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Mila saß zusammen mit Jamie auf der Couch bei einer Flasche Wein, als es an ihrer Haustür klingelte. Beide sahen sich alarmiert an. Was wenn das die Polizei war, die sie wegen dem Banküberfall verhaften wollte. Mila stellte ihr Weinglas auf dem Tisch ab und machte sich auf den Weg zur Tür. Sie öffnete und sah sich direkt Victors wütendem Gesicht gegenüber.

„Ja, bitte?", fragte sie, da sie sich wunderte, was er wohl von ihr wollen könnte.

„Wo ist Tim?" Er holte tief Luft, als hätte er schon seit längerer Zeit nicht mehr geatmet. „Ich weiß, dass er bei dir ist." Drohend fuchtelte er mit seinem Zeigefinger vor ihrer Nase herum.

Mila widerstand dem Drang den Finger festzuhalten und sagte schließlich ruhig: „Tut mir leid. Bei uns ist er nicht." Bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, drängte Victor sie auch schon zur Seite und betrat ohne Einladung ihr Haus.

Augenrollend folgte sie ihm, für so etwas hatte sie jetzt keinen Nerv. Wenn er feststellte, dass Tim nicht hier war, würde er bestimmt schnell gehen, also ließ sie ihn gewähren, auch wenn sie ihn am liebsten vor die Tür gesetzt hätte.

„Tim!", rief Victor auf einmal laut, was Milas Herz augenblicklich dazu brachte, schneller zu schlagen. „Tim!"

Das Geschrei lockte Jamie aus dem Wohnzimmer. „Wer ruft hier den so laut?", fragte sie an Mila gewandt, Victor war bereits in einem anderen Raum.

„Der Vater von Tim. Er ist ein Freund von Chloe." Mila verdrehte die Augen in ihre Richtung und nickte mit dem Kopf zur Tür, durch die Victor verschwunden war.

„Tim!" Die Stimme war noch lauter geworden. „Ich weiß, dass du da bist. Komm sofort herunter und zeige dich! Du bekommst für den Rest deines Lebens Hausarrest!" Er verstummte.

„Und ist er hier?", flüsterte Jamie ihr leise ins Ohr.

Mila schüttelte den Kopf. „Nein. Er war schon lange nicht mehr hier." Sie seufzte und machte sich daran, Victor zu folgen, bevor er noch etwas Dummes anstellte.

„Wo verstecken sie ihn?" Er kniff seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und musterte sie misstrauisch.

„Ich sagte doch schon. Er ist nicht hier." Mila sagte es mit Nachdruck, um ihn hoffentlich überzeugen zu können. „Warum ist er überhaupt weggelaufen?"

Victor verengte seine Augen noch ein Stückchen mehr. „Wer sagt etwas von weggelaufen. Er hat uns nur nicht Bescheid gegeben, wo er hingeht", sagte er und setzte ein schiefes Grinsen auf. „Ich mache mir eben Sorgen um ihn."

Mila zog ihre Augenbraue nach oben, sagte aber nicht darauf. „Ich rufe dich an, wenn ich deinen Sohn finde. Verlass jetzt bitte mein Haus." Sie klang freundlich, doch in ihrer Stimme klang auch eine Drohung mit.

„Danke. Ich gehe dann mal." Victor grinste immer noch. „Sollte sich herausstellen, dass er sich doch hier versteckt, dann." Er beendete den Satz nicht.

„Dann was?", fragte Jamie ihn provozierend. „Ich arbeite beim FBI. Sagen Sie es uns ruhig. Vielleicht reicht es ja, um sie zu verhaften." Ihre Augen funkelten ihn an, bis er schließlich den Blick senkte.

„Melde dich, wenn du was von ihm hörst." Victor drehte sich um und verließ das Haus.

„Man ist das ein unfreundlicher Typ." Jamie öffnete ihre Hände wieder, die sie ohne es zu merken zu einer Faust geballt hatte.

„Wir müssen Tim unbedingt vor ihm finden. Sein Arzt hat mir von seinem Verdacht erzählt, dass seine Eltern ihn schlagen könnten." Mila nahm ihr Weinglas in die Hand, nachdem sie ins Wohnzimmer zurückkehrten.

Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt