Der Stadtpark

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Neuer Tag neues Glück. Meine Haare standen mir zu allen Seiten ab. Die ganze Nacht hatte ich nicht geschlafen, weil ich immer an Stephan denken musste. Irgendetwas beschäftigte ihn, das konnte man sehen. Ich hätte damit aufhören sollen, über ihn nachzudenken, an diesem Tag konnte ich ihn vielleicht darauf ansprechen, sonst war Fußstreife sowieso langweilig, da unterhält man sich gerne Mal mit Kollegen. Doch zuerst musste ich meine Augenringe überschminken und wenigstens versuchen meie Locken zu bändigen. Als ich bei der Wache ankam herrschte schon reges Treiben. Zwei ältere Leute, offensichtlich ein Ehepaar standen am Tresen. An diesem war heute Robin eingeteilt. In einem der Büros saß ein Mann mit vielen Tattoos. Er war mit Handschellen fixiert. Auf den Stühlen im Wartebereich saßen auch noch zwei Frauen. Plötzlich gefiel mir in der Kälte durch den Park zu laufen doch ganz gut und ich machte mich auf den Weg, Stephan zu suchen. Schließlich fand ich ihn im Aufenthaltsraum. Er trank gerade einen Kaffee und schaute aus dem Fenster. „Stephan fahren wir los? ", fragte ich. Keine Antwort. „Stephan?", versuchte ich es wieder. Wieder keine Antwort. Langsam näherte ich mich ihm, doch er regte sich erst als ich ihm meine Hand auf die Schulter legte. Fragend schaute er mich an. Trauer lag in seinen grünen Augen. „Tut mir leid, hast du was gesagt?", fragte er verwirrt. Da er offensichtlich nicht über diese Situation reden wollte, versuchte ich erst gar nicht weiter nachzuhaken. Nach ein paar Minuten saßen wir beide im Streifenwagen und fuhren zum Stadtpark. Während der Fahrt schwelgten wir in absoluter Stille. Keiner wagte es, einen Ton seinen Stimmbändern entfliehen zu lassen. Nur das Funkgerät, aus dem eine verzerrte Stimme drang machte die einzigen Geräusche. Wenige Minuten später spazierten wir schon auf einem der Schotterwege entlang. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Ich wollte schließlich versuchen mit ihm zu sprechen:„Worüber denkst du nach?" Überrascht lugte er zu mir. Es war ihm unangenehm, seine Körpersprache sprach Bänne. Er seufzte tief bevor er antwortete:„Über den gestrigen Vorfall." Also hatte diese Frau doch etwas mit dem Kommissar zu tun. Ich konnte erkennen, dass es ihm nicht leicht fiel sich zu öffnen, also begann ich:„ Wenn du über irgendetwas reden möchtest, ich bin für dich da."

Mit seinem Lächeln zeigte er mir ein ungesagtes Dankeschön, schaute aber wieder zu Boden bevor er anfing zu erklären:„Die schwangere Frau, ist meine große Schwester. Doch ich habe sie seid zehn Jahren nicht mehr gesehen. Damals brach sie plötzlich den Kontakt ab und verschwand. Keiner aus der Familie wusste wo sie war.", endete er. Erstaunt schaute ich ihn an. Nach einer kurzen Stille musste ich einfach fragen:„Weißt du wo die Hämatome und Brandwunden auf ihrem Armen herkommen könnten?" Ich wollte nicht aufdringlich sein, aber Klaus hatte mir den Fall übergeben. Das hieß, ich durfte später einen Berict schreiben und brauchte so viele Informationen wie ich kriegen konnte. „Vielleicht von ihrem Freund, wenn sie mit ihm immer noch zusammen ist.", antwortete er. Mir wurde plötzlich unwohl, trotzdem bemühte ich mich professionell zu bleiben und wollte gerade eine weitere Frage stellen, doch soweit kam ich nicht. Hinter uns erklang ein lauter Schrei. Mir viel der Mund auf, als ich das Geschen hinter uns betrachten konnte. Daniela, die Frau von gestern wurde von einem Mann, mitten auf dem Kiesweg attackiert. Schnell rannten wir beide zu ihnen. Stephan und ich stürzten uns auf den Mann. Er hatte eine Glatze und war breit gebaut. Ein Ranken Tattoo zierte seinen Nacken. Ich und mein Kollege konnten ihn fast gar nicht festhalten und mussten ihn zu Boden ringen. Mit gut einstudierten Handgriffen lag er, mit den Handschellen gefesselt, schließlich am Boden. Trotz der Tatsache das sein Gesicht den kalten Boden zierte, schrie er weiter:„ Du Schlampe, das wirst du bereuen, du kleines Miststück." Ich drehte mich um und ging zur Verletzten, sie saß auf dem Boden. Ihre Hämatome und Brandverletzungen waren noch nicht verheilt, außerdem konnte ich auch einige neue Verletzungen erkennen, aber von diesem Kampf hatte sie keine Verletzungen einstecken müssen. Das Opfer war so geschocked, dass es nur mehr auf den Boden starrte und vor Angst zitterte, als Stephan begann zu uns zu kommen brach sie endgültig zusammen. Tränen liefen ihr übers Gesicht und kullerten zu Boden. Ihre Beine hatte sie abgewickelt und an sich gezogen. Stephan kniete sich neben ihr hin während ich vor ihr hockte. Still umarmte er sie nur und sie schien sich langsam zu beruhigen. Ich bestellte derweil einen RTW per Funk. Bis dieser auch eintraf wich der Polizeioberkomissar nicht von der Seite seiner Schwester. Während die Sanitäter die Frau versorgten luden wir, den noch unbekannten Mann in den Streifenwagen der zum Glück nicht mehr so weit weg stand. Schließlich wurde die Frau von den Sanitätern ins Krankenhaus mitgenommen. Stephan wollte ihr hinterher, doch trotzdem hatten wir noch Dienst und ich konnte ihn überreden nach Dienstschluss ins Krankenhaus zu fahren.

Köln Segen oder Fluch? - AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt