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Am nächsten Morgen war Mila gerade in ihrem Büro angekommen und hängte ihre Tasche an einen Jackenständer, als die Tür aufgerissen wurde.

„Sie müssen mir helfen. Das kam heute per Post." Anni Clarke kam mit geröteten Wangen hinein und drehte sich immer wieder nach hinten um

„Geben sie mal her." Mila nahm das Blatt Papier entgegen, auf dem stand:

Liebe Anni,

ich freue mich, dir mitteilen zu dürfen, dass du eine der ersten Kandidatinnen bist, die das Spiel testen darf. Die Spielregeln sind einfach, halte dich daran und wir werden uns gut verstehen. Es gibt nur ein Level, in dem deine Aufgabe sein wird deinem Ex-Mann das Ohr abzuschneiden. Du hast ab dem Erhalt des Briefes achtundvierzig Stunden Zeit, um sie zu erfüllen. Mach dir keine Sorgen, ich weiß, wenn du es geschafft hast. Solltest du das Level erfolgreich abschließen, bekommst du deinen Sohn Leon zurück, falls nicht, wirst du ihn Samstag das letzte Mal lebend gesehen haben. Im Umschlag habe ich ein Bild von Leon beigefügt, damit du weißt, dass es mir vollkommen ernst ist.

Hier nun die Regeln:

Spielregeln:

1. Erledige deine Aufgabe innerhalb des Zeitlimits. Mehr Zeit ist potenziell möglich, wenn es einen guten Grund dafür gibt. Zeit kann aber genauso gekürzt werden, wenn der Spieler den Spielmeister verärgern sollte.

2. Weihe niemanden in das Spiel ein, darunter zählen auch Freunde, Verwandte, Bekannte und die Polizei, bzw. das FBI!

Und die letzte und wichtigste: 3. Den Befehlen des Spielmeisters ist immer Folge zu leisten.

Verstöße werden mit der sofortigen Auslöschung der Geisel bestraft.

Nun bleibt nur noch zu sagen: Viel Spaß.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Spielmeister

Während Mila sich das Foto von Leon ansah, sagte Anni: „Ich habe mich die ganze Zeit umgesehen. Ich glaube nicht, dass mir jemand gefolgt ist. Er kann nicht wissen, dass ich hier bin, oder? Es ist doch erst um 07:00 Uhr. Er muss doch auch schlafen." Sie lockerte ihren Schal, der um ihren Hals hing und zupfte ihn zurecht.

„Es ist gut, dass sie zu mir gekommen sind." Zumindest hoffte sie das und der Spielmeister hatte nicht mitbekommen, dass sie sich an das FBI gewandt hatte.

„Ich kann David doch nicht das Ohr abschneiden." Anni streifte sich nun den Schal über den Kopf, dann wendete und drehte sie ihn in ihren Händen.

„Nein." Mila strich sich mit ihrem Daumen und dem Zeigefinger über ihr Kinn. „Wann haben sie den Brief erhalten?"

„Gestern Abend. Leider kann ich mich nicht daran erinnern, wie spät es da war. Ich hätte auf die Uhr schauen sollen, ich bin so dumm." Anni rieb sich über die Augen, unter denen die Augenringe kaum zu übersehen waren. „Ich konnte die ganze Nacht deswegen nicht schlafen. Bin so früh wie möglich los."

„Ok, dann haben wir bis morgen Abend Zeit, ihren Sohn zu finden. Das ist nicht unbedingt viel." Mila wollte nichts schönreden.

„Meinen Sie wirklich, dieser Spielmeister oder wie er auch immer heißt wird meinen Sohn töten, wenn ich diese blöde Aufgabe nicht erfülle?" Anni lief nun in Milas Büro hin und her.

„Ich kann genau wie Sie, nur Vermutungen anstellen. Das wird uns nicht weiterbringen." Mila zuckte ratlos mit den Schultern, wünschte sich jedoch ihr mehr sagen zu können.

Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt