chapter 5

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Mit beschleunigter Atmung wachte ich aus einem Albtraum auf. In den letzten Nächten wiederholte sich der Umfallstag immer wieder in meinen Träumen. Ich hab wirklich darüber nachgedacht nichts zur Beerdigung zu gehen, da es nur Erinnerungen zurückrufen würde.

Andererseits hatte ich mich noch nicht richtig von meinen Eltern verabschiedet und ich wollte es nicht irgendwann bereuen nicht erschienen zu sein, also schob ich den Gedanken beiseite und tapste, um mir ein Glaswasser aus der Küche zu holen. Scheinbar war es nicht mehr mitten in der Nacht, da draußen schon die Sonne aufging. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es halb sieben war.

Da ich in einer Stunde hätte sowieso aufstehen müssen entschied ich einfach wachzubleiben, duschen zu gehen, mich fertig zu machen und mir dabei viel Zeit zu lassen. Entschlossen sprang ich unter die Dusche und suchte mir anschließend ein Outfit raus. Nachdem ich für uns drei den Frühstückstisch gedeckt hatte setzte ich mich mit meinem Handy aufs Sofa, um auf sie zu warten.

Pünktlich um viertel vor neun erreichte ich die Uni. Auf einer Bank auf dem Vorhof wartete ich auf Zhen. Es brauchte keine fünf Minuten da gingen wir zusammen in den ersten Kurs. Zur Mittagspause setzten wir uns an einen Tisch in der Mensa. Als Si und seine Gefolgen plötzlich vor uns bzw. mir standen.

Hatte er nicht verstanden, dass ich nichts von ihm wissen will? »Ich hab mit deiner Tante geredet, du kommst mit nach Bali.«, teilte er mir gelangweilt mit, während ich mich an meinem Wasser verschluckte und das Husten begann. Qing He klopfte mir vorsichtig auf dem Rücken bis ich ihm einen Blick zu warf, der bedeutete, dass er das lassen sollte. Vera hätte mir beim Frühstück davon erzählt wäre das wirklich geschehen.

»Ihr fliegt Freitag Mittag direkt nach der Uni nach Deutschland. Am Samstag Abend fliegt sie dann zurück nach Shanghai und du direkt zu uns nach Bali. Wir holen dich dann am Flughafen ab.«, gab er kund und marschierte weiter. Das kann er nicht mit ihr besprochen haben, sie kann das nicht zu gelassen haben. Sie wollte doch, dass ich mich von F4 fernhalte. Vielleicht hat er sie dazu gezwungen oder sogar erpresst.

Promt sprang ich von meinem Stuhl auf und rief: »Warte.« Erstaunlicherweise blieb er sogar stehen, als ich vor ihm stand fragte ich:»Wie könntest du sie überzeugen?« Ein breites schmitziges Grinsen bildete sich in seinem Gesicht. »Ich glaube es liegt an meinem Charme.«, grinste er und ging weiter.

Augenrollend ging ich zurück zu meinen Freunden, die Aufmerksamkeit, die auf uns lag neigte sich angenehmerweise dem Ende und ich ließ mich auf meinen Stuhl fallen. »Er ist so arrogant.«, murmelte ich vor mich hin, sodass es niemand anderes hören konnte.

»Freust du dich denn gar nicht?«, Li Zhen setzte sich neben mich und legte ihren Arm um meine Schultern. »Eigentlich nicht, nein.«, frustriert stürzte ich meinen Kopf auf meiner Hand ab. Wenn ich mit diesen mir so gut wie Fremden eine Woche lang im Urlaub verbringe und niemand dem ich auch nur ansatzweise vertraue dabei ist bin ich aufgeschmissen.

Ich hätte schon keine Chance gegen einen von ihnen, aber gleich alle vier auf einmal wird so anstrengend. An meinem Durchsetztungsvermögen sollte ich dringend arbeiten. »Katie, was hast du gemacht, dass F4 dich in den Ferien mitnimmt?«, fragten mir zwei unbekannte Mädchen, die sich an den Tisch stellten, an dem wir saßen. »Das frage ich mich auch.«, meinen Kopf ließ ich auf die Tischplatte fallen.

»Warte, woher kennt ihr meinen Namen?«, wunderte ich mich und richtete mich wieder aufrecht hin. »Den kennt hier mittlerweile jeder.« Mit gerunzelter Stirn und zusammen gezogenen Augenbrauen starrte ich sie an. »Du fliegst immerhin mit F4 nach Bali.«, klärte sie mich auf. Das war der Grund dafür, dass "jeder" meinen Namen kannte? Was an F4 so besonders war musste ich und konnte ich nicht nachvollziehen.

»Also...«, begann sie wieder. »Was hast du gemacht?« Dass ich keine Ahnung hatte berichtete ich ihn doch schon, dachten sie ich würde sie belügen? »Ich sagte doch, ich weiß es nicht.«, wiederholte ich mich und lief genervt aus der Mensa.

Beim Abendessen sprach ich Vera darauf an, warum sie mir nichts von ihrem Gespräch mit Si erzählt hatte und wieso es für sie plötzlich in Ordnung war, dass ich etwas mit ihnen zu tun hatte. »Doming Si kam gestern direkt nach der Uni vorbei und bittete um meine Erlaubnis. Ich hatte mich in ihm und seinen Freunden getäuscht, sie scheinen nette junge Männer zu sein.«, meinte sie. Also hatte Ananaskopf recht, er hatte sie mit seinem Charme um den Finger gewickelt.

»Ich will, aber nicht mit.«, beschwerte ich mich, während ich mich mit verschränkt Armen an die Stuhllehne zurück lehnte. Vera bestand allerdings darauf und weil die Flüge bereits gebucht waren wollte ich kein Theater machen.

*

Es war meine erste Schicht in dem Laden und ich war etwas aufgeregt, als ich den Laden betrat. Es war eine Art Café abgesehen davon, dass dort nur Milchtee und ein paar andere Getränke zum Verkauf standen.

Meine Chefin Frau Hsu war da um mich zu empfangen, aber die Einführung machte Xiayou eine Mitarbeiterin. Wir verstanden und auf Anhieb gut. Es fühlte sich gut an eine Freundin außerhalb der Mindge zu haben, weil sie keine Ahnung davon hatte was dort abging. Sie bekam nur das mit was ich ihr erzählte.

Jedoch erzählte ich ihr von Allem, somit hatte sie also auch keinen Grund den Gerüchten Glauben zu schenken. Sie wusste von dem Unfall meiner Eltern, dem Zusammenstoß mit F4, dass ich ins Krankenhaus musste, ich bei meiner Tante Vera und Liang wohne, von der Beerdigung und dem Baliurlaub.

Es half mir ihr davon zu erzählen, allerdings ließ ich meine Emotionen nie zu, was ich wirklich beräue. Irgendwann wird alles zu viel, das Fass wird überkochen und ich werde daran leiden müssen. Nur weil ich meine Gefühle unbedingt unterdrücken musste.

Lei und ich unterhielten uns häufig stundenlang auf dem Dach der Uni. Die Themen waren allerdings ziemlich oberflächlich und immer wenn es zu sehr in die Richtung meiner Eltern, was ich in Deutschland machen werde oder der Verletzung ging blockte ich ab. Wie gesagt, ich fraß alles in mich hinein und irgendwann wird es mich überwältigen. Ich war der Überzeugung, ich hätte gute Freunde und dass sie mich auffangen würden bevor ich auf dem Abgrund aufpralle.

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