Wie lernte ich ihn kennen?

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Leider musste mein Freund vorerst in Untersuchungshaft. Es bestand der Verdacht das er mit einem Drogenboss aus der Stadt zusammenarbeitet. Ehrlich gesagt konnte ich mir das nicht vorstellen. Wenn Aurelian mit Drogen verhandelt dann alleine. Er war eher ein Einzelgänger. Nun war ich im Aufenthaltsraum und trank meinen Kaffee. Ich vernahm Schritte am Flur schaute aber nicht auf da ich zu sehr in Gedanken versunken war. Erst als die Kaffeemaschine an ging und ein surendes Geräusch von sich gab erhielt derjenige im Raum meine Aufmerksamkeit. Moritz wartete geduldig auf seinen Kaffee und setzte sich dann ebenso an den kleinen Tisch. „Wie lange kennst du Aurelian schon?", warf der Blondhaarige nach einer unangenehmen Stille ein. Überrumpelt von der Frage schaute ich ihn an. Faste mich aber schnell wieder und antwortete mit:„ Seit ungefähr 10 Jahren." Er machte große Augen. Daraufhin musste ich kurz lachen. „Wie habt ihr euch kennengelernt?", borrte er weiter. Mich überraschte seine Fragerei. Mein Lächeln erstarb bei der Erinnerung wie ich ihn kennenlernte.

Nachdem er aufgestanden war ging er aus dem Zimmer und ließ mich weinend im Bett liegen. Wie konnte er mir so etwas nur antun? Meiner Mutter war es inzwischen komplett egal. Teilweise machte er es wenn sie zuhause war und im Nebenzimmer schlief. Ich fühlte mich schmutzig und einfach nur abartig. Dieses Mal konnte ich mich vor Schmerzen nicht rühren. Als es schon dunkel war ließ der Schmerz langsam wieder nach und ich schaffte es schließlich aufzustehen. Schnell holte ich meinen Rucksack aus dem Schrank und packte mein hart ersparrtes Geld und Klamotten ein. Mein Handy ließ ich schweren Herzens zurück nahm aber sie Sim-Card mit. Wer weiß vielleicht kann ich sie ja mal gebrauchen. Ich wollte nicht das mich irgendjemand kontaktieren konnte. Da mein Stiefvater unten im Wohnzimmer vor der Glotze hing und meine Mutter in der Küche arbeitete konnte ich nicht durch die Vordertür ausbrechen. Zu meinem Glück lebten wir in einem der unteren Wohnungen. So konnte ich ganz einfach aus dem Fenster klettern und durch den Garten verschwinden. Trotz der niedrigen Höhe war der Sprung in den Beinen schmerzhaft. Durch meine Füße zog sich ein stechender Schmerz. Durch die vielen Büsche und Sträucher im Garten raschelte jede Pflanze bei jeder kleinen Bewegung. So leise wie möglich schlich ich aus dem kleinen provisorischen Garten raus auf die freie Wiese. In meinen Locken hatten sich kleine Blätter verhängt. Die Vordertür wurde plötzlich aufgeschlagen. Durch den Schreck ergriff ich schnell die Flucht. Wie von einem Raubtier gejagt rannte ich um mein Leben. Ich sprang über den kleinen Gartenzaun und lief im Schein der Straßenlaternen dem Gehweg nach. Da wir nahe der Stadt lebten kam ich auch schnell in einem der Parks an. Ab hier wurde ich langsamer, schaute aber trotzdem nochmal über die Schulter um mich zu vergewissern, dass er mich nicht verfolgte. Ich ging mit schnellen Schritten den kleinen Schotterweg entlang. Mittlerweile war es Mitternacht. Ein leichter Nebel legte sich auf die Wege und mir wurde kalt. Plötzlich packte mich jemand von hinten und zog mich in Richtung der Bäume. Erst im Schutz dieser drehte er mich um. Ruckartig ließ er mich los. „Sorry falsche Person.", meinte er und ging in die entgegengesetzte Richtung. „Moment kannst du mir helfen?", fragte ich. In diesem Augenblick wusste ich nicht was in mich gefahren war. Aber ich hatte keine andere Wahl als jemanden zu fragen der sich Sichtlich auf der Straße auskennt. Überrascht drehte er sich um:„Du bist mutig kleine! Jemandem fremden auf der Straße der dich gerade noch in den Wald gezogen hat einfach zu vertrauen.", es klang eher nach Spott. Der letzte Satz war eher eine Frage. Langsam nickte ich. Nachdem er bejahte folgte ich ihm aus dem Park raus in Richtung eines kleinen modrigen Hauses. Offensichtlich war es verlassen. Es hatte Moos an der Fassade und ein leichter Schimmel Geruch stieg mir in die Nase als wir das Haus betraten. Auf dem Boden lagen Schlafsäcke, Decken, Konserven Dosen und meines Wissens nach Koks in einer kleinen Tüte. Er bot mir welches an aber ich lehnte strickt ab. Nun deutete er mir mich auf einen der Schlafsäcke zu setzten. Natürlich setzte er sich im Schneidersitz vor mich hin. „Raus geworfen worden oder abgehauen?", fragte er plötzlich während er sich eine Linie zog. Schlicht antwortete ich mit:„Abgehauen." Anscheinend überraschte es ihn nicht den er machte seinen Kram weiter.

„Romy?", fragte Moritz mich. Ich schreckte hoch und schüttete dabei ein Glas Wasser um welches neben mir stand. Leise fluchte ich stand schnell auf und holte ein Tuch. Schnell wischte ich die Flüssigkeit vom Tisch und vom Boden auf. Mein Kollege ließ mich dabei nicht aus den Augen. „Du könntest mir ruhig helfen.", sagte ich vorwurfsvoll zu ihm. Wie aufs Wort stand er auf und gab mir ein neues Tuch. Das alte wusch er aus und legte es zurück. Als ich fertig war tat ich das gleiche und setzte mich wieder. Da ich nicht auf der Wache darüber reden wollte sagte ich:„Treffen wir uns zu einem Kaffee dann erkläre ich dir einiges." Ich stand auf und ließ Moritz im Aufenthaltsraum alleine. Endlich hatte ich Dienstschluss und konnte Nachhause.

Köln Segen oder Fluch? - AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt