#13

3 1 0
                                    

Mila stand vor dem Büro ihres Chefs und zögerte. Sie hatte vor ihren Job zu kündigen, da sie unter allen Umständen das Leben von Olivia retten wollte, doch es kostete sie alle Überwindung ihre Hand zu heben und anzuklopfen.

Als sie hörte wie jemand „Herein." rief trat sie ein.

„Guten Morgen." Sie blieb in der Tür stehen, nicht sicher, wo sie anfangen sollte und schaute dabei auf den Boden, da sie sich nicht traute Fairchild in die Augen zu sehen.

„Womit kann ich helfen?" Um nicht unhöflich zu sein, hob sie nun doch den Blick und sah, wie er gerade eines seiner Fenster öffnete.

Mila schluckte und dann sprudelte es aus ihr heraus, denn sie wollte es schnell hinter sich bringen. „Ich möchte kündigen."

Fairchild sah überrascht aus, als er sich zu ihr umdrehte. „Warum? Von Ihnen habe ich das sicher nicht erwartet."

„Ich möchte wieder mit dem Kochen anfangen." Mila zwang sich zu lächeln, als sie die Lüge aussprach, die sie sich bereits vorher überlegt hatte.

„Ich kann sie nicht zwingen zu bleiben, doch ich würde es wirklich schade finden, wenn sie gehen. Überlegen Sie es sich doch noch mal." Er hob fragend die Augenbraue.

„Tut mir leid. Meine Entscheidung steht fest." Sie reichte ihm ihr Kündigungsschreiben.

„Nun gut." Er nahm es in die Hand und überflog es, wie sie an seiner Pupillenbewegung erkannte. „Ich werde sie freistellen, bis die vier Wochen Kündigungsfrist vorbei sind. Sie werden bis dahin ihr Gehalt weiter ausgezahlt bekommen. Wenn sie es sich anders überlegen sollten, dürfen Sie aber gern zurückkommen. Sie können jetzt gehen." Er setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch auf seinen großen Chefsessel, den er fast gänzlich ausfüllte.

„Danke. Ich hole nur meine Sachen aus dem Büro." Mila machte auf dem Absatz kehrt und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, ehe sie noch vor Fairchild mit dem Weinen anfing.

Sie hatte gerade ihren Job gekündigt. Wie sollte es jetzt weitergehen? In ihrem Büro kullerte dann doch eine Träne ihre Wange hinunter, die sie aber entschieden wegwischte. In einen mitgebrachten Karton warf sie all ihre persönlichen Sachen hinein, unter anderem ein Bild mit Chloe und Ella, Stifte, Pflanzen und was sich über die Jahre sonst so angesammelt hatte. Als sie sich gerade das letzte Mal in ihrem Büro umsah, wurde die Tür aufgerissen und Jamie stürzte hinein.

„Dann stimmt es also wirklich. Du hast gekündigt." Einige Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und standen wirr in alle Richtungen ab.

Mila sagte nichts, denn sie fürchtete, Jamie würde sie durchschauen. Sie besaß nämlich einen sechsten Sinn, wenn es darum ging zu merken, wenn etwas nicht stimmte.

„Das ergibt für mich keinen Sinn. Du liebst deinen Job." Mila gab sich alle Mühe ihrem Blick zu erwidern, doch sie schaute schließlich weg, als sie es nicht mehr aushielt.

„Ich möchte wieder als Köchin anfangen." Ihre Nase zuckte und sie verfluchte, dass ihr Körper sie gleich bei jeder Lüge verraten musste.

„Das glaub ich dir nicht. Was steckt wirklich dahinter." Jamie trat näher an sie heran und nahm ihr die Kiste aus den Armen, die sie dann wieder auf dem Schreibtisch abstellte. „Liegt es etwa an mir?" Sie zog eine Augenbraue hoch.

„Nein!" Mila schüttelte heftig den Kopf. „Ok, ich gebe es zu, dass mit dem Kochen war gelogen. Ich kann dir den Grund aber nicht sagen. Glaub mir das, bitte." Sie spürte, wie sich Tränen in ihren Augen aufbauten, blinzelte sie aber fort.

Sie wollte Jamie alles erzählen, doch sie konnte nicht. Es hing zu viel davon ab. Mila krümmte sich von der Last, die sie auf ihren Schultern spürte. Woher sollte sie wissen, wie viele Aufgaben sie noch erwarteten. Was wenn, dass jetzt ihr ganzes Leben so weiterlaufen würde? Das würde sie sicher nicht lange ertragen können. Warum hatte der Spielmeister sie als Chance auserwählt? Was hatte sie ihm getan? Oder hatte er sie einfach aus Zufall gewählt? Sie zufällig auf der Straße getroffen und sie als perfekte Kandidatin ausgesucht. All diese Gedanken ließen sie schwanken, so dass sie sich schließlich an ihrem Schreibtisch festhalten musste, um nicht umzufallen.

Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt