Elli's Sicht:
Ich wollte eigentlich nur eine Wasserflasche holen und mich dann leise in Kakashis Bett schleichen, um seine Wärme zu spüren, um in meinen sicheren Hafen einzulaufen. Doch dieser Umschlag mit den goldenen Buchstaben, ließen mich nach einer ganz anderen Flasche mit einer klaren Flüssigkeit greifen.
Alles hatte irgendwann mal ein Ende. Doch dieses Ende tat nur weh. Warum hatte er diesen Brief hier hingelegt? Wollte er, dass ich ihn sehe? Wollte er mir damit sagen, dass es Zeit war, für ihn zu gehen?
Ich setzte die Flasche an und die Flüssigkeit, die meine Kehle wie der Kaffee in den letzten Stunden herunter rann, brannte.
Und die Bäche, die ich so lange zurückgedrängt hatte brachen. Heiße dicke Tropfen, liefen mir über die Wangen, doch auch mein Herzhaftes schluchzen konnte mich vom Trinken nicht abhalten.
Ich hatte eindeutig ein Problem und das würde ich mit Alkohol zumindest für einige Stunden bekämpfen können.
Kakashi's Sicht:
Trotz der Kälte in meinem Bett, die ich verspürte, wenn der Rotschopf nicht neben mir schlief, wie er es in den letzten Tagen getan hat, schlief ich vor Erschöpfung ein, bis zum späten Morgen oder schon frühen Vormittag, hatte ich den verunglückten, den Überlebenden geholfen, hatte sie aus den Trümmern befreit, sie so gut es mir möglich war sie verarztet und in Sicherheit gebracht.
Hatte mich durch die Fluten gekämpft, Familien wieder vereint nur um die Anruferzahlen zu drücken, die sicherlich bei der Notrufzentrale wie Regentropfen bei einem Herabschauer hereingerasselten.
Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was sie alle dort zuhören bekamen, was Ellen hören würde.
Doch auch ich geriet an meine Grenzen, also zog ich mich als sich beruhigte zurück und versuchte mich auf die Rolle des Felsens in der Brandung vorzubereiten, der ich für sie sein wollte, wenn sie nach Hause kam.
Die Erschöpfung, die mich übermannte, sah es allerdings anders. Also schlief ich in meinem Bett mit nichts als einer Boxershorts bekleidet ein. Ich weiß nicht wie spät es war, als ich von einem lauten Klirren von Glas, das auf dem Boden zersplitterte geweckt wurde, doch ein ungutes Gefühl trieb mich hellwach aus dem Bett in die Küche, wo Ellen auf dem Boden herumkrabbelte und die einzelnen Scherben mit der bloßen Hand auf lass, dabei hatte sie sich bereits einige mahle in Finger geschnitten, sodass auch ihr Blut auf den Fliesenboden verteilte.
Dabei mischten sich ihre Tränen, die von ihren Wangen tropften und verursachten malerische und abstrakte Flecken.
Es tat mir in der Seele weh sie so zusehen, doch ehe ich zu ihr hinlaufen, sie in meine Arme schließen konnte, um sie zu trösten, um ihre den Schmerz zu nehmen und ihre verletzten blutigen Finger zu küssen, ihre Tränen wegzustreichen, sah sie mich mit einem zutiefst verletzten Blick an und sprach:
„Es gibt viele Arten auf See verloren zu gehen, das ist jedoch nicht dasselbe wie verlassen zu werden. Es entzieht sich unserer Kontrolle, manchmal biegen wir zu nahe an der Strömung falsch ab, das Wasser steigt und schwemmt uns davon, wir kämpfen gegen die Strömung an, um wieder an Land zu kommen, zu einander. Zum normalen Zustand und wenn wir wieder zu Atem kommen, suchen wir die Küste nach allem ab, was wir verloren und einmal geliebt haben. Nach unseren Familien, nach unseren Träumen und nach unserer Zukunft, nach unseren Freunden und liebsten, nach denen die nicht schwimmen konnten." (Buck aus 9-1-1 Mittwochs auf ProSieben)
Sie holte sichtlich zitternd Luft, doch ihre grünen traurigen Augen, schlossen sich kein einziges Mal. Sie schienen mich zu fixieren und gleichzeitig durch mich hindurchzusehen.
„Manchmal heißt verloren zu sein, nicht zu wissen, von da, wo wir sind, dahin zu kommen, wohin wir wollen, wo wir hingehören."
Und ich verstand. Ich hatte hier ein Zuhause, eine Person, für die ich tatsächlich etwas empfand und musste ich zurück. Ich gehörte nicht in diese Welt. Ich gehörte nicht zu ihr. Sie liebte immer noch diesen Mann, dessen Bilder sie mit Argusaugen bewachte und ich erinnerte sie nur an diese schmerzlich schöne Zeit.
Der heutige Abend, dieser Schmerz, der von außen kam, konnte von mir nicht gelindert werden.
Elli's Sicht:
Erst in dem Moment, in dem ich erkannte, dass er gehen würde, wusste ich wirklich, was ich für ihn empfand. Waren es anfangs noch dieselben Gefühle, die ich für Chiaki hatte, wusste ich jetzt, dass es mit ihm so viel mehr war, als das, was ich einst gehabt hatte.
Ich wollte, dass er für immer bei mir blieb, doch allein seine Worte würde mir nicht reichen, denn konnte man je einen Mann beim Wort nehmen, ohne seine Handlungen hinterfragen zu müssen?
Doch ich wusste, dass das so nicht funktionierte. Gefühle hin oder her, bei Kakashi schrillten meine inneren Alarmglocken und alle Anzeichen sprachen gegen mich. In dem Punkt war er Chiaki einfach zu ähnlich, auch wenn meine Gefühle mittlerweile anderer Natur für Chiaki waren als für Kakashi.
Es war ganz so, als wollte das Universum mich testen, ob ich dazu gelernt hatte, und wie sollte es auch anders sein, ich hatte es natürlich nicht.
Ich liebte diesen Mann, der einige Jahre jünger war als ich und aus einer verschroben imaginären Welt entsprungen war, doch nach diesem Gespräch, zudem der Brief einlud, würde er mich verlassen. Er würde gehen und mich hier in meiner Wohnung alleine zurücklassen.
Das Einzige, was mir blieb, war mich zusammen zu reißen. Nur noch in dieser Nacht durfte ich mir die Blöße geben, durfte ich bis zu seiner Abreise weinen, denn meine Tränen würden an seiner Entscheidung als er den Brief mir hingelegt hat sicherlich nichts ändern.
Sicht Erzähler:
Die beiden redeten aneinander vorbei. Der Schmerz in ihren Seelen war groß und nur wenige ersehnte Worte, hätten eine Erlösung wie ein Rettungsboot sein können, doch beide schwiegen eisern, verschlossen ihre Gefühle von dem jeweils anderen und verbargen sie in ihren Inneren.
Der Schmerz der beiden war groß und körperlich trösteten sie sich gegenseitig mit ihrer Wärme, ohne jedoch tiefere Gefühle zu zeigen. Kakashi strich ihr die Tränen aus den Augen, versorgte ihre Wunden und Ellen hüllte ihn mit ihrer Wärme ein, als sie sich in seinem Bett an ihn kuschelte, um seine Nähe zu spüren, keiner wollte nach den Grauen dort draußen alleine sein und keiner von ihnen wollte den anderen nach der getroffenen Entscheidung, die nicht ein einziges Mal laut ausgesprochen wurde, missen.
Den schon bald würde sie beide der stummen Aufforderung des Briefeschreibers folgen und ein Ende würde für alles in Sicht sein.
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Kakashi FF -Eine andere Welt- ✔
Fiksi PenggemarEs war dunkel, ein Schmerz durchzog seine Brust und er konnte nicht mehr atmen. Die Luft schien seine Lungen zu verlassen und es fühlte sich beinahe so an, als würde er ertrinken. Es gab nicht außer der Schwärze um ihn herum, gegen das er hätte ankä...