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„Wie? Ihr habt eine weitere Leiche aus dem Fluss gezogen? Warum erzählst du mir das? Ich habe doch gekündigt." Mila zischte den letzten Satz leiser, da im Raum nebenan ihr Vater vor dem Fernseher saß.

„Ich dachte, es könnte dich interessieren, aber wenn nicht-" Jamie machte eine dramatische Pause. „Dann kann ich auch wieder auflegen."

Das Wochenende war quälend langsam vergangen, da sie auf die Anrufe wartete, dass sie Olivia und Sophia einige Fragen stellen konnte. Sie hatte bisher keine brauchbare Spur gefunden und hoffte, sie so zu bekommen.

„Erzähl es mir." Mila drückte sich das Handy dichter ans Ohr, falls das überhaupt noch ging.

„Wusste ich es doch." Sie konnte sich Jamies Grinsen bildlich vorstellen. „Es ist wieder ein kleiner Junge. George Ryans. Er war gerade mal 9 Jahre alt. Die vermutete Todesursache ist zurzeit ertrinken. Laut den Eltern war er schon seit zwei Tagen verschwunden. Ich frage mich nur, warum sie ihn nicht als vermisst gemeldet haben. Vielleicht haben sie etwas damit zu tun?" Sie verstummte und eine längere Pause trat ein.

Mila rutschte das Herz bis in die Hose. Hatten seine Eltern auch einen Brief vom Spielmeister erhalten und die Aufgabe nicht lösen können? Warum hatten sie sich dann nicht an sie gewandt?

„Kannst du mir die Adresse von den Eltern geben?", fragte sie und umklammerte krampfhaft die Stuhllehne.

„Ich schicke sie dir nachher per E-Mail."

„Danke." Mila war froh, dass Jamie keine weiteren Fragen stellte. „Gibt es sonst was Neues?"

„Ich rufe dich an, falls es was geben sollte. Mach es gut. Ich habe zu tun." Jamie schien es auf einmal ziemlich eilig zu haben.

„Tschau." Mila verstaute ihr Handy wieder in der vorderen Hosentasche, doch sie holte es gleich wieder hervor, da es anfing zu klingeln.

Vielleicht hatte Jamie vergessen ihr etwas zu sagen. „Du meldest dich ja schnell wieder."

„Hi. Hier ist Olivia", sagte offensichtlich nicht Jamie.

„Hallo. Entschuldigen Sie, ich habe gedacht sie sind jemand anderes." Mila war auf einmal wieder hellwach.

Mein Vater hat mir erzählt, dass sie mir gern ein paar Fragen stellen würden. Wenn sie Zeit haben, können sie gern vorbeikommen." Im Hintergrund hörte man ein Kind lachen.

„Das wäre super." Mila ließ sich die Adresse geben und legte auf.

Danach checkte sie nur noch schnell ihre E-Mails. Sie öffnete die, die Jamie ihr geschickt hatte und notierte sich die Adresse. Jetzt hatte sie zwei Dinge, die sie erledigen wollte. Sie schnappte sich ihre Autoschlüssel und rannte zu ihrem Wagen. Erst da warf sie sich die Jacke über und startete den Motor. Sie erreichte das Haus von Olivia eine gute halbe Stunde später. Mila machte große Schritte, als sie dem Kiesweg bis vor die Haustür folgte und schließlich auf den Klingelknopf drückte. Sie musste nicht lange warten, kaum hörte sie, wie es drinnen läutete, wurde die Tür auch schon aufgerissen und Olivia, die ein wenig bleich um die Nase aussah, stand vor ihr. Ein wenig versteckt hinter ihr, klammerte sich ein kleines Mädchen an ihrem Kleid fest. Dann ertönte ein Bellen und ein Hund kam auch noch um die Ecke geschossen.

„Cookie. Sitz." Olivia sah sie entschuldigend an, während der Hund ihrem Befehl folgte und Mila mit schiefgelegtem Kopf musterte.

„Das nenne ich mal einen Empfang." Mila grinste und beugte sich zu Cookie hinunter, um ihm den Kopf zu kraulen.

Damit war sie nun ungefähr auf Höhe des Mädchens, dass sich nun dichter an Olivia drängte, die kleinen Hände immer noch an dem Kleid ihrer Mutter festgekrallt. Mila lächelte sie an, doch sie versteckte daraufhin nur ihr Gesicht im Stoff.

Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt