Fynn

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„Danke ich hole ihn nach meiner Schicht wieder ab.",das war gefühlt das zehnte mal das Stephan sich bei mir bedankte.
„Schon ok.",erwiederte ich lächelnd mit dem kleinen Fynn auf dem Arm. Die Mutter des Kleinen musste in die Stadt einkaufen und wollte ihn nicht mitnehmen -was ich verstehen kann- also musste Stephan aufpassen. Er bemerkte aber zu spät das er arbeiten musste und nun ist der kleine Stinker bei mir. Nachdem sich die Tür schloss und Stephan mit Moritz zusammen gegangen war setzte ich den Kleinen auf dem Teppich ab.

Seine kleine Schnute zog sich zu einem süßen Lächeln und bildete fröhlichen Glanz in meinen Augen. Ein bisschen stolz machte sich in mir breit. Was wäre passiert wenn Daniela es nicht bis zur Wache geschafft hätte? Daran wollte ich jetzt aber nicht denken. Stephan hatte mir eine Tasche mit genug Windeln, Spielzeug und dem Schnuller mitgegeben. Das Baby krabbelte schon freudig über den Boden und erkundete das ganze Wohnzimmer. Interessiert beobachtete ich Fynn der gerade mit seiner Rassel spielte. Nach einiger Zeit verlor er das Interesse und krabbelte wieder in meine Richtung. Er war so unglaublich süß.

Ich wickelte, fütterte und ließ ihn auf der Couch schlafen. Auf Babys aufzupassen war anstrengender als ich dachte. Während Fynn zwischen mehreren Kissen und Decken lag, die ihn vor dem runter fallen bewahrten, schlich ich in die Küche um etwas zu trinken zu holen und mir ein Brötchen zu schmieren. Alle paar Minuten bekam ich ein schlechtes Gefühl und schaute nach Fynn aber er war nicht der Auslöser meiner Stimmung. Er schlief seelenruhig.

Fynn war zum Glück kein Schreibaby und wir verstanden uns auf Anhieb gut miteinander. Gerade hatte ich ihn gegen meine abgewinkelten Beine gelegt, halb liegend halb sitzend auf meinem Bauch. Er blubberte fröhlich durch die ganze Wohnung wenn ich mit ihm redete. In einem Beitrag auf Insta hatte ich unter einem Bild gelesen das das blubbern der Kids in den ersten Jahren sehr gesund sei da sie damit ihre Stimmbänder trainierten. Also warum nicht ausprobieren?

Ein Schlüssel drehte sich im Schloss um, erweckte aber nicht meine Aufmerksamkeit. Ich spielte immer noch mit dem Kleinen und war froh ein bisschen 'Gesellschaft' gehabt zu haben. Erst als Stephan und Moritz „Wir sind wieder da!",durch die Wohnung schrien war meine Aufmerksamkeit Auf die offene Wohnzimmertür gerichtet welche in den Flur führte. Beide Männer standen im Türrahmen und beobachteten mich aufmerksam. Daraufhin ernteten sie nur einen prüfenden Blick meinerseits. Moritz musste leicht auflachen während Stephan nur verwirrt durch den Raum schaute.

„Was gibt es den zu lachen?",fragte ich mit einem Schmunzeln zu Moritz. „Naja du wärst eine tolle Mutter.",gab er spielerisch neckend zu. Woraufhin ich ebenfalls lachen musste. Fynn, welcher immer noch auf meinem Bauch saß, lachte ebenfalls mit und Stephans Stimmung fing auch an besser zu werden. Vorsichtig hob ich den Kleinen von mir und trug ihn auf einem Arm in Richtung Küche. Mit der einen Hand, Saft in ein Glas schüttend, mit der anderen Hand Fynn haltend bereitete ich Getränke vor. Für Moritz und Stephan hatte ich Alkoholische Getränke aus dem Kühlschrank geholt, welche sie auch dankend annahmen.

Während Fynn auf Stephans Schoß saß redeten wir ein bisschen über den heutigen Tag und andere Themen. Bis Stephan auf das Thema Drogen kam:„ Wir -ich und Moritz- gehen durch den Park und sehen wieder welche dealen. Packo macht seine Geschäfte immer weiter aber immer wenn wir eine heiße Spur finden ist sie wie vom Winde verweht wieder fort." „Packo?",fragte ich interessiert. Moritz erläuterte mir was es mit dem Namen auf sich hatte:„Packo ist der 'Drogenboss' aus Köln. Er lässt Diebe, Obdachlose oder Leute die knapp bei Kasse sind für ihn gegen Bezahlung dealen und kommt immer wieder damit davon. Jeder der beschuldigt wird mit ihm Geschäfte zu machen wird verhört auf die Hoffnung eine Spur zu finden. Aber Packo ist nicht dumm. Die großen Aufträge machen nur seine Vertrautesten. Deswegen ist es schwer eine Spur zu finden und ihn hinter Gitter zu bringen."

Wurde Aurelian nicht ebenfalls beschuldigt mit harten Drogen zu handeln? Wenn er sich wirklich auf diesen Packo eingelassen hatte, dann steckte er tief in der Scheiße. Moritz bemerkte meine Unsicherheit:„Worüber denkst du nach?", Ich antwortete mit einer Gegenfrage:„Wie geht es Aurelian?" Moritz neben mir spannte sich übermäßig an. „Er ist noch in Untersuchungshaft bis die Verhandlung in einer Woche entscheidet wie es weiter geht.",antwortete Stephan. Ich musste zu ihm. Ich musste seine Unschuld beweisen. „Bei uns auf der Wache?",fragte ich nach. Moritz antwortete diesesmal:„Nein, im Landesgerichtshaus." Meine Hoffnung schwand. Wie sollte ich da bloß rein kommen?

Beide merkten das ich immer unsicherer wurde, sogar Fynn, denn seine Augen bohrrten sich in meine Haut. Aurelian hat zwar schon öfters eingesessen aber noch nie wegen so einem großen Vergehen. An jenem Tag wo sich unsere Wege trennten versprach er mir aus dem Drogengeschäft auszusteigen. Hat er sein Versprechen gebrochen?

„Ich kenne jemanden der dich dort sicher rein bringt, dann musst du nicht auf die Besucherzeiten achten.",erzählte Stephan. Mein Glanz in den Augen war wieder hergestellt, auch der kleine Fynn lachte wieder nur Moritz behielt seine Anspannung bei. Ich würde ihn später darauf ansprechen. Nachdem Stephan gegangen war räumte ich die Flaschen und Gläser wieder in die Küche. Das seltsame Gefühl kehrte wieder zurück und diesmal intensiver. Automatisch schaute ich aus dem Fenster neben mir. Tastächlich da war eine schwarz angekleidete Person.

<Beobachtet mich dieser Typ?>

Kaum hatte er entdeckt das ich ihn gesehen hatte rannte er schnurstracks davon.

<Das war nur Einbildung...nur Einbildung>

Mit diesem Gedanken mich selbst beruhigend machte ich mich auf den Weg zu Moritz. Er verhielt sich seltsam als das Thema Aurelian aufkam. Im Wohnzimmer war er nicht, auch nicht in der Küche oder im Bad. Eine Möglichkeit gab es noch, sein Zimmer. Zögerlich und schon ein paar Argumente im Kopf sortierend klopfte ich an der weißen Tür und wartete auf das berühmte „Herein."

Köln Segen oder Fluch? - AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt