während mein Kollege sich auf die Straße konzentrierte. Allerdings schätze ich, dass der viele Stadtverkehr ihm lediglich eine gute Ausrede gab um so wenig wie möglich mit mir zu sprechen. Nicht aus Gemeinheit, sondern wahrscheinlich, weil er einfach nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Ich verübelte es ihm ganz und gar nicht, denn in seiner Position wüsste ich auch nichts aufmunterndes zu sagen.

Die Klänge des Radios wurden schnell leiser, als Sören die Tür des Fahrzeugs öffnete und ausstieg. "Hey...Alles so weit in Ordnung?", fragte mein Kollege noch hinter mir. Seine Stimme war getränkt von Mitleid und Anspannung. Ich schätze es kostete ihn viel Überwindung, um mir diese Frage überhaupt zu stellen. "Sicher.", versuchte ich so standhaft wie möglich zu antworten. Wie ich Mitleid hasste.

Die Kälte des späten Vormittags kroch mir den Rücken hoch. Den ganzen Sommer freute ich mich schon auf den Winter, doch nun, mit der dünnen Uniformjacke, wären 30° C mir doch lieber gewesen. Ich drückte die Klinke der Milchglastür des Eingang nach unten. Gerüche von Papier und billigem Filterkaffee stiegen mir in die Nase und die Wärme des Reviers beruhigte meine Nerven für einen Moment.



Sofort schlich ich in den Aufenthaltsraum, ich brauchte einfach einen wärmenden Kaffee. Ich beobachtete, wie die Maschine die heiße Flüssigkeit in die kleine Tasse goss. Plötzlich hörte ich Jenny, die auf mich zu rannte und hektisch fragte:,, Was ist passiert?" Alles was Sören wusste, erzählte ich auch meiner Kollegin, mehr brauchte sie nicht wissen. Besorgt musterte sie mich:,, Wo wirst du heute übernachten?" Ich zuckte mit den Schultern und seufzte laut auf. Jenny sah mich mitfühlend an. ,,Du kommst heute mit zu mir und dann schauen wir weiter.", forderte sie bestimmt. Eigentlich wollte ich ihr keine riesen Umstände machen. Vor allem hatte ich Angst die Schwarzhaarige auch noch in den Fall mit hinein zu ziehen. Die, oder der Täter hatten meinen Aufenthaltsort schon ein Mal aufgespürt, warum sollten sie das nicht wieder können, aber blieb mir den etwas anderes übrig. ,,Ok gut danke, das ist sehr lieb von dir, aber alle meine Sachen sind noch in der Wohnung." seufzte ich und schlürfte meinen Kaffee. Zum Glück hatte ich so eine gute Kollegin und Freundin wie Jenny. Sie meinte, wir würden zu meiner Wohnung fahren, ein paar Sachen holen und ich dürfe dann bei ihr übernachten. Gesagt getan, nach Dienstschluss wollte ich gerade in die Umkleiden gehen als mich der Dienstgruppenleiter in sein Büro rief. Verwundert sah ich Jenny an, die nachdenklich in die Luft starrte. Vor der Tür blieb ich nochmal stehen um anzuklopfen. Als ich als Antwort ein herein bekam, trat ich ein. Der DGL deutete mir, mit einer einfachen Handgeste, mich zu setzten. Er schob mir den heute gefundenen Drohbrief entgegen. Mein Herz hatte einen kurzen Aussetzter. ,,Auch wenn du Polizistin bist hat deine Sicherheit Vorrang. In drei Tagen wechselst du auf die Inspektion 5 in Köln.", begann er. Fassungslos starrte ich ihn an. ,,Was ist mit meinen Freunden?", entgegnete ich. Doch für diese Frage erntete ich nur einen strengen Blick. ,,Ich habe schon mit dem Dienstgruppenleiter der Inspektion 5 gesprochen. Sie nehmen dich herzlich auf bis du wieder zu uns kommen kannst, oder eher bis der Fall abgeschlossen ist.", sagte er. Es folgte ein langes Gespräch ehe ich aufstehen durfte, um der Spannung zu entkommen, als mir noch etwas einfiel:,, Meine Klamotten und Wertgegenstände sind noch in der Wohnung, könnte ich diese Bedenken frei holen, ehe ich nach Köln wechseln werde?". Ich wollte keine Spuren am Tatort ausversehen erwischen, oder etwas mitnehmen was für weitere Untersuchungen gebraucht werden könnte. Der Mann vor mir stimmte zu, nur in der Küche durfte ich mich nicht aufhalten und am besten nicht zu viel berühren. Jenny wartete schon ungeduldig auf mich und wollte wissen, was der Chef denn von mir wollte. Während sie zu meiner Wohnung fuhr erklärte ich ihr das weitere Vorgehen. Entsetzt schaute sie mich an als ich geendet hatte. ,,Natürlich geht deine Sicherheit vor, aber er kann dich doch nicht einfach aus einem gewohnten Umfeld schmeißen, du hast doch hier Freunde und Familie. ", meinte sie empört. Ich konnte ihr nur zu stimmen. Vor der Wohnungstür blieb ich noch einmal stehen, um tief durch zu atmen. Meine Kollegin machte große Augen als sie sich in der Wohnung umsah. Schnell, aber vorsichtig suchte ich mir Kleidung zusammen und ging schnell wieder runter zum Auto.

An Jennys Wohnung angekommen musste ich erstmal staunen. Sie hatte eine moderne weiß schwarz gehaltene Möblierung und gut abgestimmte Farben der Wände. Sie führte mich durch einen Flur an dem mehrere Räume angrenzten. ,,Dein Reich!" erklärte sie begeistert, als sie eine Tür aufmachte. Es war wunderschön. Ein schwarzes Doppelbett stand in der Mitte des Raumes. Weiße Decken und bunte Kissen lagen auf diesem. Links vom Bett stand ein kleiner weißer Holzschreibtisch. Rechts vom Bett hatte sie ein weißes hölzernes Nachtkästchen platziert. An den Wänden standen auf der rechten Seite nur Bücherregale. Zur linken war ein großer dreitüriger Schrank und eine Pinnwand zu bestaunen. Also das wird mein neues Zuhause für die nächsten Tage. Jenny und ich redeten die restliche Zeit viel miteinander, danach machten wir uns bettfertig und gingen schlafen.

Köln Segen oder Fluch? - AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt