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Chloe saß neben Mila auf dem Beifahrersitz und hatte die Hände in ihren Jackentaschen vergraben, um ihr zittern zu verbergen.

„Gut, dass ich beim FBI bin, sonst hätten wir Aaron vor seiner Freigabe nicht besuchen können. Das hätte sicher gedauert." Mila trommelte mit ihren Fingern leicht gegen das Lenkrad.

„Hm." Chloe gab nur ein Brummen von sich, sie war ganz in ihre eigenen Gedanken versunken.

„Warum möchtest du seine Leiche eigentlich unbedingt sehen?" Mila hielt an einer roten Ampel und musterte sie von der Seite.

„Ich möchte sicher sein, dass er wirklich tot ist", murmelte Chloe und kratze unbewusst die Wunde an der Haut neben ihren Fingernägeln wieder auf. „Das er uns auch wirklich nichts mehr tun kann."

„Ich kann auch allein reingehen und es dir bestätigen." Die Ampel sprang auf grün und Mila fuhr weiter.

„Nein, ich muss es selbst sehen. Nur so kann ich mir sicher sein." Chloe schüttelte den Kopf und wirbelte so ihre Haare durcheinander.

„Ich verstehe dich. Mir wäre es nur lieber, dir würde der Anblick erspart bleiben." Sie hielten vor einem großen Gebäude, dem Institut für Rechtsmedizin.

Eine Frau hatte vor dem Eingang auf sie gewartet und war, als sie Milas Auto entdeckte, gleich auf sie zugelaufen. Chloe erkannte sie, es war die Beamtin, die sie gemeinsam mit Roberts aus der Hütte befreite. Wie hieß sie noch gleich? Sie konnte sich erinnern, dass der Name irgendwann mal erwähnt wurde. Er lag ihr förmlich auf der Zunge. Farmer. Fisher. War es überhaupt irgendwas mit F? Fairchild, fiel ihr erst ein, als sie bereits ausgestiegen waren.

„Hallo, Jamie. Danke, dass du auf uns gewartet hast", sagte Mila und rieb sich ihre müde aussehenden Augen.

„Hi. Sparen wir uns die Förmlichkeiten." Sie winkte ab und richtete ihre Augen nun auf Chloe. „Mir gefällt deine Entschlossenheit. Nicht jeder, hätte den Mut, sich die Leiche seines Entführers anzusehen." Fairchild streckte ihr die Hand hin, die sie ergriff.

„Äh. Danke." Chloe strich sich verlegen über ihren Unterarm.

„Folgt mir." Sie ging voran, mit Mila und Chloe im Schlepptau, die wie Entenküken ihrer Mutter hinterherwatschelten.

Fairchild blieb erst stehen, als sie an einer Tür ankam, die auf Augenhöhe ein Fenster eingebaut hatte, durch das man in den Raum hineinschauen konnte.

„Bereit?" Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab und stieß, kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, die Tür auf.

In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, auf dem man unter einem Laken, den Körper eines Menschen erahnen konnte. In einer Ecke entdeckte Chloe einen Mann, der in einem der Regale etwas zu suchen schien. Als er hörte, wie sich die Tür öffnete, stutze er und drehte sich dann zu ihnen um.

„Ah. Ihr seid es. Ich habe mich schon gewundert, wann ihr kommt." Er fing wieder mit dem suchen an. „Wo habe ich es den bloß hingelegt?" Es klapperte und schepperte, ehe er triumphierend einen Gegenstand aus Metall in die Luft hielt. „Hab ich dich."

Fairchild räusperte sich.

„Ja. Entschuldigung." Er wischte sich die Hände an seinem Kittel ab und trat näher an sie heran. „Ich bin Dr. Jordan. Sie sind dann wohl Agent Carter und das muss ihre Tochter Chloe sein." Er winkte sie an den Tisch heran. „Tretet ruhig näher."

„Ist das Aaron darunter?", fragte Chloe.

„Natürlich, wer denn sonst, Kindchen? Deswegen seid ihr doch hier, oder nicht." Dr. Jordan kratzte sich irritiert am Hinterkopf.

Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt