Stephan

1.4K 47 1
                                    


„Ganz ruhig, der RTW ist unterwegs. ", redete ich beruhigend auf die Frau ein. Da ich ihre Personalien später angeben musste fragte ich:„Können sie mir sagen wie sie heißen?" Sie wurde durch eine Wehe unterbrochen. Laut schrie sie auf und zeigte, mit ihrer vor Schmerz zitternden Hand, auf eine Tasche, die neben der Tür noch am Boden lag. Wie auf Knopfdruck lief ich zu dieser und durchsuchte sie. Ich fand ein rosernes Portemonnaie. Tatsächlich hatte sie in diesem mehrere Karten, 300€ und ihren Personalausweis. Es sah so aus als wolle sie länger von ihrem Zuhause weg bleiben. Als ich wieder einen lauten Schrei vernahm lief ich wieder zur braunhaarigen Frau. Auf ihrem Personalausweis stand Daniela Sindera. Ein klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken. Heidi rannte schnell zu dieser und riss sie auf. Die Sanitäter rannten durch die Tür sofort zu mir und Daniela. Ich erkannte zwei männliche Sanitäter, eine Sanitäterin und eine Notärztin. Um die Arbeit nicht zu behindern schritt ich ein Stück weg, behielt die Situation aber im Blick. Einer der Sanis kam schnell auf uns zu:„ Der Muttermund ist zu weit geöffnet, sie wird es nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus schaffen. Habt ihr ein Büro für mehrere Stunden übrig, oder einen Raum? Der Flur ist dafür nicht so gut geeignet." Heidi und ich schauten uns an. Das einzige Büro, welches länger frei war, war das von Klaus. Meine Kollegin und ich waren gerade die Einzigen blau uniformierten auf der Wache. „Das Büro des DGLs wäre frei für ein paar Stunden.", antwortete ich ihm. Schnell hoben die Notärztin und Sanitäter die schwangere Frau auf und trugen sie ins Büro. Wir brachten ihnen Decken und lauwarmes Wasser. Dann mussten wir rausgehen. Geschocked schauten Heidi und ich uns an. Wurden jedoch von lauten Schreien und Anweisungen der Rettungskräfte unterbrochen, doch als wir ein schrilles Schreien eines Babys hörten ließ die Spannung nach und ich entspannte erleichtert meine Schultern. Endlich konnten wir wieder durchatmen. Nur fiel mir wieder ein welche Verletzungen ich beim Kontakt mit der frisch gebackene Mutter entdecken konnte, als sie zur Wache kam. Das sah nach häuslicher Gewalt aus. Die Sanitäter kamen mit Baby und Mutter aus dem Büro und liefen schnell zum Rettungswagen. Still hoffte ich, dass es allen beteiligten gut gehen würde, doch als ich in das Zimmer ging traf mich der Schlag. Überall war Blut und es roch auch nicht wirklich schmackhaft. Schnell lief ich zum Fenster und riss es auf. Heidi kam mir zum Glück zur Hilfe. Sie räumte die blutverschmierten Decken weg während ich eine Reinigungsfirma bestellte., da im Büro ein Teppich am Boden ausgelegt war. Lachend kam Heidi aus dem Büro. Fragend sah ich die Blondhaarige Frau an. Kaum hatte sie meinen Blick bemerkt fing Heidi an zu erklären:,, Ich gebe dir alles was du willst, aber... darf ich es Klaus erzählen?". Etwas verwundert lachend stimmte ich ihr dankend zu. Ziemlich neugierig darauf, am ersten Arbeitstag meinem Chef erzählen zu müssen, dass eine Frau auf dem Boden, in seinem Büro entbunden hatte, war ich ja nicht besonders.

Es klopfte wieder an der Tür. Im Büro des Dienstgruppenleiters waren zwei Männer die gerade den Teppich und Boden reinigten. Wer auch immer kam, er durfte nicht in dieses Büro. Zu meiner Überraschung war es jedoch ein fremder Mann in Polizei Uniform. Wahrscheinlich ein noch unbekannter Kollege. Fragend musterte er mich:„ Bist du eine neue Kollegin? " Dumme Frage. Trotzdem bejahte ich. Zum Glück kam Heidi gerade aus einem der Büros:„ Ah Stephan! Schön dich wieder zu sehen!" Offensichtlich freute er sich auch, sie Mal wieder zu sehen. Als Heidi jedoch bemerkte, dass ich mich gar nicht aus kannte, klärte sie mich auf:„ Stephan hat sich vor drei Monaten das Bein gebrochen und ist heute wieder das erste Mal für die Nachtschicht eingeteilt." Das erklärte Einiges. Moment, auf seinem Namensetikett stand Sindera. Vielleicht war es ja nur ein Zufall, aber gab es so viele Sinderas in Köln? Er musste meinem Blick gefolgt
sein: „Gefällt dir mein Name?" Kurz schüttelte ich den Kopf. „Vielleicht ist es ja nur ein Zufall, aber auf dem Ausweis der schwangeren Frau stand auch Sindera.", überlegte ich laut. Fragend schauten mich beide Personen um mich herum an. Ich erzählte die Geschichte von diesem Tag für Stephan, als ich endete starrte er mich in Gedanken versunken an. Zuckte aber zusammen als die zwei Männer aus dem betroffenem Büro kamen. Sie meldeten sich ab und gingen. Das Büro war sauber und ich hatte schon längst Dienstschluss. Doch immer noch beschäftigte mich warum Stephan so seltsam reagierte

Köln Segen oder Fluch? - AS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt