Seit wann sind Vögel so laut?

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P.O.V Mary

Erschöpft lasse ich mich ins Bett fallen. Nachdem Emily und ich wieder reinkamen, stand Paul mitten im Wohnzimmer und sah echt fertig aus. Ich blieb im Türrahmen stehen. Vollkommen kontrolliert blickte ich ihm in die Augen, um ihm zu signalisieren, dass das am Strand absolut keine Bedeutung hatte. Doch anstatt sich zurückzuziehen, wie ich es bei den anderen immer gesehen hatte, starrte er herausfordernd zurück. „Interessant.", murmelte Emily neben mir. Zu stur, um den Blickkontakt zu unterbrechen, blieb ich stehen, als Emily weiter in Richtung Küche ging. Nach ein paar Sekunden schaute Paul kurz aus dem Fenster, weil ein paar seiner Freunde aus dem Wald kamen. Ich weiß, dass das total kindisch ist, aber in dem Moment, habe ich mich über diesen kleinen Sieg gefreut. Total idiotisch, aber ich will nicht, dass er denkt, wir wären uns jetzt in irgendeiner Art und Weise näher als vorher. Das Abendessen habe ich auf der Veranda gegessen. Danach bin ich direkt nach oben gegangen. Das war mir heute definitiv zu viel Sozialkontakt. Normalerweise brauche ich echt immer lange zum Einschlafen, aber kaum, dass ich 5 Minuten im Bett liege, bin ich auch schon weg.

Ich wache auf und fühle mich wie von einem LKW überfahren. Dazu höre ich laute Stimmen. So als würde man sich direkt neben mir unterhalten. Schreiend. Ich reibe mir über die Augen. Heilige Scheiße habe ich bescheiden geschlafen. Ich habe von Wölfen und furchtbaren Schmerzen geträumt. Zwischendurch immer wieder der Typ mit den roten Augen, den ich umgebracht habe. Die Stimmen bohren sich in meinen Kopf. Können die nicht mal leiser sein? Frustriert und genervt stehe ich auf und ziehe mich um. Wenig motiviert gehe ich nach unten in die Küche. Noch sind nur Embry, ein Typ, von dem ich den Namen nicht kenne, Sam und Emily da. Es waren ihre Stimmen, die ich oben gehört habe. Aber wie ist das möglich? Sie unterhalten sich in normaler Lautstärke. Als plötzlich ein Vogel anfängt zu singen, zucke ich so dermaßen zusammen, dass mich die anderen verwundert anschauen. Seit wann sind Vögel so laut? Emily schüttet sich gerade ein Glas Wasser ein und stellt die Flasche wieder auf den Tisch. Das Geräusch ist so laut, dass ich schwören könnte jemand hätte einen Schuss abgegeben. Ich presse mir meine Hände auf meine Ohren, als ein Handy anfängt zu klingeln.

„Oh Shit. Hat Paul ihr nichts davon gesagt?" Ich glaube es ist Embry, der das sagt, aber durch das Knarzen eines Stuhls, der zurückgeschoben wird, werde ich abgelenkt. Ein paar Sekunden später spüre ich eine Hand auf meinem Rücken. „Hey Mary." Es ist Sam. „Das mag jetzt erstmal verwirrend klingen, aber du hörst jetzt viel besser. Dein Gehirn muss sich erstmal daran gewöhnen. Glaub mir morgen es ist besser. Ich nehme an du bist von unseren Stimmen aufgewacht?" Überrascht sehe ich ihn an. „Und der Vogel hört sich für dich 10-mal lauter an? Als die Wasserflasche auf den Holztisch traf, hat es sich für dich wie ein Knall angehört? Mary, das ist normal. Versprochen. Wir mussten da alle durch. Billy wollte dir gestern Abend eigentlich noch einiges erklären, aber da du so schnell eingeschlafen bist, habe wir das auf heute Abend verlegt. Tut mir leid, dass wir dich nicht vorgewarnt haben. Es muss für dich echt erschreckend sein." Während Sam mit mir redet, entspanne ich mich ein bisschen. Okay es ist nicht eine weiterer meiner komischen Eigenheiten. Das ist doch schon mal etwas. Es hängt mit diesem komischen Gestaltwandlerzeugs zusammen. Aber woher zum Teufel wissen, die dass ich so früh eingeschlafen bin? Und Sams Hand brennt mittlerweile unangenehm auf meinem Rücken. Ich entziehe mich seiner Berührung, indem ich mich auf den Stuhl neben Embry setze.

