Kapitel 1

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Pov. Maurice

Das schrille Klingeln des Weckers reißt mich abrupt aus dem Schlaf. Müde streife ich die Decke von mir, wobei ich mir sehnlichst wünsche, einfach liegen bleiben zu können. Aber das geht nicht. Wenigstens an meinem ersten Arbeitstag sollte ich halbwegs pünktlich kommen. Somit watschelte ich noch im Halbschlaf nur mit einer Boxershort bekleidet ins Bad, um mich schnell abzuduschen. Danach geht es schon deutlich besser. Nach einem kurzen Frühstück, ziehe ich mich rasch an und mache mich anschließend auf den Weg.

Das Gebäude der Firma Ziegler war relativ leicht zu finden. Es liegt außerhalb der Stadt im Industriegebiet nah am Fluss. Das Gebäude ist zudem sehr freundlich und hell, es scheint beinahe nur aus Fenstern zu bestehen. Nervös sehe ich auf meine Armbanduhr. Viertel vor acht. Ich liege somit überraschend gut in der Zeit. Als ich durch den Haupteingang hineingehe, begrüßt mich sofort eine kleinere dickere Frau mit dunklen Haaren und bunter Perlenkette. Sie muss die Empfangsdame sein.

Freundlich begrüße ich sie, nenne mir ihren Namen und wo ich hin muss, in der Hoffnung, dass sie mir helfen kann. Lächelnd sieht sie im PC nach und klatschte recht aufgeregt in die Hände, als sie tatsächlich meinen Namen finden konnte. "Neuer Assistent, wie schön." Genauso fröhlich überreichte sie mir eine Chipkarte und einen Parkausweis, die ich dankend entgegennehme. "Die Chipkarte ist für den Aufzug und für die Notausgänge. Diese dürfen Sie allerdings nur im äußersten Notfall verwenden, aber das können Sie sich ja auch schon selbst denken." Ein schrilles Lachen entfuhr ihrer Kehle, als sei dies ein guter Witz gewesen. Höflich ringe ich mir ein Lächeln ab, in der Hoffnung hier so schnell wie möglich wieder wegzukommen.

Sie sind im Bereich des Marketings tätig, wie ich sehe. Da müssen Sie ja zu Frau Larsen in die Abteilung, die ist eigentlich ganz gescheit. Ein bisschen ernst, aber das sind hier einige. Dritter Stock, mit dem Fahrstuhl schnell die Drei gedrückt und schon sind Sie da." Ihre Augen funkeln hocheffreut. Und ich frage mich, ob sie mich für dumm hält oder verarschen will. Irritiert nehme ich die Chipkarte und den Parkausweis, verabschiede mich noch kurz so höflich wie möglich und gehe dann weiter zu den  Aufzügen.

Als ich in der richtigen Etage ankomme, betrachten mich ein paar der Mitarbeiter zum Teil skeptisch, zum Teil interessiert. Ein wenig verloren irre ich zwischen den Schreibtischen und Bürowänden umher, bis ich eine nett aussehende rothaarige Frau frage, wo genau das Büro der Abteilungsleiterin sich befindet. Ihre Augen strahlten, während sie mich von oben bis unten musterte und auf eine Tür neben einem verglasten Konferenzraum zeigte. Ich lächelte ebenso freundlich zurück und schickte mich anschließend an, nicht doch noch zu spät zu kommen. Die Frauen sind hier schonmal recht nett.

Als ich eintrete befindet sich niemand im Büro. Ich sehe gefühlt tausendmal auf die Uhr, nur um festzustellen, dass ich ausnahmsweise Mal auf die Minute pünktlich bin. Nach einer Weile kommt eine Frau mit braunen langen Haaren in einem sehr figurbetonenden schwarzen Kleid. Das muss die Abteilungsleiterin, also Frau Larsen, sein.

"Sie müssen Herr Holzner sein", begrüßt sie mich knapp, während sie die Tür schließt. "Ja, und sie sind die Abteilungsleiterin?", frage ich sie freundlich. "Genau." Mit zügigen Schritten begibt sie sich hinter den großen Schreibtisch aus Glas.

Ich folge ihrer stummen Bitte mich ebenfalls zu setzen."Also, Herr Holzner, ich werde Sie die nächsten paar Tage persönlich einarbeiten und ihnen zeigen, was genau sie hier zu tun haben." Aufmerksam höre ich ihr zu, wobei ich ihr Gesicht genauer betrachte.

Frau Larsen ist leicht geschminkt und um ihre strahlend blauen Augen sind ein paar Lachfalten erkennbar, die sie freundlich wirken lassen, anders wie ihre starre aufrechte Haltung. Es schien beinahe so, als wäre ihre Wirbelsäule so gerade und starr wie ein Stock. Zudem drückte sie ihre Brust raus und reckte ihr Kinn nach oben. Sie trägt einen ebenfalls schwarzen Blazer über dem Kleid, welcher die Hälfte ihres Ausschnitts versteckte. Dennoch, was zu sehen war, war nicht schlecht.

"Sie studieren BWL, richtig?" Aus meiner Betrachtung gerissen, sehe ich ihr wieder ins Gesicht.

"Ja das ist richtig. Für einen originelleren Sgudiengan war ich nicht kreativ genug", witzelte ich, worauf sie weder reagierte, noch darauf einging. Die Empfangsdame hatte recht, Frau Larsen ist ernst. "Ich nehme an, sie wollen dann auch in Zukunft ungefähr in diesem Gewerbe arbeiten", stellt sie unverwandt fest.
"Ja, genau, also mit einer höheren Stellung."
"Ja, das ist klar, als Assistent einer Abteilungsleiterin möchte keiner sein Leben lang arbeiten." Wie wahr! Immerhin scheint sie sehr direkt zu sein.

Nach dem Gespräch zeigt mir Frau Larsen alle wichtigen Räume und Abteilungen. Später begeben wir uns in den Konferenzraum und bereiten die kommende Konferenz vor. Da heute mein erster Tag hier ist, hilft mir Frau Larsen noch dabei, die Monitore anzustellen, Kaffee bereitzustellen, benötigte Unterlagen herbei zu holen, den Beamer zum Laufen zu bringen und so weiter und so fort. Ab dem nächsten Mal  muss ich das allein machen.

Während wir also gemeinsam alle nötigen Vorbereitungen trafen, herrscht eine drückende Stille, die ich so schnell wie möglich durchbrechen wollte. Frau Larsen sieht weder glücklich, noch verärgert aus und das macht mich nervös. Ich kann nicht einschätzen, ob ich etwas gut mache oder mich dumm anstelle, genauso wenig, ob ich ihr sympathisch bin oder schon jetzt untendurch. Ihr Schweigdn ist nicht greifbar. "Haben Sie Kinder?", versuche ich schließlich eine Konversation aufzubauen.

"Warum fragen Die mich das?" Völlig irritiert sieht sie mich an, wobei sie die Stirn in Falten legt und die Augenbrauen kraus zieht. War die Frage zu persönlich? Wahrscheinlich. Verdammt! Mit einem charmanten Lächeln versuche ich die Situation so schnell wie möglich wieder zu entschärfen.  "Naja, ich wollte mich nur mit ihnen unterhalten", erkläre ich meine Unart ihr wohl zu nahe getreten zu sein. Erneut strafft sie ihre Schultern, richtet sich starr auf, wodurch ihr Busen wieder einmal deutlich hervortritt und bedeckt mich mit einem kühlen, distanzierten Blick.

"Verschwenden sie Ihre Zeit nicht mit Reden, sondern mit guter Arbeit." Mit diesen Worten macht sie sich auf den Weg in ihr Büro. "Holen Sie noch die Verlaufsberichte bei Herrn Tischler ab", ruft sie mir auf halber Strecke entgegen, bevor sie in ihrem Domiziel verschwindet. Das wird ja lustig. Immerhin bin ich schon am ersten Tag bei meiner Chefin untendurch.

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Erschöpft schließe ich meine Wohnungstür auf. Endlich kann ich wieder durchatmen. Als erstes mache mir etwas zu Essen und begebe mich damit auf die Couch, um beim essen Haus des Geldes zu sehen. Endlich Entspannung! Der erste Tag in der Firma als Assistent war viel zu anstrengend und vor allem sehr verkrampft gewesen. An diese steife Büromenschenatmosphäre muss ich erst noch dran gewöhnen.

Smalltalk kommt schonmal nicht gut an, zumindest nicht bei der Chefin. Die Frau ist wirklich äußerst ernst und markiert ziemlich oft und deutlich ihren Standpunkt. Aber vielleicht muss sie das ja, als Frau in der Männer-Bussinesswelt in ihrer Position. Dennoch ist es gesöhnungsbedürftig und ein wenig abstoßend, obwohl ... ihr Körperbau ist schon recht ansehnlich.
Was ich noch herausgefunden hatte war, dass ein charmantes Lächeln bei der Rothaarigen und der eigenartigen Empfangsdame einen deutlich posigiven Eindruck hinterlässt. Das könnte auf Dauer vielleicht recht nützlich sein.

Der Rest des neuen Kollegiums nahm mich fast gar nicht war, beachtete mich zumindest nicht. Gut so. So konnte mich immerhin auch keiner nerven, auch wenn die Pause so schon ein wenig langweilig war. Ausgelaugt stelle ich den nun leeren Teller auf den Couchtisch und strecke meine Beine aus. Mal sehen, wie der morgige Tag aussieht.

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