Kapitel 19

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Für einen Moment bin ich wie erstarrt. Diese Frage überrumpelt mich, denn ich habe keine Ahnung, was ich darauf antworten soll.

Außerdem weiß ich ja nicht einmal, ob sie wütend darüber ist, dass ich jetzt schon solche Schlagzeilen mache oder zufrieden, dass es von mir mit einem Hollywoodstar Bilder und Spekulationen gibt. Denn danach muss ich meine Antwort richten.

Ich öffne den Mund, als plötzlich eine weitere, mir leider all zu bekannte Stimme ertönt. "Das sind nur Spekulationen."

Sofort wirbeln wir alle herum und obwohl ich schon an der Stimme erkannt habe, wer da hinter uns steht, zucke ich trotzdem zusammen. Denn ich wollte mich ja eigentlich von ihm fernhalten.

Cam steht mit einem freundlichen und einladenden Lächeln hinter uns. Unwillkürlich erinnere ich mich an unser erstes Zusammentreffen. Da hat er nicht halb so nett gewirkt.

Jaxon reißt sofort die Augen auf. "Moment, dich kenne ich irgendwoher." Ich muss ein Kichern unterdrücken. Gott, Jaxon, sehr taktvoll.

Cam will was sagen, doch ich komme ihm zuvor. "Das ist mein Schauspielpartner Cameron Boyce. Er ist eines der bekanntesten Disney-Gesichter." Ich bin selber überrascht, wie kalt und emotionslos meine Stimme klingt.

Ich bemerke, dass mich Cam mit einem verwirrten und Mom mit einem wütenden Blick betrachtet, doch es ist mir völlig egal.

Ich weiß, dass er verwirrt ist, da wir uns ja eigentlich ganz gut verstanden haben, und Mom wütend, da ich es mir gerade mit einem Hollywoodstar verspiele, doch er hat es nicht anders verdient. Ich meine, er ist es selbst schuld.

Jaxon's Augen werden, wenn das überhaupt möglich ist, noch größer und er steht sofort auf, um Cam die Hand zu reichen, welcher sie mit einem freundlichen Lächeln entgegennimmt.

Doch die Verwirrung ist deutlich in seinen Augen zu sehen. Er hat offensichtlich keine Ahnung, dass ich das ganze Gespräch mit Abigail mitbekommen habe.

"Ich bin Jaxon. Freut mich sehr, dich kennenzulernen." Cam lächelt. "Freut mich. Cameron."

Während sich Jaxon und Cam noch unterhalten und Dad sich noch ein wenig die Gegend anschauen geht, bleibe ich bei Mom. Und ich ahne schon, was gleich kommt.

"Alaina, würdest du ein wenig mit mir spazieren gehen?" Eigentlich habe ich gerade gar keine Lust auf einen ihrer Vorträge, doch was soll ich machen?

Ergeben seufze ich und nicke. Mom hat es offensichtlich sehr eilig, mit mir zu reden, denn sie läuft los, ohne Jaxon Bescheid zu sagen. Also bleibt das mal wieder an mir hängen. "Jaxon, ich geh noch kurz mit Mom spazieren."

Mein Bruder wirft mir nur schnell ein Nicken zu, bevor er sich wieder Cam zuwendet, der mich intensiv anschaut.

Sofort läuft mir ein Schauer über den Rücken, doch ich versuche, es zu ignorieren und wende mich schnell ab, bevor ich mir noch weiter Gedanken darüber machen kann.

Mom geht ein paar Meter vor mir und ich muss laufen, um sie einzuholen. Sobald ich neben ihr bin, fängt sie auch schon an, zu reden. "Was soll das?"

Innerlich seufze ich genervt. Müssen wir jetzt wirklich darüber reden? "Was soll was?" Natürlich weiß ich genau, um was es geht, doch ich will das Gespräch hinauszögern.

Dafür bekomme ich einen wütenden Blick von Mom. "Dieser Cameron ist unsere Chance. Ich verstehe nicht, warum du das nicht siehst!"

Ich weiß, was sie meint. Und das macht mich wütend. Sie kennt ihn nicht, sie weiß nicht, was ich weiß.

Und mich stört vorallem, wie sie über ihn redet. Als wäre er ein Objekt ohne Gefühle. Cam ist auch ein Mensch. Zwar ein hoch komplizierter Mensch, aber immer noch einer.

Doch bevor ich etwas sagen kann, spricht Mom weiter. "Wenn ihr ein Paar werdet, wird das deiner Karriere mehr als helfen."

Ruckartig bleibe ich stehen. Ich kann nicht fassen, was sie da gerade gesagt hat. Das ist doch jetzt nicht ihr Ernst! "Du verlangst von mir, dass ich mit einem Menschen zusammen komme, den ich nicht einmal liebe?! Dass ich einen Menschen für meine Karriere benutze?! Seine Gefühle?!"

Ich bin fassungslos. Meine Stimme ist laut, etwas, dass sie Mom gegenüber noch nie war, doch es ist mir vollkommen egal. Sie hat auch noch nie eine solche Forderung an mich gestellt. Und ich hätte auch nie gedacht, dass sie es tut. Denn jemanden so auszunutzen, ist unmenschlich, grausam.

Auch Mom wendet sich jetzt mir mit versteinertem Gesichtsausdruck zu. "Ja, Alaina. Und so ist das Showbusiness nun mal. Skrupellos und grausam. Wenn du etwas erreichen willst, musst du genauso sein."

Ich schüttele fassungslos den Kopf. Ich kann nicht fassen, dass sie so etwas von mir erwartet. "Ich verstehe nicht, warum du so etwas von mir verlangst! Du durftest auch den Mann heiraten, den du liebst!", schreie ich, doch als diese unglaubliche Wut in ihren Augen aufblitzt, wird mir klar, dass ich zu weit gegangen bin.

Aber auch ich bin wütend. Mom ist kurz davor, mich zu etwas zu machen, dass ich nicht bin. Eine skrupellose, geldgierige Diva.

Dann nehmen ihre Augen einen traurigen Ausdruck an und sie fasst mich an meinen Schultern. Ihre Wangen sind immer noch rot vor Wut, doch ihre Augen glitzern vor Traurigkeit und Bedauern.

"Ja, das habe ich. Aber ich habe dafür ein großes Opfer gebracht und das hat mich fast zerstört. Ich will nur nicht, dass ihr das Selbe durchmachen müsst. Und ich will, dass ihr ein schönes und tolles Leben habt. Danach ist Zeit für Liebe, jetzt ist die Zeit für Karriere und Erfolg."

Ich bin überrascht von ihren ehrlichen Worten, denn so verletzlich habe ich sie noch nie erlebt. "Denk darüber nach."

Mom sieht mich noch einmal eindringlich an, bevor sie mich loslässt und zu meiner Familie zurückkehrt. Ich bleibe verwirrt und verzweifelt zurück.

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