„Hey Mary. Ich bin übrigens Jared. Ich glaube wir wurden uns noch nicht vorgestellt." Ich nicke ihm zu und belege mir währenddessen mein Brot mit Schinken. Jared lacht leise und ich schaue ihn an. „Geht's?", frage ich ihn. „Ja es ist nur interessant zu sehen, wie du drauf bist." Ich blicke ihn skeptisch an und Sam schlägt ihm auf den Hinterkopf. „Denk dran, was wir besprochen haben." Jetzt bin ich es, die interessiert den Kopf Sam zu wendet. „Wer hat über mich was besprochen?" „Mary ich wollte heute einmal ins Dorf. Möchtest du mitkommen?", versucht Emily mich abzulenken. Eigentlich interessiert es mich ja eh nicht, was die besprechen. Die erfahren nichts von mir. Ist doch klar, dass ich nicht von denen erwarten kann, dass sie mich in ihre Angelegenheiten mit einbeziehen. Und warum zur Hölle sollte ich mit Emily ins Dorf gehen wollen? Ich bin gerade dabei ihr Angebot dankend abzulehnen, als mir einfällt, dass ich wahrscheinlich länger hier sein werde und es dann förderlich wäre, wenn ich mich wenigstens ein bisschen hier auskennen würde. „Wann hast du denn vor ins Dorf zu gehen?" Erfreut sieht Emily mich an. „So gegen Elf. Ich wollte vorher noch das Mittagessen vorbereiten." Ich schaue auf die Uhr. 9 Uhr. „Okay ich wollte eh noch joggen gehen. Dann passt das doch." Nachdem ich dann auch das dritte Brot aufgegessen habe, gehe ich nach oben und ziehe mich um. In der Zwischenzeit höre ich wie die Tür zweimal aufgeht. Anscheinend sind Jacob und Paul gekommen und Jared und Embry gegangen. Denn deren Stimmen höre ich nicht mehr. Krass. Mittlerweile sind die Geräusche auch ertragbar. Was jetzt nicht heißt, dass sie nicht immer noch total laut sind.

Ohne noch großartig mit den anderen zu reden, gehe ich nach draußen. Genießerisch atme ich die reine Waldluft ein. Meine Muskeln lockern sich und ich jogge in den Wald. Ich verliere mich in dem erdigen Geruch und der Melodie des Waldes. Auf einmal stehe ich am Meer. Anscheinend habe ich unterbewusst entschieden ans Wasser zu gehen. Das Rauschen des Windes ist ein bisschen unangenehm in meinen Ohren. Genauso das Brechen der Wellen. Und auch das Kreischen der Möwen ist heute echt schrill. Ich versuche die Geräusche so gut es geht auszublenden. Stattdessen konzentriere ich mich auf den salzigen Geschmack auf meinen Lippen. Und auf die stürmische See vor mir. Und dann das Knacken. Genau das gleiche wie mit Paul gestern. Anscheinend sind das andere von den Jungs. Ich ziehe meine Schuhe aus und gehe ein bisschen am Strand entlang. An einem Stück Treibholz bleibe ich stehen. Überall am Strand verteilt liegt Treibholz. Aber das hier ist mit das größte. Ich liebe diese ausgeblichene Farbe. Liebe es zu sehen zu was die Natur fähig ist. Ich bleibe noch ein bisschen und jogge dann wieder zurück. Den Weg finde ich mittlerweile problemlos. Ich könnte bald mal ne andere Strecke ausprobieren. Aber dafür muss ich erstmal den Dorfbesuch mit Emily überleben. 


~Lily

Die Trauer Des Wolfes // Fanfiction Twilight Paul LahoteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt