Kapitel 12. (Nichts als Pech)

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(Maries Sicht)

Der nächste Morgen war schrecklich.
Ich hatte fast die ganze Nacht kein Auge mehr zugekriegt und mein Gesicht brannte vor lauter Tränen.
Oh wie sehr hatte ich später bereut, Peter so angeschrien zu haben.
Denn irgendwann erreichte ich den Punkt, wo ich mich einfach nur noch furchtbar einsam und allein gelassen fühlte.
Nichts hätte ich mir in diesem Moment sehnlicher gewünscht, als dass irgendjemand in meiner Nähe wäre.
Doch mein Zimmer war nur erfüllt von Dunkelheit und Kälte.

Als ich morgens daher zitternd und in einer Ecke meines Bettes zusammengekauert aufwachte, war mein erster Gedanke ,Peter'.
Er würde mir das wahrscheinlich nie verzeihen und hatte leider ja auch das volle Recht dazu.

Meine Befürchtungen bestätigten sich beim Frühstück.
Nachdem ich mich angezogen hatte und herunter in das Esszimmer ging, saßen alle anderen bereits am Tisch.
„Du bist zu spät!", wies mich Mrs Macready streng zurecht.
„Ja mam", entgegnete ich schlaff.
Mein Blick fiel natürlich sofort auf den Ältesten der Pevensies, doch dieser starrte nur demonstrativ aus dem Fenster.
Blanke Enttäuschung machte sich in mir breit.
Was hatte ich da nur angerichtet.
Stumm setzte ich mich neben Lucy, die mich als Einzige mit einem großen Lächeln ansah.
Es gelang mir, ihr leicht zurück zu lächeln, doch sofort machten sich wieder diese Schuldgefühle in mir breit.

Das ganze Frühstück lang starrte ich nur auf meinen Teller.
Selten hatte ich bisher ein Essen erlebt, bei dem so eine bedrückte Stimmung herrschte.
Naja, Mrs Macready und den Professor lassen wir hierbei mal außer Acht.
Denn die Beiden verhielten sich so wie an jedem Morgen.
Es waren die vier Pevensies, welche alle schwiegen und kein Wort miteinander sprachen.
Susan blickte nur immer wieder besorgt zu Lucy, versuchte sich dies allerdings nicht anmerken zu lassen.
Edmund sah aus, als hätte er wieder irgendetwas angestellt und schmollte nun, nachdem er dafür Ärger bekommen hatte.
Lucy versuchte ihre älteren Geschwister auch möglichst nicht anzusehen und wirkte ein wenig gekränkt, wenn nich sogar beleidigt.
Ja, ......und dann war doch noch Peter.
Dieser starrte fast die gesamte Zeit nur aus dem Fenster und sah auch nicht gerade danach aus, als hätte er lange geschlafen.
Obwohl ich es nicht mehr wagte ihn anzusehen, hatte ich das Gefühl als würde er mir immer wieder vereinzelt enttäuschte Blicke zuwerfen.
Er hatte ja keine Ahnung, wie sehr mich meine Schuldgefühle plagten und dass es von Minute zu Minute schwerer wurde, mein Essen runterzuschlucken.

Trotzdem schwirrte mir noch ein anderer Gedanke durch den Kopf.
Ich fragte mich, ob wohl gestern Nacht noch etwas anderes geschehen ist, weswegen die restlichen drei Geschwister so bedrückte Launen hatten.
Auch wenn ich es mir nicht vorstellen konnte, bildete sich ein riesiger Klos in meinem Hals, wenn ich mir ausmalte, was Peter den Anderen wohl über meinen Ausraster gestern Nacht erzählt hatte.
Irgendwann wurde diese Ungewissheit für mich sogar so schlimm, dass ich beschloss, einen der Vier sofort nach dem Frühstück auf das Thema anzusprechen.
Und selbstverständlich fiel meine Wahl auf Lucy, da ich wusste, dass sie mich nicht anlügen würde.

„Und was planen unsere Neuankömmlinge den ganzen heutigen Tag zu machen?", unterbrach der Professor plötzlich die Stille.
Zum ersten Mal an diesem Morgen sahen die Vier sich an.
Nur ich wagte es noch immer nicht, meinen Kopf zu heben.
„Da haben wir uns ehrlichgesagt noch keine Gedanken drüber gemacht, Sir", antwortete Susan.
„Nun wenn das so ist, wäre ich so frei euch vorzuschlagen, ........den heutigen Tag im Garten zu verbringen", schlug der Professor vor.
Edmund stöhnte genervt auf, doch Susan entgegnete sofort: „Danke, Sir. Das ist ein hervorragender Vorschlag."
Daraufhin stand der Professor auf und verließ das Esszimmer.

„Marie .... kümmer dich bitte um den Abwasch", befahl mir Mrs Macready.
„Ja mam", antwortete ich wieder emotionslos, wobei ich mir innerlich nur dachte ,Diesen Satz können sie sich mittlerweile auch sparen'.
Sogleich standen auch die vier Pevensies auf und brachten ihr Geschirr in die Küche.
„Hey, .....Lucy", nutzte ich daher sogleich meine Chance.
Das kleine Mädchen blieb stehen und sah mich erwartungsvoll an.
„Kannst du bitte noch eben auf mich warten. Ich möchte unbedingt mit dir sprechen", redete ich weiter und konnte mir die Trauer in meiner Stimme nicht verkneifen.
Auch Lucy fiel sogleich auf, dass etwas nicht stimmte und sah mich besorgt ab.
„Aber sicher doch. Ich hab sowieso keine Lust jetzt was mit den Anderen zu spielen."

𝙽𝚊𝚛𝚗𝚒𝚊 - 𝚃𝚑𝚎 𝚏𝚘𝚛𝚐𝚘𝚝𝚝𝚎𝚗 𝚙𝚛𝚘𝚙𝚑𝚎𝚌𝚢 - (Peter Pevensie ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt