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Chloe spürte ihren linken Arm nicht mehr, der immer noch an dem Metalltisch festgemacht war.

„Wir müssen versuchen zu fliehen", sagte Anna schließlich und war die erste, die das schon länger andauernde Schweigen brach.

„Hast du nicht zugehört? Er sieht alles was wir tun. Wahrscheinlich hört er uns gerade auch noch zu, während wir reden." Mark lief im Raum auf und ab, jedenfalls hörte sie wie Schritte sich entfernten und sich ihr schließlich wieder näherten.

„Wir können doch nicht einfach nutzlos hier rumsitzen und warten, dass der Typ sich wieder bei uns meldet", sagte Anna und die Schritte verstummten. „Wer weiß was für kranke Aufgaben der sich noch für uns ausgedacht hat. Wahrscheinlich sind wir dann später so schwer verletzt, dass wir nachhause kriechen müssen. Wenn er uns überhaupt gehen lässt."

Chloe sagte ihr dieses Mal nicht, dass sie vor Leo nicht den Teufel an die Wand malen sollte. Sie dachte genau dasselbe und die anderen hier wahrscheinlich auch. Außerdem hatte sie schon eine Weile nichts von Leo gehört. Er war wahrscheinlich eingeschlafen.

„Das Spiel zu gewinnen ist trotzdem unsere einzige Chance. Die sollten wir uns nicht verderben, in dem wir seine Wut auf uns ziehen", sagte Carlie und seufzte dabei tief.

„Ich bin auf Annas Seite. Er wird uns nicht gehen lassen und wir sollten uns jetzt einen Fluchtplan überlegen, bevor wir nachher zu verletzt sind, um es zu tun." Die Schritte ertönten wieder, was Chloe als Zeichen ansah, dass Mark wieder durch die Gegend lief.

„Schön, dann ermorde mich lieber gleich, bevor ich einen Foltertod sterben muss." Carlie schnaubte sarkastisch auf.

„Leute. Wir müssen zusammenhalten. Hört auf zu streiten. Das bringt uns auch nicht weiter." Chlor mischte sich nun auch in das Gespräch ein.

„Bist du jetzt unsere Anführerin oder wie?", fragte Anna und klang dabei äußerst gereizt.

„Das wollte ich damit nicht sagen." Chloe blieb ruhig und schloss die Augen, als sich das Brennen in ihren Arm wieder meldete.

Wie tief war der Schnitt eigentlich, dass es so wehtat? Sie fröstelte denn es war eiskalt, nicht nur der Metalltisch auf dem sie lag, auch die Luft war merklich kühl.

„Liebe Spieler der Runde zwei. Ihr habt sicher schon gespannt darauf gewartet, dass ich euch eure Aufgabe verkünde. Nun denn sie lautet wie folgt- "

Eine Pause entstand, in der Anna triumphierend flüsterte: „Seht ihr, er bekommt von unseren Unterhaltungen nichts mit, sonst hätte er doch schon längst was gesagt."

Chloe war sich da nicht so sicher, sagte aber nichts weiter, unter anderem auch deshalb, weil der Spielmeister die nächste Aufgabe ankündigte.

„Ihr müsst Essen, was ich euch vorsetze. Und zwar alles." Ein heiseres Lachen ertönte, was Chloe einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

„Klingt doch einfach", sagte Anna und lachte nervös auf, wahrscheinlich um sich selbst zu beruhigen.

„Freu dich lieber nicht zu früh. Wer weiß was es ist." Mark hatte sich inzwischen irgendwo niedergelassen, denn sie hatte schon lange keine Geräusche aus seiner Richtung gehört. „Oder wer", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.

„Danke für die Aufmunterung", erwiderte Anna trocken und verstummte dann.

Es wurde für einen kurzen Augenblick hell in dem Raum und mit einem lauten Klappern, fiel etwas von oben auf den Boden herab.

„Was war das?", fragte Chloe, da sie in ihrer Position nicht viel um sich herum mitbekam.

„Eine Brotdose." Es hörte sich so an, als würde Anna sie öffnen.

„Was ist drin?", fragte Chloe als sie nichts mehr von Anna hörte.

„Es sind Gummibärchen. Gummiwürmer." Sie klang ein wenig verwirrt angesichts der Tatsache, dass die Aufgabe so harmlos war. „Hm. Die esse ich gern alle auf." Kaugeräusche sagten ihr, dass sie bereits dabei war.

„Hey. Das ist unfair. Gib uns auch welche ab", sagte Mark beleidigt.

„Es ist meine Aufgabe. Ich soll sie aufessen. Nicht du." Anna kaute weiter und irgendwann war die Brotdose leer. „Man habe ich einen Hunger. Ich bräuchte noch eine Wagenladung davon."

Mark grummelte nur etwas vor sich her, ohne etwas darauf zu erwidern. Chloe wurde sich nun auch ihrem Hunger bewusst und hoffte, keiner hatte ihr verräterisches Magengrummeln gehört.

Ein weiteres Klappern brachte das Gespräch schließlich wieder in Gang. „Was war das?", fragte Chloe nun schon das zweite Mal in kurzer Zeit.

„Noch eine Brotdose." Anna war wieder diejenige, die sie aufhob und sie öffnete.

Ein ohrenbetäubendes Kreischen ertönte und die Brotdose fiel ein weiteres Mal scheppernd auf den Boden dieses Mal, weil Anna sie fallenließ.

„Alles okay?" Chloe zuckte bei dem lauten Geräusch erschrocken zusammen.

„E-es sind W-würmer. Zwei." Anna gab ein würgendes Geräusch von sich, auch Chloe drehte sich der Magen um. „Die kann ich nicht essen."

„Okey. Jetzt beneide ich dich nicht mehr." Mark hielt sich eine Hand vor den Mund und musste ein Würgen unterdrücke.

„Ich möchte aber nicht sterben. Reiß dich zusammen, Anna. Verdammt, ein paar Würmer. Was ist schon dabei. Sind doch nur Proteine", sagte Carlie verärgert darüber, dass Anna sich so anstellte.

„Iss du sie doch." Ihre Stimme klang merkwürdig verstellt. „Die winden sich so. Voll eklig." Sie schüttelte sich zitternd.

„Es ist deine Aufgabe, hast du doch vorhin selbst erwähnt." Carlie zeigte wenig Mitleid mit ihr.

Chloe blinzelte und als sie die Augen wieder aufschlug, sah sie oben an der Decke den Countdown von fünf Minuten rückwärts runterzählen „Du hast keine andere Wahl. Schau mal nach oben."

„Man hat immer eine Wahl." Chloe hielt den Atem an, wollte sie die Aufgabe verweigern und riskieren, dass sie alle starben? „Zu eurem Glück wähle ich das Leben." Anna seufzte schwer und starrte auf die Brotdose vor sich.

Chloe fiel ein großer Stein vom Herzen, gleichzeitig tat es ihr auch ein wenig Leid. „Na dann." Anna schluckte ein weiteres Mal. „Mahlzeit."

Sie sah nichts, doch sie musste die Würmer gegessen haben, denn nach einigen Sekunden stoppte der Countdown auch schon und der Spuk war fürs Erste vorbei.

„Das ist wirklich das ekelhafteste was ich jemals gegessen habe." Anna klang ein wenig mitgenommen, so als wäre sie krank, doch sie schien sich nicht übergeben zu müssen.

„Danke", sagte Carlie sichtlich erleichtert und raschelte, als sie sich in eine bequemere Position begeben wollte, jedoch durch die Fesseln daran gehindert wurde.

„Schon okay." Anna hatte eine kreidebleiche Gesichtsfarbe angenommen und rieb sich über die Augen. „Wir müssen doch zusammenhalten, oder?"

„Ah. Das war bis jetzt die beste Runde soweit. Wie versprochen bekommt ihr einen Schlüssel. Findet selbst heraus, zu wem er passt. Ich hoffe natürlich euch macht das Spielen genauso viel Spaß, wie mir das zuschauen. Wäre doch schade, wenn nicht. Ich habe mir so viel Mühe damit gegeben. Bis zum nächsten Level." Ein Klirren kündigte den Schlüssel an, ehe jemand etwas sagen konnte.

„Probiere es bei mir." Mark klang aufgeregt, als er Anna darum bat. „Ja! Ich bin frei." Er rieb sich die schmerzenden Handgelenke.

„Dasheißt nur, dass du mit der nächsten Aufgabe dran bist." Carlie teilte seineFreude nicht. 

Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt