26: Für das Leben und den Tod

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„Luina." Laris sprach ihren Namen so sachte aus, dass sie ihn unmöglich in dem Gegröle der Männer hatte hören können, doch sie blickte in direkt an.

Seine Griva hatte Carminus verletzt. Blut strömte über seinen Arm. Beide Männer besaßen die gleichen Voraussetzungen, ihren Kampf zu verlieren. Sie würden beide etwas verlieren, ganz gleich, wer von ihnen gewann.

„Du hättest mich töten sollen, als ich im Käfig saß!" Laris schritt auf seinen Bruder zu, das Schwert hoch erhoben. Sein Knurren hallte zwischen den Soldaten wider, die auf ein Zeichen ihres Herrschers warteten und den Kreis um die Kämpfenden allmählich schlossen.

„So ein Tod wäre dir doch recht gewesen! Du sollst leiden, wie ich gelitten habe."

Carminus drehte sich auf dem Absatz und fiel in die Hocke, wich Lairs Schwerthieb aus. Sein Schwert erwischte die Wade seines Bruders. Laris stolperte zurück, fing sich ab und kickte Carminus in die Burst, schleuderte diesen gegen einen Soldaten. Doch er setzte keinen Stoß nach.

Ich sprintete zu Teemu, der sich sogleich in die Luft hob. Luina folgte uns, brach mit einem Flügelschlag durch die feindlichen Windreiter und zerstreute sie. Ungeachtet jeder möglichen Verletzung attackierte sie jeden Griva, der ihr näher als zehn Meter kam. Den Reitern erging es nicht besser. Auch Teemu packte sich einen Windreiter und schleuderte ihn vom Rücken seines Grivas.

„Nicht!" Ich peilte die Soldaten am Boden an und Teemu reagierte auf meine Körperhaltung, stürzte herab. Wir nutzten das plötzliche Chaos, hielten die Windreiter am Himmel und die Soldaten am Boden beschäftigt, damit Laris seinen Kampf kämpfen konnte.

Ein weiterer Soldat brach leblos zusammen, nachdem Teemu ihn mit dem Flügel erwischt hatte. Einem anderen rammte ich einen Pfeil aus nächster Nähe in die Schulter. Auf einmal duckte sich mein Griva weg, sodass ich beinahe von seinem Rücken gefallen wäre. Pfeile regneten auf uns nieder. Auf den Dächern lauerten weitere Feinde.

Ich schnalzte und pfiff kurz darauf. Teemu flog gerade auf die Schützen zu. Sie spannten ihre Pfeile. Mir fehlte der Bogen, um ihre Schüsse zu erwidern. Dann stürzten die ersten von den Dächern. Luina klettere zwischen ihnen hoch und schleuderte einen nach dem anderen in die Luft. Plump knallten sie auf der Erde auf oder klatschten gegen eine Hauswand.

Die Griva kreischte. Ich hetzte an ihre Seite. Ein Pfeil hatte sie in der Flanke getroffen. Rasch knickte ich den hölzernen Stab ab. Kaum war der überstehende Teil fort, neigte sie sich nach vorn und sprang in hohem Bogen in die Soldatengruppe am Boden.

„Mist!" Fluchend schwang ich mich auf Teemus Rücken und folgte ihr. „Luina!"

Sie bahnte sich kreischend einen Weg durch die gepanzerten Soldaten. Lawinenartig wälzte sie über die Menschen hinweg, die wie morsche Bäume abknickten. Sie hinterließ Tote, Zermalmte und Niedergetretene. Eine Handbewegung ihres Reiters genügte und sie stoppte.

Carminus Hand schlug in Laris verletzter Schulter ein. Er nutzte Schmerz und Schwung, drehte sich und rammte seinem Bruder das Knie in den Bauch. Dieser rollte sich ab und machte einen Satz zur Seite, um Laris Schwert auszuweichen. Die Klinge schnitt in den Boden und Carminus stellte sich darauf.

Ihre Fingerknöchel schimmerten rot und lila. Sie schlugen aufeinander ein, die Schwerter ließen sie außer Acht. Carminus Bein fegte Laris von den Füßen. Sie wälzten sich durch den Sand, traten und stöhnten. Keiner der Umstehenden rührte sich, selbst die übrigen Griva blieben auf Abstand.

Urplötzlich hielten die Kämpfenden inne. Ich schnappte nach Luft. Carminus stieß Laris von sich und beugte sich vor. Blut ergoss sich aus seinem Mund. Er röchelte, hustete Flüssigkeit aus seinen Lungen und fiel vorn über auf die Stirn, umklammerte seinen eigenen Körper.

Griva - Die WindreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt