chapter 26

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Gestern Abend konnte ich Tao's Worte immernoch nicht vergessen und auch in der Uni hallten die durch meinen Kopf. Seine Gefühle müssen einfach wieder berührt werden, aber wie? Ich wollte ihm unbedingt helfen auch wenn ich ihn kaum kannte und nicht einmal wusste wieso. Möglicherweise war es einfach der Punkt, dass er genau wie ich keinen Kontakt zu seinen Eltern hatte, obwohl sie anders als bei mir noch unter uns waren. Ich könnte versuchen sie zu finden, aber wie soll ich das nur anstellen?

In Shanghai leben 24,28 Millionen Menschen und es ist noch nicht einmal sicher, dass sie noch hier wohnen, geschweige denn überhaupt in China. Das ist wie eine Nadel im Heuhaufen zu suchen, aber ich würde ihm das so sehr wünschen. Aber was, wenn sie wirklich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen? Was wenn sie ihn einfach- Doaming Si riss mich aus meinen Gedanken:»Ey, hörst du nicht richtig!?« Erschrocken blickte ich auf und sah ihn an als hätte ich gerade einen Geist gesehen. Der hatte mir gerade noch gefehlt. »Ich will meine Jacke wieder haben. Wo ist sie?«, gab er mir den Grund für sein Erscheinen preis.

Ich schlug mir die Hand gegen die Stirn, wegen meinen ganzen Grübelein hatte ich sie heute morgen in meinem Zimmer liegen gelassen. »Tut mir leid. Ich habe sie zu Hause vergessen. Ich gehe sie schnell holen, wenn du hier wartest kann ich sie dir in einer halben Stunde geben.«, bot ich ihm an, doch er lehnte ab und meinte er würde mich begleiten. »Na schön, aber nerv mich bitte nicht.«, stimmte ich zu und er war offensichtlich etwas überrascht, dass ich nicht ablehnte.

Eigentlich wollte ich unterwegs einen Plan schmieden wie ich Tao's Eltern finden will, jedoch gelang mir das wegen des Ananaskopfes nicht. »Si, ich habe gesagt du sollst mich nicht nerven.«, erinnerte ich ihn aufgebracht, da es mir echt auf den Keks ging. »Du hörst mir ja sowieso nicht zu.«, bockte er und hielt dann endlich wenigstens für ein paar Minuten den Mund. »Worüber denkst du überhaupt nach?«, fing er dann doch wieder an.

»Es geht dich nichts an. Entweder sei jetzt still oder hau ab und ich bringe dir die Jacke wieder zur Uni.«, sagte ich ihm an und tauchte wieder in meine Gedanken ein, da er endlich die Klappe hielt. Heute hatte ich zum Glück keine Schicht im Café, also konnte ich den ganzen Nachmittag nutzen um etwas über Tao's Mutter zu erfahren. Zu erst sollte ich herausfinden in welchem Waisenhaus er aufwuchs, dass dürfte angesichts der Bekanntheit seiner neuen Familie nicht allzu schwer sein... dachte ich.

Eigentlich bittete ich Si unten zu warten, während ich die Jacke holen gehe, jedoch bestand er darauf mit reinzukommen. Also stampfte er hinter mir die Treppe hoch, wofür er direkt eine Ansage von mir erhielt, dass er gefälligst leise sein soll. Ich wollte nicht, dass Liang mitbekam, dass ich wieder zu Hause war, weil er mich dann sicher auf gestern ansprechen würde. Ohne entdeckt zu werden kamen wir also in meinem Zimmer an, wo er sich auf mein Bett schmiss während ich nach der Jacke suchte. »Cooles Zimmer.«, lobte er, bekam aber kein Danke oder ähnliches.

Es war mir alles andere als recht, dass er sich einfach so auf meinem Bett breit machte, jedoch wollte ich immernoch nicht entdeckt werden, was hätte schwierig werden können wenn ich eine Diskussion mit Doaming Si anfangen würde. »Hier ist sie und jetzt geh bitte.«, forderte ich ihn auf, während ich ihm das Stück entgegen hielt. Langsam richtete er sich von meinem Bett auf und nahm sie an. »Hast du heute noch was vor?«, fragte er.

»Irgendwie schon.«, nuschelte ich leise in der Hoffnung er würde endlich mein Zimmer verlassen. »Was hast du vor? Ich kann dich begleiten oder dir helfen.«, bot er an. Ich runzelte die Stirn. Seit wann ist er so höflich und nett? Vorgestern gab er mir seine Jacke ohne Bedingungen und heute das. »Schon gut, ich schaffe das alleine.«, wimmelte ich ihn ab, obwohl ich wusste, dass er mir helfen konnte. Immerhin war er auch in einer angesehenen Familie und die kannten sich doch sicher alle untereinander.

Er wollte schon durch die Tür gehen, als ich ihn aufhielt. Triumphierend grinste er und erkundigte sich, was er denn tun könne. »Kennst du die Mjang's?«, informierte ich mich und setzte mich auf mein Bett. »Klar, sie sind Geschäftspartner meiner Mutter.« Innerlich brach ein Feuerwerk aus, also konnte er mir sicher behilflich sein. »Ich habe mich gestern mit ihrem Sohn Mjang Tao unterhalten und-«, ich unterbrach mich selbst. War es richtig ihm davon zu erzählen? Ich weiß nicht ob Tao mir das im Vertrauen gesagt hatte oder nicht.

»Uund?«, versuchte Si es und zog dabei das 'U' in die Länge. »Ist auch egal, auf jeden Fall möchte ich jemanden finden.«, entschied ich mich dafür es geheimzuhalten. »Ich will jetzt wissen was mit diesem Tao ist.«, und plötzlich war sein altes Ich wieder zurück. Das merkte ich an der schnellen Stimmungsschwankung und dem Tonfall, er war wieder ganz der Alte. »Nichts, ich glaube es wäre doch besser wenn ich das alleine mache und du bitte gehst.«, beschloss ich und ebhob mich von meinem Bett.

Das brachte ihn nur nochmehr auf und er zog mich wieder runter auf die Matratze. »Si, ich flehe dich an. Lass den Kinderkram jetzt und geh einfach.«, forderte ich ihn auf, aber wie erwartet keine Reaktion. »Was ist mit diesem Tao? Was hat er getan?«, brüllte er schon fast. »Pscht. Nicht so laut.«, panisch hielt ich ihm die Hand auf den Mund und blickte zur Tür. Durch die zum Glück keiner reinkam. Erleichtert blickte ich wieder in sein Gesicht und bemerkte, wie er mich gemustert hatte.

Einen Moment starrten wir uns so an bis es mich in Verlegenheit versetzte, ich meine Hand wieder zurücknahm und ihn erneut aufforderte zu gehen. Nach dem Anglotzen schien auch ihm unangenehm gewesen zu sein, denn er ging ohne eine weiter Diskussion. Entlastet schloss ich die Tür hinter ihm und atmete einmal tief ein und aus und begann mit meiner Recherche.

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