Viki - Outtake

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Ich konnte das Gesicht nicht erkennen. Es wurde von einer schwarzen Sturmmaske verhüllt. Die Kleidung wies auf eine Frau hin. Sie trug ein schwarzes eng am Körper liegendes Top, in der Mitte ein pinker Totenkopf. Auf dem Handgelenk mehrere Armbänder und silberne Ringe. Ihre Hose war von vielen Reißverschlüssen und Löchern gespickt. Kurze Stiefel mit kleinem Absatz zierten ihre Füße. Ihre glatten blonden Haare hatten blaue Strähnchen, welche auf ihren Schultern lagen. Sie machte einen müden Eindruck. Eine ihrer Hände versteckte sie hinter ihrem Rücken während ihr anderer zitternder Arm angespannt neben ihrer Hüfte herunter hing.

Geschockt saß ich vor ihr auf dem Bett. Also hatte mich dieses Gefühl, beobachtet zu werden, nicht getäuscht. Ich wollte aufstehen und ihr mit eingeübten Handgriffen zeigen mit wem sie es zu tun hatte, doch als ich auch nur eine kleine Bewegung von mir gab enthüllte sie was sie hinter ihrem Rücken versteckt hatte. Augenblicklich hielt sie mir eine schwarze Pistole vor die Nase. Voller Anstrengung nicht aufzuschreien blieb ich wo ich war. „Austehen und mitkommen!",schrie sie mit zitternder Stimme. Ohne weiteren Wiederstand folgte ich ihrer Anweisung und fand mich wenig später im Wohnzimmer wieder. „Auf die Knie!",sagte sie nun ruhiger. Eine Schweißperle rollte meine Schläfe hinunter während ich mich langsam auf die Knie fallen ließ. Mein Adrenalinspiegel stieg von Sekunde zu Sekunde immer weiter an. Panikattacken machten sich auch langsam bemerkbar. Immer wieder musste ich tief ein und ausatmen, was sie vermutlich nervös machte. Sie ging angespannt im Zimmer von der einen Ecke zur anderen.

Ich hielt es nicht mehr aus und rutschte mit den Beinen zur Seite um mich auf den Boden setzten zu können. Die junge Frau schien davon erschrocken und zog sofort wieder die Waffe aus der Halterung. Mein Blick gen Boden, blieb bestehen. Konzentriert atmete ich ein und aus. Meine Kehle schnürte sich immer weiter zu, wie als hätte jemand sie zusammengenäht. Starke Kopfschmerzen begannen gegen meine Stirn zu trommeln und ließen mich nur noch verschwommen sehen. Mein Herz flatterte immer schneller. Plötzlich warf die vermummte Person sich auf die Knie und hob meinen Kopf mit einer Hand an. Sie hatte ihre Maske vom Gesicht gerissen und endlich konnte ich ihr in die Augen blicken. Stechend grüne Augen erfassten meine trüben blauen. Durch den Mund atmete ich noch ein paar Mal hektisch ein und aus. „Was hast du?",fragte sie hektisch.

Ihre Sorge um mich ließ mich etwas beruhigen und auch meine Atmung würde wieder nach weiteren Zügen normal. „Das war nur eine Atemluftattacke.",erklärte ich ihr, immer noch ein bisschen fertig. „Nenn mich Viki.",erklärte sie noch kurz, dann griff sie, nicht warnent, unter meine Achseln und zog mich hoch auf die Couch. Hektisch stand rannte sie tiefe Furchen in den Boden während sie immer wieder fluchte:„Scheiße...fuck...nein...verdammt!" Meine Augen inspizierten jeden Schritt den Viki machte. „Was willst du von mir?",fragte ich scharf. Mir war es egal ob ich sie verärgerte. Nach alldem was passiert ist, von den Vorfällen in Berlin bis nach Köln, ging es mir am Arsch vorbei was mit mir passieren würde. Meine Geduld hing am seidenen Faden und dieser drohte mit jedem noch so kleinen Vorfall zu zerreißen.

„Naja jetzt ist eh schon alles am Arsch",murmelte sie bevor ich endlich eine Antwort bekam, „Packo hat mich und ein paar andere bezahlt um dich auszuspionieren. Er meinte ich müsste nichts weiteres machen außer deinen Wohnort zu finden und ihm von verschiedenen Details zu erzählen. Aber heute hat er mich dazu gezwungen , indem er meinte wegen meiner Verdienste in seinem Drogen Geschäft Anonym die Polizei zu benachrichtigen, dich hier fest zu halten bis er dir persönlich eine Kugel durch den Kopf jagen kann." Mir fiel die Kinnlade herunter.

<Das bedeutet dieser Packo ist schon auf den Weg hier her!>

Ich atmete noch einmal tief ein, schluckte meine teils Angst und wuterfüllten Gefühle herunter und atmete wieder aus. „Hör zu. Du weißt das ich bei der Polizei bin. Du weißt das Aurelian im Knast ist und du weißt das alle Fälle bisher nur von Packo ausgingen. Auch dieser mit der Schwester eines Kollegen. Wenn die Polizei dich hier, mit einer Knarre auf mich gerichtet, erwischt dann hast du größere Probleme als wenn du dich einfach stellen würdest.",versuchte ich ihr zu erklären. Meine Stimme bebte monoton, aber hinterließ effiziente Spuren. „Du bist nicht in der Position große Töne zu spucken!",brachte sie zögernd hervor. „Das stimmt",bestätigte ich ihren Satz, „aber beherzige meinen Rat; rufe die Polizei, Stelle dich ihnen und Bring somit Packo hinter Gittern!",endete ich.

Viki schien einen Moment Zeit zu brauchen. Sie biss sich regelrecht die Lippe blutig. Ihre Stimme brach wie ein Eiszapfen der auf den frostigen Asphalt aufschlug als sie leise erwiederte:„Packo hat seine Kontakte. Ich hätte mich niemals auf dieses Schwein einlassen sollen. Wenn ich ihn jetzt verrate bin ich so gut wie tot!" Mir war ihre missliche Lage bewusst und ich verstand ihre Zweifel aber nur so kam sie sauber aus der Nummer raus und brachte auch noch Packo hinter Gitter während sie mir noch das Leben rettete. Diese Gedanken sprach ich auch mit aller Willenskraft aus, mit der Hoffnung ihr in das Gewissen zu reden. Stille Tränen sammelten sich in ihren bereits rot angelaufenen Augen als sie bestätigend nickte. Sofort griff sie in ihre hintere Hosentasche und zog ein altes Handy hervor.

Hallo hier die Polizei Köln.",hörte ich eine Frauenstimme aus dem Hörer. Für mehrere Sekunden blieb es still weswegen die Beamtin das eben gesprochene noch einmal wiederholte. „Ich weiß nicht wie ich anfangen soll.",seufzte Viki mit einem Blick in meine Richtung während die ihr Handy gegen die Brust drückte. Mit einer kleinen Handbewegung deutete ich, mir das Telefon zu geben, was sie auch sofort befolgte. „Hey, hier Romy.",sagte ich schnell. „Romy?",empfing mich die überraschte Stimme. „Ich habe keine Zeit lange herum zu diskutieren, das kommt später. Es müssen sofort ein paar Kollegen zur Wohnung von Moritz kommen, Packo wird gleich hier sein.",erzählte ich knapp. Mir war bewusst wie wenig information dieses Gespräch enthielt, aber es musste reichen. Am anderen Ende war es still geworden, nur das Tippen von Händen auf einer Tastatur konnte man mit viel Anstrengung heraushören. Mein Verstand war komplett ausgewechselt. Gerade eben hatte ich noch eine Panikattacke und jetzt sitze ich auf einer Couch im Wohnzimmer mit der Einbrecherin und rufe per Notruf meine Kollegen an. Es war verrückt.

Zwei Streifenwagen sind schon unterwegs zu dir. In dem einen Paul und Muri in dem anderen Isabell und Heidi. Sind mit dir noch andere Personen in der Wohnung?",fragte sie. Kurz überlegte ich, entschloss mich dann aber doch zur Wahrheit:„ Ja eine junge Frau, die Details erkläre ich später.",damit gab sich Hannah, wie ich später erfuhr, am anderen Ende so einigermaßen zu Frieden und ich beendete das Telefonat.

<Bald werden sie hier sein...aber Packo auch>

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Puh! Dieses Kapitel war eine schwere Geburt😅

Köln Segen oder Fluch? - AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt