Kapitel 28

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Meine Sicht ist verschwommen, als ich durch die schönen, langen Gänge des Hotels laufe. Leise und still laufen die Tränen über meine Wangen und doch scheinen es nicht genug zu sein, um die Verzweiflung in mir irgendwie loszuwerden.

Ich weiß nicht, wie ich mit all den Gefühlen in mir umgehen soll. Wohin mit dieser Verzweiflung, der Panik, der Angst und der Unsicherheit.

Aber gleichzeitig ist da noch dieses Gefühl von Wärme, Glück und noch etwas anderes, von dem ich mich nicht traue, ihm ein Wort zu geben. Und das macht mich irre.

Meine Sicht ist so verschwommen von den vielen Tränen, dass ich Megan's strahlendes Gesicht erst bemerke, als ich schon ganz nah bin. Oh verdammt. Eigentlich hätte ich mir denken können, dass sie jede Einzelheit wissen möchte. Doch in der Verfassung, in der ich gerade bin, will ich nichts lieber als alleine sein.

Ich sehe, dass sich ihr Gesicht von fröhlich und neugierig zu besorgt und dann zu schockiert ändert. Mit zwei großen Schritten ist sie schon bei mir und ich will sie gerade bitten, keine Fragen zu stellen, da ich nicht in der Verfassung bin, sie zu beantworten.

Doch Megan nimmt mich ohne ein Wort in die Arme und auch ich schlinge meine Arme fest um sie. So stehen wir da, mitten in einem der vielen Gänge des Hotels und ich weine still in ihren Armen.

Ich habe keine Ahnung, wie es passieren konnte, dass ich nun an diesem Punkt bin, doch mir ist auch klar, dass ich nun nicht mehr zurück kann.

Ich kann das, was passiert ist, nicht ungeschehen machen. Ich kann das, was ich fühle, nicht ignorieren und ausschalten. Und das macht mich völlig fertig.

Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, bis ich Megan los lasse und wir gemeinsam in mein Zimmer gehen. Ich bin unheimlich erschöpft, doch gleichzeitig ist mir bewusst, dass ich keine Ruhe finden werde.

Megan hat sich auf mein Bett gesetzt und beobachtet mich mit einem besorgten und gleichzeitig mitleidigen Blick. Für einen Moment breitet sich Schuld in mir aus. Es ist schon spät und wir alle müssen Morgen früh raus.

Bei dem Gedanken an Morgen breitet sich Panik in mir aus. Wie soll ich damit jetzt umgehen? Wie soll ich mich Cam gegenüber verhalten? Ich verdränge den Gedanken und sehe Megan erschöpft an.

"Du kannst ruhig in dein Zimmer gehen, wenn du schlafen möchtest. Ich schaff das hier schon." Megan reißt die Augen entrüstet auf und innerlich lächele ich ein wenig. Ich weiß schon, was jetzt kommt und ich bin ihr jetzt schon dankbar dafür.

"Oh nein. Ich hoffe sehr, dass du das jetzt nicht ernst meinst! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich jetzt alleine lasse! Zieh dir was gemütliches an und dann reden wir."

Erst jetzt fällt mir auf, dass Megan aussieht, als hätte sie bereits einen Mädelsabend geplant. Sie trägt einen weiten, grauen Pulli eine schwarze Leggings, dazu weiß - schwarz gestreifte Kuschelsocken und ihre Haare fallen offen über ihre Schultern. Sie sieht klasse aus.

Bei ihren Worten seufze ich leise. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, darüber zu reden aber wahrscheinlich wäre es besser.

Obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich das erklären soll, nicke ich nur leicht, ziehe eine schwarze Leggings und ein weißes T-Shirt aus meinem Schrank und verschwinde im Bad.

Als ich in den Spiegel sehe, bin ich mir für einen Moment nicht einmal sicher, ob das Monster im Spiegel wirklich ich bin. Die Schminke an meinen Augen ist vom vielen Weinen verlaufen und meine Haut wirkt total blass. Ich sehe müde und erschöpft aus und meine Haare haben sich aus ihrem Zopf gelöst.

Ich seufze leise und beginne damit, die Schminke zu entfernen. Sofort wandern meine Gedanken wieder zu der Szene am Strand. Ich weiß nicht, warum ich von einem auf den anderen Moment plötzlich so war. Es war, als hätte sich in diesem Moment etwas in mir verändert.

Bei dem Gedanken an diesen Kuss und seine wunderschönen braunen Augen kribbelt es angenehm in meinem Bauch und eine leichte Gänsehaut breitet sich auf meinen Armen aus. Okay, irgendwas stimmt ganz und gar nicht. Und ich habe das ungute Gefühl, dass sich gerade mein ganzes Leben verändert.

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