Kapitel 21. (Neue Hoffnung)

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(Maries Sicht)

Ein leichter Windzug strich mir über das Gesicht.
Fröstelnd zog ich den Mantel ein wenig enger an mich heran und blinzelte.
Über mir breitete sich die graue Höhlendecke aus und vereinzelte Lichtstrahlen fielen herein.
Es schien also früher Morgen zu sein.

Gähnend rieb ich mir die Augen und drehte mich um.
Schließlich lag ich ja noch immer auf Peters Schoß und der arme Junge hatte wohl die ganze Nacht im Sitzen schlafen müssen.
Ein leichtes Schmunzeln machte sich in meinem Gesicht breit, als mir bewusst wurde, dass er deswegen wahrscheinlich den ganzen Tag Nackenschmerzen haben würde.

Trotzdem wäre es mir nicht im Traum eingefallen, auch nur irgendeinen der Pevensies aufzuwecken.
Denn sie alle hatten einen furchtbar anstrengenden Tag hinter sich und ich befürchtete insgeheim, dass wir auch heute erneut ans Ende unsere Kräfte kommen würden.

Aus diesem Grund richtete ich meinen Blick wieder der Decke der Höhle zu und verfiel in Gedanken.
Immer wieder hatte ich die Bilder des Ballsaals und meiner Eltern vor Augen.
Und jedes Mal verspürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Brust, so als würde ich Heimweh nach etwas haben, das nicht existierte.

Ich musste Peter einfach davon erzählen!
Ich musste es!
Er war der einzige der Pevensies, dem ich mittlerweile so weit vertraute, um ihm von meinen Albträumen zu erzählen.
Wie genau ich ihm jedoch klar machen wollte, dass meine Eltern hier aus Narnia kämen, hatte ich nicht den blassesten Schimmer.

Es machte mich ganz wahnsinnig, die Last dieses Wissens bisher alleine tragen zu müssen ... und ich war mir ganz sicher, dass ich es auch nicht mehr lange aushalten würde, die Sache weiterhin für mich behalten zu können.
Während ich also nun hin und her überlegte, wie ich es Peter am besten überzeugend rüberbringen konnte, merkte ich plötzlich, wie er sich hinter mir bewegte.

„.. Mohrhgen ...", sagte er verschlafen und streckte gähnend die Arme aus.
„Hab ich dich etwa geweckt?!", rutschte es mir verdutzt heraus.
Dabei hätte ich schwören können, mich möglichst nicht bewegt zu haben.
„Nein, nein. Hast du nicht", sagte Peter sogleich und musste leicht lachen.

„Also noch kannst du weiterschlafen, schlug ich vor.
.. Denn ich befürchte wir haben heute wieder nen verdammt anstrengenden Tag vor uns. .. Da würd ich an deiner Stelle versuchen so viel Schlaf wie nur möglich zu bekommen!"
„.. Dein Vorschlag klingt zwar äußerst verlockend, aber du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich jetzt weiterschlafen werde, wo du schon wach bist", entgegnete Peter mit einem provozierenden Grinsen.

„Ach, um mich brauchst du dich doch nicht zu kümmern. Ich genieße dann einfach die morgendliche Ruhe", warf ich ein und versuchte dabei so gelassen und erwachsen wie möglich zu klingen.
Doch Peter hob nur amüsiert eine Augenbraue hoch und stieß ein ungläubiges „Pff" aus.

„Wie geht's dir eigentlich mit deiner Verletzung? .. Also ich mein, hast du noch Schmerzen?", fragte er daraufhin.
„Eigentlich schon tausendmal besser", antwortete ich mit einem zufriedenen Lächeln, doch wirklich überzeugt sah Peter nicht gerade aus.
„Eigentlich?", hakte er daher noch Mal mit einem besorgten Unterton nach.
„Na hilf mir doch mal hoch", entgegnete ich deswegen und stütze mich auf seine Schulter.
Peter gab sich wirklich alle Mühe so langsam wie möglich aufzustehen, bis ich letztendlich komplett aufrecht stand.

Ich spürte tatsächlich nicht mehr das kleinste Anzeichen von Schmerz oder Pochen.
Frau Biber hatte ganze Arbeit geleistet.
Dennoch konnte ich mir den Spaß nicht nehmen, Peter ein wenig zu ärgern, da die Chance dazu gerade einfach ideal war.
Aus diesem Grund krümmte ich mich in der Sekunde, als ich seine Schulter losließ, mit schmerzerfülltem Gesicht zusammen und ließ mich zurück auf den großen Heuhaufen fallen.
Peter versuchte mich gerade noch im letzten Moment erschrocken aufzufangen, wurde jedoch stattdessen von mir mitgerissen und fiel ebenfalls zu Boden.

𝙽𝚊𝚛𝚗𝚒𝚊 - 𝚃𝚑𝚎 𝚏𝚘𝚛𝚐𝚘𝚝𝚝𝚎𝚗 𝚙𝚛𝚘𝚙𝚑𝚎𝚌𝚢 - (Peter Pevensie ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt