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Mila erwachte bereits zwei Stunden zu früh. Sie hatte die ganze Nacht nur unruhig geschlafen, war immer wieder aufgewacht und zerwühlte ihre Kissen aus Frust darüber. Schließlich gab sie es auf und stand auf, um duschen zu gehen, auch wenn ihr das unnötig erschien. Es war mehr etwas wie eine Beschäftigung, die sie brauchte um sich abzulenken. Deshalb schlüpfte sie aus ihrem Schlafanzug und stellte den Wasserhahn an. Die Tropfen perlten warm von ihrer Haut ab und ließen sie für eine kurze Zeit entspannen. Der Geruch nach Lavendel erfüllte sie, als sie das Shampoo in ihre Haare einrieb und es schließlich wieder abwusch. Sie blieb länger unter der Dusche als nötig. Dann wickelte sie sich in ein Handtuch, als sie genug hatte. Mila zog sie sich bequeme Sachen an und ging hinunter in die Küche. Dort traf sie auf Ella, die gerade dabei war sich Cornflakes in den Mund zu schaufeln.

„Morgen", sagte Mila und setzte sich einen Kaffee und schnappte sich einen Apfel, in den sie lustlos hineinbiss.

„Morgen. Fährst du mich zur Schule? Taylor holt uns ja nicht mehr ab.", fragte Ella nachdem sie einen Bissen heruntergeschluckt hatte. „Ich kann auch den Bus nehmen", fügte sie dann noch unsicher hinzu.

Mila überlegte kurz und kam zu dem Schluss, dass sie es locker schaffen würde, Ella vorher noch zur Schule zu bringen, denn die lag direkt auf dem Weg. „Ich fahr dich gern hin."

„Danke." Ella lächelte und trank ihren Kakao aus. „Ich gehe mal meine Schulsachen packen." Sie verschwand nach oben und Mila blieb allein in der Küche zurück.

„Beeil dich." Mila sprach mit der Kaffeemaschine und tippte ungeduldig mit ihren Fingernägeln auf die Tischplatte, während sie in ihren Apfel biss.

Sie verzog das Gesicht, denn er schmeckte mehlig, dennoch aß sie ihn auf, damit sie wenigstens etwas im Magen hatte. Als der Kaffee endlich fertig war, nahm sie sogleich einen großen Schluck und verbrannte sich den Mund an dem heißen Getränk. Fluchend setzte sie die Tasse ab und betastete ihre verbrannte Zunge. Sie holte eine Thermoskanne aus dem Schrank und füllte dort den restlichen Kaffee hinein, um ihn sich für später aufzuheben. Außerdem steckte sie sich noch einen Apfel in die Tasche. Nachdem sie ihr Handy auf Nachrichten geprüft hatte, landete das ebenfalls in ihrer Tasche zwischen ihrem Portmonee und allerhand anderem Kram. Als Ella von oben herunterkam machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Auto. Mila stieg auf den Fahrersitz, während Ella neben sie auf den Beifahrersitz rutschte. Sie fuhr los und kam aufgrund des guten Verkehrs recht schnell an der Schule an, wo sie Ella winkend herausließ. Dann holte sie ihr Navi aus dem Handschubfach und gab die Adresse ein, die der Spielmeister ihr gegeben hatte. Der Weg dorthin verlief alles andere als glatt. Die Ampeln schienen es alle auf sie abgesehen zu haben, denn sie wurden alle rot, wenn sie näher an sie heranfuhr. Einmal bog sie falsch ab, weil das Navi ihr zu früh sagte, sie solle abbiegen. Außerdem schienen heute besonders viele Lkws unterwegs zu sein, denn es fuhren die ganze Zeit welche vor ihr, ohne ihr de Chance zu geben sie zu überholen. Als sie endlich bei der Adresse ankam, hatte sie ein neues Problem, denn es gab nirgends einen Parkplatz. So parkte sie bestimmt fünf Straßen weiter. Sie hatte wichtigeres zu tun. Kein Mensch begegnete ihr, als sie sich auf den Weg machte um zur Winchester Alley 3 zu gelangen. Mila blickte sich immer wieder verstohlen um und klammerte sich an ihre Tasche. Es knirschte, als sie mit ihren Turnschuhen auf eine Glasscherbe trat, die zu einer zerbrochenen Bierflasche gehörte. Ein dunkler Fleck auf dem Gehweg verriet ihr, dass in der Flasche noch etwas drin war, bevor sie dem Besitzer heruntergefallen war. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Scherben aufzusammeln. Kopfschüttelnd lief sie weiter und presste nun ihre Tasche noch dichter an ihren Körper. Es war keine schöne Gegend. Die Häuser waren heruntergekommen und fielen in sich zusammen. Allerhand Müll und Unrat verschmutzte die wenigen Grünflächen, die grau und trist wirkten. Als sie schließlich vor dem alten Kaufhausgebäude ankam, dass an Stelle der Adresse stand, wunderte sie sich nicht, dass es in dieser Gegend nicht lange offen hatte. Ein Blick auf ihr Handy verriet ihr, dass es noch ungefähr zehn Minuten dauerte bis es neun Uhr war. Sie stellte das GPS- Signal bei ihrem Handy an und hoffte, dass Jamie sie im Notfall orten und auch finden würde. Mila sah sich um und überlegte, wo sie es am besten verstecken konnte, doch bevor sie sich dazu entschließen konnte, ob es unter einer Mülltüte gut aufgehoben war, wurde sie von der Seite angesprochen.

Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt