chapter 28

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Letztendlich lief es darauf hinaus, dass er mich zu meiner Schicht begleitete und die ganze Zeit bis Feierabend war in dem Laden sitzen blieb und mich bei der Arbeit beobachtete. Es war mir zwar ein Rätsel wieso er dies tat, aber es gab mir das Gefühl nicht alleine zu sein, da Xiayou sowieso nicht da war und ich hätte alleine sein müssen. Als gerade ein guter Schwung Kunden gekommen war machte ich Si zum Dank ein Getränk.

Schüchtern stellte ich es auf die Tischplatte vor ihm. »Wieso machst du das?«, erkundigte er sich und wühlte in seiner Jackentasche nach etwas Geld. »Schon gut-«, ich schloss seine geöffnete Hand mit dem Kleingeld, wobei mich ein Blitz durchfuhr. »Das geht aufs Haus.«, verkündete ich etwas unsicher und flüchtete schnell wieder hinter die Theke. »Danke.«, grinste er, als ich mich wieder auf meinem Platz befand, wofür er ein erwiedertes etwas gefaktes Lächeln von mir erntete.

Die Tatsache, dass Tao's Eltern nichts mit ihm zu tun haben wollen lässt mich immernoch nicht kalt. Vielleicht auch nur weil ich Abweisung von Eltern nicht gewohnt war oder möglicherweise auch einfach weil ich es mir für ihn so sehr gewünscht hatte. »Hallooo?«, riss eine Kundin mich aus meinen Gedanken. »Tut mir leid, was wollen sie bestellen?«, ich nahm die Bestellung auf und richtete das Getränk an und warf erschöpft einen Blick auf die Uhr. Gleich ist es zwanzig Uhr, dann kann ich endlich nach Hause gehen.

Schließlich war es endlich soweit, ich konnte mich auf den Weg nach Hause machen, aber natürlich nur mit ihm. Er wollte mich einfach nicht alleine gehen lassen. »Si mir geht's wirklich gut... I-ich hatte nur etwas im Auge.«, versuchte ich ihn vor der Haustür loszuwerden. »Hör auf zu lügen. Hälst du mich für so dumm?«, er nahm mir meinen Schlüssel aus der Hand, um die Tür aufzuschließen. Mit beschleunigtem Tempo rannte ich ihm die Treppe in mein Zimmer hoch hinterher. »Si, bitte geh einfach. Ich möchte jetzt alleine sein.«

»Du wirst mich nicht los bis ich weiß was vorhin los war.«, teilte er mir mit und schmiss sich mal wieder auf mein Bett. Genervt wendete ich mich an meinen Kleiderschrank um mir etwas bequemeres zum Anziehen rauszusuchen. Mit einem oversize Hoodie verzog ich mich ins Badezimmer, wo ich mich umzog, etwas frisch machte und meine Haare zu einem unordentlichem Dutt band. Schließlich kam ich in meinem gammel Outfit wieder zurück und hoffte ihn durch diesen Anblick zu verjagen, aber keine Chance, davon ließ er sich nicht beirren.

Als er von seinem Handybildschirm aufblickte und mich entdeckte weiteten seine Augen sich zwar kurz, jedoch fing er sich schnell wieder und forderte mich auf zu sagen, was Sache ist. »Okay, also wenn du nichts sagen willst muss ich die Nacht wohl hier verbringen.«, drohte er und lehnte sich schon mit den Händen hinter dem Kopf verkreuzt zurück. Auf keinen Fall! »Spinnst du!?«, krächzte ich und verpasste ihm einen sanften Schlag auf den Bauch. »Nein, das ist mein voller Ernst.«

Erschöpft und genervt zur selben Zeit ließ ich mich seufzend neben ihn fallen. Ich war echt schlapp von dem Tag, hatte aber wirklich keine Lust ihm zu erklären was ich dort zu suchen hatte. Außerdem konnte ich Tao doch nicht verraten. Andererseits konnte ich ihn doch auch nicht bei mir übernachten lassen. »Hast du nach deinen Eltern gesucht?«, kam es plötzlich von ihm. Entgeistert sah ich ihn an, sprang auf und rief sofort:»Nein!«. Er konnte ja nicht wissen, dass diese bereits verstorben waren, allerdings wollte ich trotzdem nicht an sie erinnert werden - zumindest nicht von ihm.

Und natürlich hatte ich ihm auch nicht vor von ihnen zu erzählen. »Fahr mich doch nicht direkt so an! Nach irgendwelchen Eltern hast du ja gesucht.«, stellte er giftend fest. »Und wenn schon, das geht dich nichts an.«, entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust. In diesem Moment entschied ich, dass ich ihm nichts erzählen würde und er deshalb vermutlich die Nacht hier verbringen wird. »Da du offensichtlich vorhast hier Wurzeln zu schlagen, werde ich mich jetzt bettfertig machen und dann eine Matratze holen.«, teilte ich ihm hetztig mit und knallte die Badezimmertür hinter mir zu.

Zwar war Vera's und Liang's Haus groß, aber ein Gästezimmer besaß es genauso wenig wie eine weitere Matratze. Ich schlug mir die Hand vor's Gesicht. Na toll, nicht nur dass ich mir jetzt wohl mein Bett mit ihm teilen muss sondern auch noch, dass ich ihm sagte ich würde eine weitere - nicht vorhandene- Matratze besorgen. Genervt steckte ich mir die Zahnbürste in den Mund und begann zu schrubben. Als ich im Bad fertig war verließ ich es und huschte ohne ein Wort zu Si direkt aus dem Zimmer, um es wenigstens so aussehen zu lassen, als würde ich mich um die Schlafmöglichkeit kümmern.

Ein paar Minuten verbrachte ich einfach vor der Zimmertür und als ich eintrat drehte ich mich direkt um 180 Grad, da ein oberkörperfreier Doaming Si vor mir stand. »Was machst du da?«, wollte ich beschämt wissen. »Stell dich nicht so an. In meinem Pullover kann ich ja wohl kaum schlafen.«, nörgelte er und ich hörte wie er sich zurück aufs Bett schmiss. »Steh auf, da schläfst du nicht.«, begann ich und fuchtelte mit den Händen herum. Dann erklärte ich ihm, dass sein Platz der Boden war.

»Vergiss es, ich werde nicht auf dem Boden schlafen.«, er zog sich die Decke über den Körper und drehte sich mit dem Rücken zu mir. Erfolglos versuchte ich ihn sicher eine Viertelstunde aus meinem Bett zu schieben, aber keine Chance. Irgendwann schlief ich dabei ein - unangenehmerweise auf seinem Oberkörper.

soft inside | Meteor Garden Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt