Ein kleines Gespräch

681 20 2
                                    


„Ok gut, danke das du das überhaupt zulässt.",lachte ich in den Lautsprächer. „Kein Problem",winkte der Mann am anderen Hörer ab, „Heute vor dem großen Tor um Punkt zwölf." Ich stimmte zu und er beendete das Telefonat. Die Digital Uhr welche auf dem Display wieder erschien zeigte 9:45 Uhr an. Also Beeilung.

Schneller als sonst duschte ich, zog mich an und schminkte mich dezent. Dazu noch ein kleines Brot zum Frühstück und schon zeigte mir die Küchenuhr 11:37 Uhr an. Moritz hatte ich bis jetzt noch nicht gesehen, was mich ein wenig verunsicherte. Sollte ich den Kuss von gestern einfach vergessen? Diesen Gedanken verwarf ich jedoch schnell wieder. Die Gefühle die in der Luft während des Kusses lagen waren zu stark. Nichtsdestotrotz musste ich jetzt los um nicht zu spät zu kommen. Ich griff nach meinen Schlüsseln und verließ die Wohnung.

Ich stand überpünktlich vor dem großen Eingangstor des Landesgerichts und wartete auf den alten Studienkollege von Stephan. Hellmut sollte auch gleich hier ankommen. Stephan und er waren sehr gute alte Freunde und blieben auch noch nach mehreren Jahren im guten Kontakt. Hellmut führte mich durch das große offene Gebäude. Der Boden bestand aus mehr oder weniger glasierten Fliesen. Die Decke war noch mit dem Baustil des 16 Jahrhunderts und der Renovierungen in den letzten Jahren vermischt. Die zur Hälfte in der Wand verbauten Säulen hinterließen schon einen guten Eindruck. An manchen Gemälden die an die Wand genagelt wurden konnte ich mich gar nicht satt sehen. Aber ich musste weiter. Hellmut führte mich durch einen abgesperrten Bereich.

Ich musste in einer der Umkleiden mich umziehen, um dann in den nächsten Bereich zu gelangen. Schwarze Wärter Stiefel, ein blaues Hemd, darüber einen typischen Blauen Pullover und eine einfache Frühjahrsjacke. Es war ja auch Anfang Dezember, die erste Adventwoche. Der Mann ging voraus, ich ihm hinterher bis wir zu einen Bereich voller Zellen kamen. Dieser Abteil des großen Gebäudes fand ich nicht mehr so anziehend. Die Wände waren kalt und in einem langweiligen Grauton gehalten. Zellen Türen waren gegenüberliegend auf der rechten und linken Seite. Vor einer dieser weiß vergilbten Türen blieb der Wachmann stehen, holte mehrere Schlüssel von seinem Hosenbund und sperrte die Tür auf. Hinter ihm lugte ich über seine Schulter in die kleine Zelle. Der Mann mit dem ich sprechen musste befand sich sitzend auf dem Bett, die Hände wie bei einem Gebet zusammengefaltet und die Arme auf den Oberschänkeln abgestützt. Die Zelle erschien leer. Bis auf dem Bett, einem Regal und einen zweiten angrenzenden Raum, vermutlich die Toilette, befanden sich keine weiteren Möbel im Raum.

So überrascht hatte ich Aurelian noch nie gesehen als er seinen Blick auf uns richtete. Ehrlich gesagt hatte ich ihn noch nie überrascht gesehen. Er schien immer allwissend, über jeder Kleinigkeit wusste er bescheid, nun kam er mir vor als hätte er die Hoffnung schon aufgegeben. Schnell stand er auf, hielt seinen Blick aber auf uns gerichtet. Nervös knetete er seine Fäuste wie einen Teig durch. Es machte mir schon fast Angst ihn so zu sehen. Mein bester Freund schien wie ausgetauscht. Mit schnellen Schritten ging er nach ein paar Sekunden des Anstarren auf mich zu. Er wollte seine Arme ausbreiten und ich hätte diese angehende Umarmung auch gerne angenommen, wenn Hellmut nicht vor mich gesprungen wäre und ihn aufhielt. „Nicht hier!",zischte er uns zu. Stimmt die ganzen Kameras hatte ich völlig vergessen.

Aurelian wurden Handschellen angelegt und der Wärter nahm ihn, mit mir im Schlepptau, mit. Stephan's alter Kollege brachte uns zu einem netter aussehenden Raum. „Das ist der Aufenthaltsraum, der einzige Raum ohne Kameras. Hier sieht und hört euch keiner. Ich bleibe vor der Tür stehen, den Rest überlässt ihr am besten mir.",meinte er noch bevor er den Raum verließ. Kaum fiel die Tür ins Schloss machten sich meine Emotionen selbstständig. Ich schloss meinen besten Freund in die Arme und drückte ihn fest an mich. Leider konnte er die Umarmung durch die Handschellen nicht erwiedern, aber ich spürte seine Anspannung nachlassen. Nachdem ich meine Gefühle auch endlich wieder im Griff hatte löste ich mich und setzte mich auf einen der Stühle am Tisch, Aurelian tat es mir gleich und setzte sich mir gegenüber.

„Wie geht es dir?",fragte ich da ich nicht so direkt nach den Erlebnissen der letzten Monaten fragen wollte. „So semi.",antwortete er nun mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht. Endlich erkannte ich ihn wieder. Ich wusste zwar das ich diese Atmosphäre mit diesen paar Wörtern zerstörte aber wir hatten nicht ewig Zeit und ich musste es wissen:„Du hast mir versprochen dich aus dem Drogengeschäft in Zukunft rauszuhalten, wurde das Versprechen gebrochen?" Seine Gesichtszüge entglitten ihm:„ Ich würde nie ein Versprechen brechen, das weißt du!" Aurelians  Stimme war lauter geworden. „Du hast recht aber ich musste es von dir hören.", rechtfertigte ich mich sofort. Eine kurze Stille trat ein und ließ mich immer nervöser werden. „Was hast du angestellt, dass du jetzt beschuldigt wirst mit Packo Geschäfte zu machen?",fragte ich skeptisch überlegend.

Beide Hände fuhren frustriert sein Gesicht hinunter:„Ich habe Packo verärgert, können wir bitte das Thema wechseln?" „Nein ich bin hergekommen um deine Unschuld zu beweisen. Du musst mir erzählen was du angestellt hast.",sicher ließ ich ihn jetzt nicht das Thema wechseln. „Deine Augen sind heute aber besonders schön. Waren die schon immer so eisblau?",schmeichelte er. War das gerade sein Ernst? „AURELIAN!",warf ich ein. Dieser Typ konnte einen in den Wahnsinn treiben

Ein lauter Seufzer entkam seinem Mund, dann fing er auch endlich zu erzählen an:„Ich wollte nicht all diese Menschen mit denen Packo's Leute Geschäfte machen voll gekockst im Park herumlungern sehen. Einer meiner Freunde ist durch eine Überdosis Koks von Packo gestorben und ich wollte nicht das dieses Schicksal andere auch erleiden müssen. Also habe ich den Dealern die Drogen abgemuckst und sie in der Grotte versteckt.", Die Grotte war das alte vermoderte Haus, in welchem ich auch schon öfter geschlafen hatte. Wie konnte er sich nur in solche Schwierigkeiten bringen? „Bei einer dieser Diebstähle wurde ich von zwei Polizistinnen verfolgt und rannte dummerweise zur Grotte. Dort flog dann auch alles auf.",erzählte er zu Ende.

Hellmut gab mir das Zeichen das Gespräch zu beenden. Aurelian wurde zurück in seine Zelle gebracht und ich lief mit meinen Gedanken nun alleine durch die langen Gänge. Aurelian wollte doch nur helfen, jetzt sitzt er zu unrecht in seiner Zelle.

<Das darf doch nicht war sein>

Als ich Hellmut darauf ansprach wie er denn erklären wolle warum er Aurelian aus der Zelle geholt hatte antwortete er nur mit:„Das lass Mal meine Sorge sein."

Köln Segen oder Fluch? - AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt