Dummes Herz

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So für mich bricht die letzte Ferienwoche an. Ich hoffe ihr hattet alle trotz der Umstände wunderschöne Ferien. Genießt die letzten Tage.
Wie immer viel Spaß mit dem Kapitel.

P.O.V Mary

Die Tür geht knarzend auf und eine junge Frau kommt in das Zimmer. Sie hat Narben und ein freundliches Lächeln im Gesicht. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass von dieser Frau keine Gefahr ausgeht. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass ich wie ein verschrecktes Reh im Bett hocke. Die Frau kommt auf mich zu und kniet sich vor dem Bett hin.

"Hey.", spricht mich die Frau mit ruhiger Stimme an, "Ich bin Emily. Mein Verlobter und ein Freund von ihm haben dich gefunden und zu uns gebracht. Sie wollten dich nicht alleine im Wald lassen. Ich habe dir was mitgebracht." Völlig überrumpelt von der Freundlichkeit, die von ihr ausgeht, blicke ich auf ihre nun ausgestreckte Hand. In ihr liegt ein Eisbeutel nach dem ich zögerlich greife und mit einem wohligen seufzen auf meinen angeschwollenen Klumpen von Fuß lege. Dankbar sehe ich sie an. Emily stellt mir noch Schmerzmittel mit einen Glas Wasser auf den Nachttisch neben dem Bett. Begierig greife ich nach dem Wasser und kippe es, ohne die Schmerzmittel, in einem Zug runter. Das kühle Nass tut meinem wunden Hals gut. Das leere Glas findet seinen Platz wieder neben den Schmerzmitteln. Vorsichtig erhebt Emily sich und setzt sich auf die Bettkante.

Mit allen mir zu Verfügung stehenden Kräften zwinge ich mich dazu nicht von ihr wegzurücken. "Wie heißt du eigentlich?", fragt sie mich plötzlich. Na gut, plötzlich ist es nicht. Es war mir klar, dass sie irgendwann nach meinem Namen fragen werden. Ich weiß selber gar nicht warum ich mich davor scheue ihr meinen Namen zu nennen. Aber ich finde Namen sind etwas sehr persönliches. Man sollte sich dreimal überlegen, ob man jemandem den Namen nennt oder nicht. Doch irgendwie habe ich das Bedürfnis ihr meinen Namen zu nennen, während mein Gehirn schreit: Tu es nicht! Ich hebe den Kopf und sehe ihr in die Augen. Sie hat schöne, warme braune Augen. "Ich heiße Mary."

Ihre Pupillen weiten sich, als hätte sie nicht damit gerechnet, dass ich ihr meinen Namen nenne. Ich allerdings auch nicht. Ein breites Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht. "Hallo Mary. Möchtest du noch mehr Wasser haben? Oder hast du Hunger? Dann könnte dir etwas Suppe hochbringen." Ein kleines Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Emily scheint sehr freundlich zu sein. Bei ihr brauche ich mich vorerst nicht bedroht fühlen. Als auch sie das Lächeln auf meinen Lippen sieht, streckt sie ihre Hand aus und streicht einmal mit ihren langen dünnen Fingern über meinen Arm.

Sie steht auf und verlässt den Raum. Mit einer Gänsehaut auf meinem Arm und einem befremdlichen Gefühl im Magen bleibe ich alleine auf dem Bett sitzen. Warum zur Hölle ist Emily so nett zu mir? Mein dummes Herz scheint den Fehler wieder jemandem so schnell zu vertrauen nicht abgewandt zu sein. Mein Verstand jedoch rät mir abzuwarten und erst mal vorsichtig die Situation zu erkunden. Da ich ein sehr rational denkender Mensch geworden bin, sperre ich die Stimme in meinem Kopf weg, die mir sagt, dass ich Emily vertrauen kann.

Tief in meinen Gedanken versunken merke ich erst jetzt, dass Emily mit einer Wasserflasche und einem Teller Suppe im Zimmer steht. Beides stellt sie vor mir auf den Nachttisch ab. "Mary soll ich dir den Fuß mit einer Salbe und einem Verband verarzten?" In meinem Kopf breitet sich Panik aus. Alleine der Gedanke, dass auch nur irgendwer fremdes meinen Fuß anfasst bereitet mir Übelkeit. "Ich würde das gerne selber machen. Ich weiß selber glaube ich am besten welche Bewegung wann weh tut." , versuche ich Emily zu überzeugen mir einfach nur Verband und Salbe zu bringen. Skeptisch sieht sie mich an. Ich muss ihr ja nicht direkt unter die Nase reiben, dass ich ihr noch nicht vertraue. Doch schließlich nach einigen Sekunden nickt Emily. Erleichtert entspanne ich meine verkrampften Schultern. Ich habe nicht wirklich Zeit mir über meine jetzige Situation den Kopf zu zerbrechen, dann Emily steht schon mit Verband und Salbe wieder im Zimmer. Ich bedanke mich für ihre Gastfreundlichkeit und verspreche ihr das ich rufe, falls ich was brauche. Bevor Emily die Tür hinter sich schließt erklärt sie mir noch wo die Toilette ist.

Alleine. Vor 2 Tagen ist dieses Wort begleitet von Panik durch mein Kopf gewirbelt. Ich habe dieses Wort in meinem Kopf gedacht, nach dem Autounfall bei dem meine Eltern...
Stopp! Ich verbiete mir weiter darüber nachzudenken. Auf jeden Fall bin ich jetzt wieder alleine. Es ist ein schönes Gefühl. Doch nun sollte ich mich mal endlich meinem Fuß widmen. Emily hat die Sachen neben mich gelegt, so dass ich jetzt keine Probleme habe dran zu komme. Mit einer Menge Flüche, die sich den Weg aus meinem Mund bahnen, bemerke ich, dass ich den Eisbeutel viel zu kräftig und viel zu lange auf meine Schwellung gedrückt habe. Schande tut das weh. Der Klumpen von Fuß ist rot angelaufen, aber wenigstens ist jetzt alles taub. Ich schmiere mir die kühlende Cortison reichhaltige Salbe auf meinen, im Moment glücklicherweise nicht schmerzenden Fuß. Bevor ich mir den Verband wickele, greife ich nach der Wasserflasche und den Schmerzmitteln. Die werde ich ganz sicher brauchen so dick wie der Klumpen ist. Misstrauisch begutachte ich den Tablettenblister.

Nachdem ich mir sicher bin, dass die Tabletten auch wirklich Schmerzmittel sind, drücke ich zwei aus dem Blister raus. Schnell schlucke ich sie mit Wasser runter. Geschickt wickele ich meinen Klumpen in den weißen Verband ein. Ich achte sorgsam darauf, dass der Verband nicht all zu eng sitzt. Als mein Fuß verarztet ist, stehe ich auf und versuche zu Tür zu humpeln. Scheiße, Oh mein Gott tut das weh.

Auf der Toilette angekommen verdränge ich die Tatsache, dass ich 5 Minuten gebraucht habe, um den Flur entlang zu gehen. Ebenso die Sorge vor dem Rückweg. Allerdings ist es echt schwierig die Fakten zu verdrängen, wenn mein Fuß stetig pocht und bei jedem noch so kleinem Druck der Schmerz wie ein Feuer durch mein Körper jagt. Oh bitte lass die Schmerzmittel bald wirken.

Auf dem Weg zurück in das Zimmer treibe ich mich mit dem Gedanken vorwärts, dass in dem Zimmer eine leckere und heiße Suppe auf mich wartet. Und tatsächlich habe ich eine Methode gefunden wie ich am besten laufen kann, ohne vor Schmerzen laut aufzuschreien. So weit man diese Mischung aus humpeln und hüpfen noch als laufen betiteln kann.

Erschöpft lasse ich mich auf das Bett fallen. Doch jetzt gibt es erst mal essen. Bestätigend knurrt mein Magen.

~Lily

Die Trauer Des Wolfes // Fanfiction Twilight Paul LahoteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt