11: Auf der Suche

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Ein Griva mit dem Federkleid einer männlichen Schneeeule rieb seinen Kopf an meiner Seite, während ich den anderen ihre Futterbrocken zuwarf. Einer nach dem anderen schnappte sich ein Stück Fleisch und verschwand damit im Wald. Wenige blieben, warteten ab und bettelten fast, um ein weiteres Stück zu ergattern.

Ein Kreischen ließ sie alle zurückschrecken. Riesige Schwingen wirbelten den feinen Staub des Lagers auf, während sich Luina auf den Boden herabließ. Sie senkte den Kopf und näherte sich mir langsam. Bedacht. Hätte ich sie nicht gekannt, wäre ich vor Angst zusammengebrochen. Stattdessen streckte ich meine Hand nach ihr aus und legte ihre Schnauze hinein.

„Es ist immer noch befremdlich, das mit anzusehen", sagte ein Windreiter lachend und sattelte seine Griva einige Meter von uns entfernt. „Ich habe die Griva selten so ruhig gesehen, wenn es Futter gibt. Vor allem die Königin des Mondes würde hier normalerweise alle vom Fleisch vertreiben und hat bisher auch nicht gezögert, ihre Futterspender anzugreifen." Er lachte, rieb sich jedoch den Nacken und drängte sich an sein Reittier. „Seitdem du hier bist ... Sind sie wirklich handzahm."

Der junge Mann zurrte den Sattel fest und legte die Zügel über den Rücken seiner Kreatur. Sein Griva schüttelte sich und ich überlegte, ob er seine Portion Fleisch bereits bekommen hatte. Neben mir schnurrte Luina und steckte ihren Schnabel in den blutdurchtränkten Beutel.

„Wohin fliegst du?", fragte ich ihn nach kurzem Zögern.

„Laris sendet ein paar Boten aus." Seine Fußspitze steckte bereits in dem eng am Sattel anliegenden Lederbügel und er zog sich hoch. „Wir sollen in Macoon Unterstützung anfordern."

„Die Hauptstadt des Nordens würde euch einige Männer, vielleicht sogar Soldaten schicken?"

Eine flache Hand schlug auf meinen Rücken und ich sprang zwei Schritte nach vorn, ehe ich mich umdrehte. Ita lachte und strich sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht. „Wir gehören zu Norden, also werden die Adelsmänner uns keinen Gefallen abschlagen." Ihr Blick wanderte zu Luina und wieder zu mir. „Sie werden Laris Bitte folgen. Nur wer in den Krieg investiert, darf sich einen Brocken der Beute nehmen."

Also ging es abermals um Macht. Elenors Eltern hätten sie ebenfalls in eine Schlacht an der nordwestlichen Grenze geschickt, um von den eroberten Ländereien ihren Teil einzufordern. Leider oder zum Glück für sie kam es nie dazu, denn Laris Eroberung hatte Birlas Einfluss auf das Weltgeschehen wie eine Kerze ausgelöscht.

„Ein paar gute Männer genügen", erklärte sie dem Windreiter und prüfte den Sattelgurt. „Wenn ihr zurück seid, haben wir vielleicht noch etwas Schnaps übrig."

„Sehr witzig." Er schnalzte mit der Zunge und sein Griva breitete die Flügel aus. „Du sicherst mir und den anderen Boten besser ein paar Flaschen! Wir brauchen ein paar Anreize für die neuen Kämpfer!"

Ita hielt sich die Haare in einem Bündel, als die Flügel um sich peitschten und der Griva sich in die Lüfte erhob. Sie rief dem Reiter etwas zu, aber ich verstand es nicht und klammerte mich automatisch an Luina. Der Wind flachte ab und der Fleischbeutel neben mir war geleert.

„Caja, komm mit!"

Ich zuckte leicht zusammen. Das war das erste Mal, dass Ita mich beim Namen nannte und dabei kein seltsames Gesicht machte. Also lief ich ihr hinterher, musste rennen, um Schritt zu halten und stoppte kurz vor einem Lagerzelt.

„Komm schon!", forderte sie weiter und verschwand hinter den Stoffen. „Caja, du hast sicher noch nie in deinem Leben von dem nordischen Schnaps gekostet, der mit dem Wasser aus den Quellen der Adelionis Gebirgen gebraut wird?"

„Seit wann braut man aus Wasser Schnaps?"

Sie ignorierte meine Frage und kam mit zwei Flaschen aus dem Zelt heraus. Das Grinsen auf ihren Lippen wuchs und wuchs, während herumwirbelte. Der Schnaps schwappte in den Behältnissen. Ihre Finger fummelten an den Korken herum, bis sie endlich einen entfernte und an dem Gesöff schnupperte.

Griva - Die WindreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt