Es sollte nicht sein

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Elli's Sicht:

Das laute Schrillen der Türklingel riss mich aus meinem Trace ähnlichen Zustand und erst jetzt wurde mir richtig bewusst, was ich hier eigentlich tat. So schnell ich also konnte, klaubte ich meine Kleidung vom Boden, lief aus dem Bad und zog mich an, bevor ich etwas außer Atem meine Wohnungstür aufriss und den Hausmeister vor meiner Tür stehen sah.

Dieser schien recht begeistert von meiner recht kurzen Bekleidung, sodass ich schnell wieder die Tür zu schlug und durch die Tür fragte, was er denn um diese Uhrzeit bitte hier wollte.

„Also Miss O'Connor, sie haben sich doch letzten Monat bei der Hausverwaltung wegen der Flurreinigung beschwert. Ich sollte Ihnen nun dieses Schreiben der Verwaltung persönlich überreichen, doch ich hatte heute über den Tag so viel zutun, dass ich erst jetzt nach meinem Feierabend dazu komme." Versuchte sich der recht kleine Mann herauszureden, doch ich kannte die Wahrheit.

Er hatte wieder einmal den ganzen Tag faul auf seinen fetten Arsch gesessen und eine Flasche Bier nach der anderen geköpft. Bereits der kurze Moment unseres Gegenüberstehens hatte mir seine Fahne verraten. Nicht einmal die Flasche Mundwasser mit Minze, die er sich runter gezwungen hat, hatte den Geruch überdecken können.

Mein Gesicht angewidert verziehend, versuchte ich meiner Stimme jedoch nichts anmerken zu lassen, dass dieser alte Perversling vermutlich absichtlich diese Uhrzeit gewählt hatte um mich halb nackt in meiner Wohnung vorzufinden.

Ich lernte es ja auch nicht, mir vorher was Vernünftiges anzuziehen, bevor ich die Tür öffnete. Doch solange er seine schmierigen Finger bei sich behielt, war alles noch gut.

Trotzdem fühlte ich mich jetzt ziemlich unbehaglich und wünschte mir das Kakashi an meiner Stelle den Brief entgegennehmen könnte, doch nach der Aktion im Badezimmer war ich mir nicht so sicher, ob ich dem Hatake so schnell wieder unter die Augen treten konnte.

Bei dem Gedanken, seines nackten Körpers, fing ich an etwas Feuchtes zwischen meinen Beinen zu spüren, was in dieser Situation mehr als nur fatal war, denn der Schmierfink konnte meine körperliche Reaktion noch auf sich beziehen.

Kurzerhand bat ich den dicklichen Hausmeister, mir den Brief einfach unter der Tür durchzuschieben. Was auch kurz darauf passierte. Überglücklich nicht noch einmal die Tür öffnen zu müssen, nahm ich den recht sauberen Umschlag in die Hand und lief den Flur ein kleines Stückchen weiter zu einer kleinen altertümlichen Kommode, die mehr wie ein Schreibtisch aussah und zog das Schwert von Gryffindor in Miniaturausgabe aus der Schublade, um den Brief zu öffnen (erhältlich bei Elbenwald.de).

Doch bevor ich ihn herausnahm, erfüllte ein Stechen meinen Brustkorb und ein innerer Konflikt ließ mich zittern. Ich war so eine Idiotin. Eine einzelne Träne kullerte über meine rechte Wange und was machte ich? Ich lachte!

Ich weiß selbst nicht was in dem Moment so komisch war oder was in mich gefahren ist, doch der Stress der letzten Wochen fiel von mir ab. Ein Teil von mir wollte am liebsten heulen, doch mein urkomisches Leben machte mir einen Strich durch die Rechnung.

"Wenn das Leben dir Zitronen gibt mach Limonade daraus." Versuchte ich meinen Anfall von geistiger Umnachtung zu erklären und im Grunde beschrieb ich damit mein ganzes bisheriges Leben.

Ich verlor die Liebe meines Lebens, meine Eltern sind zu nichts zu gebrauchen und durch meine Herzlichkeit halte ich es nie lang genug in einem Job aus um Karriere zu machen. Gibt es Schlimmeres im Leben? Eindeutig!

War mir das in dem Moment meines eigenen Unglücks oder Glücks scheiß egal? Definitiv!

Hatte ich nicht auch etwas Glück verdient? Natürlich! Also warum sollte es keine imaginäre Figur aus einem Comic sein, die sich gerade nackt in meiner Badewanne rekelt? Weil ich eindeutig einen an der Klatsche habe und dass alles hier nicht existieren kann ohne eine vernünftige Erklärung. Vermutlich sitze ich längst in der Klapsmühle und fantasiere vor mich hin.

Eindeutig realistisch, diese Annahme! Würde zumindest einiges erklären.

Zum einen würde damit die Ähnlichkeit zu einer Comicfigur aufgeklärt und zum anderen, warum ein attraktiver, etwas jüngerer Mann, nackt mit unglaublichen Bauchmuskeln, in meiner Wanne mit einer Latte sitzt und mich mit seinen Augen so ansieht, als würde er mich wirklich begehrenswert finden.

Gut, der Teil mit dem begehrenswert ist jetzt nicht sooo weit hergeholt. Ich bin eindeutig attraktiv, nur meine multiple Persönlichkeit lässt die Männer mehr oder weniger vor mir fliehen.

Gut ich bin eigen, aber auch liebenswert, also was stehe ich hier eigentlich noch herum?

Schon halb im Gehen, fällt mir jetzt erst auf, das ich immer noch Gryffendors Schwert in Händen halte und den bereits geöffneten Umschlag.

Kurzerhand den Brieföffner an seinen rechtmäßigen Platz in die Schublade zurücklegend, überlegte ich nur kurz, ob ich den blöden Brief jetzt noch lesen oder zurück ins Badezimmer stürzen sollte. Leider war einer meiner Devisen "was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. " Also zog ich den einzelnen Bogen Papier heraus und lass kurzerhand die wenigen Zeilen.

"Was für eine beschissene Idee ist DAS. Wer um Himmelswillen hatte den die Schnapsidee?" Eigentlich konnte ich mir schon denken, dass nur eine Schnapsidee von einer Schnapsdrossel kommen konnte. Während ich es also in wenigen Minuten geschafft hatte, peinlich berührt, traurig und nun nach meinen Lachflash auch noch wütend zu sein, schmiss ich mit jedem mir bekannten Schimpfwort um mich und verteilte den Brief in meinen Händen zu winzig kleinen Papierschnipseln.

Anschließend warf ich es wutentbrannt wie Konfetti von mir weg.

"Was fällt diesen Versagern ein, mich als Putze abzukommandieren? Nur weil man sich einmal nach Monaten über die schlampige Arbeit beschwert, wie diese blöde Etage geputzt wird.

Ich brauchte dringend eine Ablenkung, ich musste Energie loswerden und Frust. Frust und Energie. Ich brauchte dringend Sex.

Und was konnte ich dagegen tun? Genau. Schnurstracks lief ich zurück ins Bad und als ich die Tür Aufriss, fand ich rein gar nichts vor. Nun auch noch frustriert aufstöhnend konnte ich nicht anders als daran zu denken, dass das Schicksal und mein eigenes ich mir wieder ein Schnippchen geschlagen hatten.

"Es sollte wohl nicht sein." Kam es mir mehr flüsternd über die Lippen, während ich mir die Hand an die Stirn schlug.

Vielleicht sollte ich einfach ins Bett.

Mir blieb ja auch nicht mehr viel übrig, als mich über alle maßen zu demütigen. Doch mein Stolz verbot es mir.


Kakashi FF -Eine andere Welt- ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt