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Chloe stand mit den anderen draußen vor dem Kaufhaus und schaute aus sicherer Entfernung auf die Flammen, die sich nun auch schon an der Fassade befanden.

„Ich habe die Feuerwehr gerufen. Eine Frau war so freundlich mir ihr Telefon zu geben." Mark kam schwer atmend zu ihnen zurück.

Sie waren alle rußverschmiert und husteten. Chloes Kehle war merkwürdig trocken und ihr Hals fühlte sich an, als würden die Flammen in ihm toben.

„Ich gehe da jetzt rein. Sie ist schon viel zu lange da drin. Ich muss sie rausholen." Chloe wollte losrennen, doch Anna hielt sie an ihrem Ärmel zurück.

„Das überlebst du niemals", sagte sie und hielt sie eisern fest, als sie sich losreißen wollte.

Mark kam nun auch dazu und hielt sie fest. „Sie hat recht. Die Feuerwehr wird bald da sein. Die können sie rausholen."

Plötzlich fuhr ein Auto mit quietschenden Rädern heran und hielt im Halteverbot. Eine Tür wurde aufgerissen und eine Frau sprang heraus, als sie Chloe entdeckte kam sie auf sie zu.

„Wo ist Mila? Was ist hier los?"

„Jamie", stellte Chloe verblüfft fest, erst dann antwortete sie ihr. „Sie ist noch da drin." Ihre Stimme zitterte leicht, als sie mit ihrem Finger zu dem Gebäude zeigte.

„Scheiße." Jamie war ihrem Blick gefolgt und erblickte die Flammen, die sich hungrig auf die Fassade stürzten und immer noch nicht genug zu haben schienen.

„Sie wollte einer Frau helfen, aber sie ist noch nicht zurückgekommen." Chloe schluchzte auf, hielt sich dann aber die Hand vor den Mund um es zu unterdrücken.

Jamies Gesichtsausdruck wurde auf einmal sanft. „Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Das klingt ganz nach ihr."

„Die Feuerwehr ist informiert, aber was, wenn sie zu spät kommen?" Chloe konnte nun ihr Schluchzen nicht mehr unterdrücken.

„Ich hole sie da raus. Mach dir keine Sorgen." Bevor jemand sie aufhalten konnte, rannte Jamie auf das Haus zu und verschwand durch die Öffnung, durch die sie vorhin entkommen konnten.

Anna und Mark hielten sie immer noch fest, sollte sie einen weiteren Versuch unternehmen wollen in das Feuer zu laufen, doch Chloe hatte es aufgegeben. Sie konnte nur hoffen, dass sie dort heil wieder herauskamen. Nach einigen Minuten konnten sie die herannahende Feuerwehr durch ihre Sirenen hören. Es war immer noch keine Spur von den anderen zu sehen. Mittlerweile stieg schwarzer Rauch auf, Chloe kannte sich zwar mit Feuer nicht besonders gut aus, doch etwas sagte ihr, dass es kein gutes Zeichen sein konnte. Gerade als sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, gab es eine gewaltige Explosion und das Kaufhaus brach in sich zusammen. Sie starrte geschockt hin und konnte sich nicht mehr bewegen. Ihre Muskeln schienen wie eingefroren zu sein. Als der Rauch sich schließlich lichtete, entdeckte sie Jamie, die jemanden in ihren Armen trug. Sie hinkte, doch ansonsten schien ihr nichts passiert zu sein. Chloe riss sich los und rannte auf die beiden zu, doch als sie näherkam, blieb sie schockiert stehen, denn es war nicht Mila, die sie in den Armen trug.

„Wo ist meine Mom?", fragte Chloe sie und beobachtete, wie Jamie Isabell auf dem Boden ablegte.

„Es tut mir so leid." Jamie senkte verlegen den Blick. „Ich habe sie nicht gefunden. Sie war nicht bei ihr." Sie deutete auf Isabell, die immer noch bewusstlos auf dem Boden lag.

Die Sicht um Chloe herum verschwamm mit einem Mal. Geräusche und Personen rückten wie in weite Ferne und ließen sie erstarren. Das alles war nicht real. Es war nur ein Traum. Ihre Mutter würde sie gleich wecken und alles würde so sein wie vorher. Chloe war nicht bewusst, wie sehr sie sich in diesem Moment täuschte. Es würde nie mehr so sein, wie es vorher war. 

Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt