chapter 19

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Wieder zu Hause

Besorgt strich Vera mir über den Kopf. »Und dir geht's wirklich gut?«, versicherte sie sich nochmals, da Qing He und Li Zhen unbedingt von dem Vorfall erzählen mussten. »Ja, Vera mir könnte es gar nicht besser gehen.«, grinste ich und hängte meine Jacke an dir Garderobe. »Na schön, dann geh bitte deine Hände waschen. Es gibt gleich Abendessen.«, teilte sie mir mit, woraufhin ich im Bad verschwand.

Als ich das Verhör während der Mahlzeit überstanden hatte stürmte ich direkt erleichtert in mein Zimmer, wo mich mein sich rührendes Handy erwartete. Unbekannte Nummer stand auf dem Display. Zögernd nahm ich den Anruf an und hielt das Gerät an mein Ohr. »Hallo?«, fragte ich in den Hörer. »Katie!«, kam es von der anderen Seite der Leitung. Die Stimme kam mir bekannt vor, jedoch konnte ich sie niemandem zu ordnen. »Ich bin's Milan aus der Oberstufe.«

Endlich ging mir ein Licht auf. Milan und seine Zwillingsschwester Tara waren meine besten Freunde als ich noch in Deutschland gewohnt hatte. »Oh hi.«, begrüßte ich ihn nochmal vernünftig. Nach dem Autounfall bin ich die letzten zwei Wochen des Schuljahres nicht mehr zur Schule gegangen und mich nicht mehr bei ihnen gemeldet und da mein Handy bei dem Unfall zu Brüche ging bekam ich ein neues, allerdings waren meine alten Kontakte natürlich verloren gegangen.

»Katie, wie geht's dir? Ich habe gehört du wohnst jetzt bei deiner Tante in Shanghai.«, unterbrach er die Stille, in der ich über unsere Vergangenheit nachdachte. Wir hatten uns erst in der elften Klasse kennengelernt uns aber auf Anhieb verstanden. »Ganz gut. Shanghai ist toll, aber wie geht's dir und Tara?«, wechselte ich geschickt das Thema. »Gut, wir haben den Abschluss beide geschafft. Tara hat jetzt angefangen Produktmanagment zu studieren und ich habe mir eine Auszeit genommen.«, brachte er mich auf den neusten Stand.

Mir fiel auf wie viel ich eigentlich verpasst hatte. »Das klingt großartig. Ich studiere hier Tanzpädagogig und Musik.«, berichtete ich ihm nun von meiner so mehr oder weniger beruflichen Karriere. »Also hast du es wirklich geschafft deinen Traum zu verwirklichen, das ist schön.« Kurz herrschte eine Stille die er dann aber wieder unterbrach:»Ich habe eigentlich angerufen, weil ich und Tara Neujahr zu dir kommen wollten... Also nach Shanghai.«

Total überrumpelt ließ ich den Kugelschreiber mit dem ich eben noch gespielt hatte fallen. »Was? Aber... das ist.. ich meine,.. ich freue mich für euch.«, stammelte ich irgendwie zusammen. »Katie, kein Stress, wenn es dir Umstände bereitet kommen wir dich nicht besuchen, aber-« Prompt unterbrach ich ihn:»Neinein, ihr könnt schon kommen. Ich würde mich freuen euch wieder zu sehen.« Wir unterhielten uns noch Stunden und für ein paar Minuten konnte ich auch Tara sprechen bis es irgendwann zu spät wurde ich schlafen ging.

Am nächstem Morgen weckte Vera mich, in dem sie energisch in mein Zimmer stürmte und aus dem Schlaf riss. Sie wies mich darauf hin, dass in zwanzig Minuten mein erster Kurs beginnen würde. Panisch sprang ich aus dem Bett und machte mich fertig für eine Dusche zum Wach werden war keine Zeit mehr. Genau zehn Minuten zu spät stolperte ich in den Vorlesungssaal. »Die Verspätung tut mir leid. Ich habe verschlafen.«, entschuldigte ich mich sofort. »Miss...?«, mit gerunzelter Stirn musterte er mich. »Katie.«, half ich ihm auf die Sprünge. »Nächste Stunde möchte ich einen Vortrag über die ersten Musikinstrumente hören.«

»Aber natürlich.«, nach einer kleinen Verbeugung ging ich mit gesenktem Kopf rüber zu Zhen, die mich bereits erwartete. Nach einer bedrückten Begrüßung verfolgte ich dem Unterricht anstatt noch eine Strafarbeit zu erhalten, weil er mich jetzt sowieso auf dem Kieker hatte. Als alle Kurse zu Ende waren rief ich Vera an, um ihr zu erklären, dass ich noch etwas in der Bibliothek bleiben würde um meine Präsentation vorzubereiten.

Schon etwas genervt machte ich mich dann also nach dem Anruf auf den Weg in die Bibliothek der Mingde. Als ich schon am verzweifeln war kam Lei plötzlich aus dem Nichts und half mir dabei die Bücher zu verstehen. Außerdem hatte er erstaunlich viel Grundwissen über dieses Thema. Ich wusste dass er Geige und Klavier spielen konnte, aber nicht, dass er auch die Geschichte dahinter kannte. Gegen 18 Uhr meldete sich unangenehmerweise mein Magen, weshalb Lei grinsen musste.

»Das ist nicht witzig.«, beschwerte ich mich, da ich außer einem Apfel noch nichts gegessen hatte. »Komm.«, meinte er und brachte mich in ein kleines Bistro, in dem wir etwas aßen. »Also das erste Instrument war eine Knochenflöte aus dem Jahr 35.000 und es-«, Lei's Grinsen unterbrach mich. »Was ist?«, erkundigte ich mich, weil ich schon davon ausging etwas falsches gesagt zu haben. »Denkst du auch an etwas anderes?«, klärte er mich also auf. »Natürlich, aber Bildung ist eben wichtig und ich würde meine Eltern ni-«, geschockt hielt ich mir die Hand auf den Mund.

Fast hätte ich ihm von meinen Eltern erzählt. »Ist ja auch egal. Ich will es mir mit dem Professor einfach nicht verscherzen, nicht in meinem ersten Jahr.«, beendete ich das Thema und löffelte mir die Suppe in den Mund. Nach dem Essen bestand er darauf mich noch nach Hause zu bringen. Angekommen bedankte ich mich nochmals bei ihm und verabschiedete ihn dann.

Vera erwartete mich bereits grinsend im Türrahmen stehen. »Ich dachte du musst noch etwas für die Uni machen.«, grinste sie, während ich an ihr vorbei durch die Tür trat.  »Das habe ich ja auch.«, versicherte ich ihr und streifte meine Jacke von den Schultern. »Und was ist mit ihm?«, sie deutete die Straße runter. »Er-« - extra betont- »-hat mir dabei geholfen.« Kurz musste ich Vera noch klar machen, dass nichts zwischen mir und Lei lief bis ich bemerkte, dass sie mich nur ärgern wollte.

Kaputt schleppte ich mich schließlich die Treppe hoch in mein Zimmer und legte mich sofort nachdem ich meine Präsentation nochmals durchgegangen war schlafen.

soft inside | Meteor Garden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt