Ende

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Jegliche Entspannung entglitt mir aus meinen Gliedmaßen, als die Stimmen im Treppenhaus lauter wurden. Doch ich war nicht die Einzige. Viki, welche neben mir panisch mit den Händen in verschiedene Richtungen zeigte, wirkte ebenso unruhig. Mein Blick schnellte durch das gesamte Wohnzimmer, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck. Hinter die Vitrine? Nein da passte kein Mensch unentdeckt durch. Ich ergriff das Handgelenk der blondhaarigen und zog sie durch den Flur Richtung Küche. Unter den Tisch? Nein da würden sie uns zu schnell entdecken. Ich vernahm ein klickendes Geräusch an der Tür, sofort ließ ich das Handgelenk des Handlanger Packo's los und ging zum Türrahmen. Vorsichtig lugte ich auf den Flur.

Schneller als ich reagieren konnte stand plötzlich ein maskierter großer Mann vor mir. Ein kalter Schauer durchzog meine Wirbelsäule. Er ergriff plötzlich meine Hand und zog mich hinter sich her durch den Flur. ,,Lass mich los verdammt!", schrie ich ihn an. ,,Holt'n Rond Klene sisst passiert wos.", antwortete er mir im starkem Akzent. Vermutlich Österreichischer. Er warf mich in die Mitte des Wohnzimmers auf die Couch zu. Was mit Viki passierte konnte ich nicht sagen. Ich drehte mich aus Reflex schnell um. Mein Atem stoppte. Drei Männer standen im Türrahmen, einer die Sturmhaube vom Kopf gezogen, schwarzer Anzug an mit dunkelbraunen Lackschuhen. Eine rote Krawatte hing bei seiner Brust herunter. Dieser Mann starrte mich mit eisblauen Augen an. Seine Glatze zierte eine Ranke seitlich an seinem Nacken herunter, in der Mitte der vielen Ranken ein goldenes Kreuz umzierrt mit schwarzen welkenden Rosen. Würde ich es nicht besser wissen könnte man meinen der Mann vor mir wäre ein Anwalt.

,,Das Tattoo hattest du damals aber noch nicht.", sagte ich mit bitterer Belustigung. ,,Auch schön dich wiederzusehen Romana.", sang er gestört fröhlich. Dann bekam seine Stimme einen strengen Ton. Er befahl den anderen beiden auch die Masken abzuziehen. Wieder hielt ich die Luft an. Der Linke mit verwuschelten Haaren, einem Henriquatre und einer langen tiefen Narbe vom Ohr runter, am Mund vorbei, zog die Haube zuerst runter. Aber er war nicht so fein gestylt wie der mittlere. Der Rechte kam mir auch nur zu bekannt vor. Breit gebaut, Glatze und ein Ranken Tattoo am Nacken. Er war der Mann der Daniela an die Gurgel gegangen ist als sie vom Krankenhaus abgehauen ist. „Danke für diese Narbe. Ich will mich revanchieren.",lächelte der Linke und deutete auf seine Wange. „Na na Liro, Zuerst stellen wir uns vor. Das ist Liro",er deutete zu seiner Linken, „Das ist Luca. Ich weiß sehr untypische Namen für Auftragsmörder",nachdem er zu seiner rechten deutete, zeigte er auf sich selbst, „Und ich bin Packo." „Wenn Mama auch noch kommt, wird das ein Familientreffen?",flüsterte ich mehr zu mir selbst, als zu meinen Gegenüberliegenden Gästen.

Abwertend blickte mein Vater auf mich herunter. „Mama wird nirgendwo mehr ankommen. Mama ist vor kurzem an einer Herzkrankheit verstorben. Aber Mama hat sich noch nie für dich interessiert. Mama hat dich gehasst, als du das bemerkt hast bist du abgehauen.",er zog die Lippen Spitz und ahmte eine arme Hundeschnute nach. Das Wort "Mama" betonte er auch besonders. Aber egal wie verrückt er mir den jetzigen Stand der Dinge klarmachte, er hatte recht. Meine Mutter war mir zum Schluss auch nicht mehr ganz so wichtig, also lief ich einfach weg. Zu meinem bedauern stellte ich schnell fest, dass ich gar nicht über den Tot meiner Mutter trauerte. Niemand sollte so ein Verhältnis mit der eigenen Mutter haben.

Unsere Augen vollzogen einen Kampf der Giganten als wir uns für kurze Zeit anstarrten, mein Vater gewann als ich meinen Blick abwendete. Mein Stiefvater lächelte teuflisch und nickt seinen beiden Handlangern nur noch  langsam zu. Bedrohlich bauten die beiden sich auf und kamen auf mich zu. Ich sah nur noch wie Packo sich umdrehte und in Richtung der Haustür weiter lief. Der Linke, Liro glaubte ich, holte ein Messer aus seiner Hosentasche hervor. Luca packte mich unsanft an meinem Oberarm. Mit allen Kräften versuchte ich mich von ihm los zu reißen, aber dies brachte nur mit sich noch stärker seine Hand an meinem Arm zu spüren, wie als würde er mir die Blutzufuhr absperren. Trotzdem zappelte ich weiter. Ich würde nicht aufgeben, nur über meine Leiche. Plötzlich packte mich Liro mit der einen Hand ebenfalls am Oberarm, in der anderen hielt er immer noch sein kleines Taschenmesser. Er leckte sich lüstern über die Lippen. Alles ging ganz schnell, er legte mir die Spitze der Klinge an der Wange an und zog durch.

Köln Segen oder Fluch? - AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt