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„Du hast ihr das eingeredet." Taylor stürzte sich auf Tim, der völlig überrumpelt dastand und seiner Faust nicht mehr ausweichen konnte, die gegen seine Nase prallte.

„Tim!" Chloe rieb sich den Kopf, während sie sah, wie sein Kopf nach hinten geschleudert wurde.

Mila ging dazwischen, bevor es noch weiter eskalieren konnte. „Ich muss dich bitten zu gehen." Sie sagte es schärfer als beabsichtigt, doch es zeigte seine Wirkung, denn Taylor verschwand und kurz darauf hörte man, wie eine Tür ins Schloss fiel.

„Ist alles okay?" Chloe hatte sich inzwischen aufgerappelt und kniete sich neben Tim nieder, der sich auf den Boden gesetzt hatte und sich seine Nase hielt, aus der er stark blutete. „Tut mir echt leid."

„Es ist nicht deine Schuld." Er nahm das Taschentuch entgegen, dass Mila ihm reichte. „Danke."

„Ich fahr dich ins Krankenhaus." Mila schnappte sich ihre Autoschlüssel und stand auf.

„Ich komme mit." Chloe nahm die Hand runter, die sie vorher noch an ihren Kopf gepresst hielt.

„Was ist mir dir, Ella?", fragte Mila und wandte sich zu ihr.

„Ich bleibe hier." Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.

„Es ist gar nicht so schlimm. Das ist wirklich nicht nötig." Tim zuckte zusammen, als er mit dem Taschentuch seine Nase berührte, mit dem er das Blut wegwischen wollte.

„Nicht schlimm." Mila schnaubte. „Selbst ich sehe, dass sie gebrochen ist."

„Ich wollte wirklich nicht solche Umstände machen." Er gab seinen Widerstand auf und ließ sich von Chloe aufhelfen.

„Denk das nicht. Los jetzt." Gemeinsam liefen sie zu ihrem Wagen und stiegen ein.

Mila fuhr zum Casper-David-Friedrich-Krankenhaus, wo sie an die Unfallambulanz im dritten Stock verwiesen wurden.

„Wie kann ich helfen?" Die Empfangsdame lächelte freundlich, als sie an den Tresen traten.

Mila schob Tim vor sich. „Er hat einen Schlag auf die Nase abbekommen. Wir denken die Nase ist gebrochen."

„Timothy. Was machst du denn schon wieder hier? Ich wollte dich hier eigentlich nicht mehr sehen." Die Frau auf deren Namensschild sie Helen ablesen konnte, lächelte und blickte auf. „Sind sie seine Mutter?"

Sie wandte sich Mila zu, die den Kopf schüttelte. „Nein. Seine Eltern sind verreist."

„Dein Name ist Timothy? Das wusste ich gar nicht." Chloe strich sich verdutzt eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

„Ich kann den Namen nicht ausstehen." Er wollte das Gesicht verziehen, was ihm aber nicht gelang und in einer seltsam aussehenden Grimasse endete.

„Setzt euch kurz ins Wartezimmer, der Arzt wird gleich Zeit haben." Helen deutete auf einige Stühle, die im Flur standen.

„Ok. Vielen Dank." Mila, Taylor und Chloe setzten sich.

„Wieso kennt dich die Frau schon? Bist du öfter hier?", frage Chloe, während sie die Beine über einander schlug.

„Du schon wieder." Der Arzt erschien und reichte allen nacheinander die Hand. „Kommen Sie."

Er führte sie alle in ein Behandlungszimmer in dem Tim sich auf eine Liege setzen sollte, während der Arzt seine Nase näher untersuchte.

„Du hattest Glück. Das wird wieder verheilen." Der Arzt richtete sich wieder auf und stand von seinem Drehstuhl auf, von dem aus er Tim untersucht hatte.

„Kann ich trotzdem weiter Fußball spielen?", fragte Tim verunsichert.

„Wenn du dabei ein Nasenpflaster trägst, sollte das kein Problem sein. Das kannst du dir in einer Apotheke besorgen." Er tippte etwas in seinen Computer. „Kühl die Nase gut, ansonsten sollte alles verheilen, wenn es irgendwelche Komplikationen gibt, dann komm auf jeden Fall nochmal her." Er führte sie schließlich wieder aus dem Behandlungszimmer.

„Ich müsste noch mal kurz mit Ihnen sprechen", sagte der Arzt und nahm Mila beiseite.

„Mit mir?" Als der Arzt nickte, folgte sie ihm um eine Ecke um ungestört reden zu können. „Was gibt's?"

„Ich mache mir wirklich Sorgen um Tim. Er war die letzte Woche drei Mal bei uns. Er sagt zwar immer, dass er einfach tollpatschig ist, aber ich fürchte da steckt mehr dahinter. Ich möchte niemandem beschuldigen, aber ich habe seine Eltern im Verdacht. Sie waren erst einmal hier und sie haben auf mich keinen guten Eindruck gemacht. Es schien sie zu stören, dass sie ihren Sohn ins Krankenhaus bringen mussten. Es ist oft so, dass Kinder die misshandelt werden darüber Lügen, wie sie ihre Verletzungen bekommen. Können Sie da vielleicht ein bisschen aufpassen?" Er sah sie eindringlich an.

„Ich kümmere mich darum." Mila hoffte, dass der Arzt sich irrte, auch wenn vieles dafürsprach.

„Danke. Sie können gehen." Er lächelte und begleitete sie wieder zurück zu Chloe und Tim, die bereits auf sie warteten.

Auf dem nachhause Weg hielten sie noch kurz an einer Apotheke, um Tim die Nasenpflaster zu besorgen, die er zum Fußballspielen benötigte. Mila lehnte dabei das Angebot ab, dass Geld für die Pflaster zurück zu bekommen.


Der SpielmeisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt