Kapitel 22

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Cam ist derjenige, der die angenehme Stille zwischen uns unterbricht. "Du hast das mit Abigail mitbekommen, oder?"

Mit diesen Worten katapultiert er mich zurück in die harte Realität und als hätte ich mich verbrannt, löse ich mich schnell von ihm und gehe ein Stückchen auf Abstand. Ach ja, da war ja was.

Für einen Moment habe ich das Gefühl, dass er verletzt aussieht, doch es ist so schnell vorbei, dass ich mir nicht einmal sicher bin, ob es wirklich geschehen ist.

Ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, was die Erinnerung daran für Gefühle in mir verursacht. "Ja, das habe ich." Meine Stimme klingelt unheimlich kalt und ich bemerke, dass Cam zusammenzuckt. Offenbar hat er mit dieser Kälte nicht gerechnet.

Für einen Moment tut es mir leid, doch dann fällt mir wieder ein, wie er über mich gesprochen hat. Aber dann drängen sich gleich die nächsten Fragen auf. Warum hat er mir dann seine Hilfe angeboten? Warum hat er sich Sorgen um mich gemacht? Warum ist er dann hier?

Cam sieht mir direkt in die Augen und wieder einmal kribbelt es auf meiner Haut. Wie macht er das? "Es tut mir leid." Seine Stimme klingt leise und ich muss mich anstrengen, um ihn zu verstehen. Und sofort ist jegliche Wut verschwunden. Wie zur Hölle geht sowas?

Seine Augen glänzen schuldbewusst und ein Kloß bildet sich in meinem Hals. Die Situation ist mehr als seltsam. Wir Beide knien mitten in der Nacht nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt im Sand, obwohl ich eigentlich Abstand von ihm halten wollte.

Doch aus irgendeinem Grund scheine ich dazu nicht in der Lage zu sein. Gleichzeitig möchte ich aber auch nicht, dass er weiß, dass mein Herz ihm schon längst verziehen hat.

Ich will die Wahrheit wissen. "War das, was du gesagt hast, ernst gemeint?", frage ich direkt und Cam wirkt sofort überfordert. Ich bin selbst überrascht, dass ich so direkt heraus bin, doch es macht mich neugierig.

Ich weiß gerade nicht wirklich, wie ich seine Reaktion deuten soll und das verunsichert mich. Ein Blick in seine Augen sagt mir, dass er selbst nicht genau weiß, was die Wahrheit ist. Wieder einmal weiß ich nicht, was ich davon halten soll.

Schließlich atmet Cam tief durch, wendet seinen Blick vom Meer ab und sieht mich entschlossen an. "Nein."

Für einen Moment setzt mein Herz aus, um dann doppelt so schnell wieder zu schlagen. Leider lächele ich dazu auch noch ziemlich dämlich. Gott, was ist mit mir los? "Wirklich?" Auch er lächelt, was meine Haut wieder kribbeln lässt. "Ja, wirklich."

Ich kann nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich nicht nur irgendein unbedeutendes Mädchen für ihn bin. Zumindest hoffe ich das. Denn leider bedeutet er mir schon mehr, als er sollte und das macht mir unglaubliche Angst.

Doch dann kommt mir eine weitere Frage in den Sinn, die mein Lächeln sofort wieder verschwinden lässt. Cam scheint zu bemerken, dass etwas nicht stimmt, denn auch sein Lächeln verschwindet und macht Sorge Platz. "Liebst du sie?"

Tatsächlich ist das die Frage, die ich mir stelle, seit ich von Cam's und Abigail's Verhältnis zueinander erfahren habe. Eine unangenehme Stille herrscht zwischen uns und er wendet sich von mir ab.

Sofort zieht sich etwas in mir zusammen. Ich kann selber nicht erklären, warum. Ich meine, ich kenne Abigail nicht wirklich und vielleicht ist sie ja gar nicht so unangenehm.

In diesem Moment seufzt Cam leise, immer noch sieht er mich nicht an. "Das ist schwierig zu erklären." Frustration breitet sich in mir aus. Ich will jetzt endlich eine Antwort auf diese Frage! "Ja oder nein? Eine ganz leicht zu beantwortende Frage!" Meine Stimme klingt scharf und angespannt.

Ich weiß selber, dass ich wahrscheinlich die letzte Person bin, die etwas darüber weiß, wie es ist, jemanden zu lieben. Aber irgendwas in mir sehnt sich nach einer Antwort auf diese Frage. Gleichzeitig habe ich jedoch Angst. Bloß habe ich keine Ahnung, vor was genau.

In diesem Moment sieht er mich direkt an, seine Augen funkeln im Mondlicht geheimnisvoll. Wieder kommt diese Gänsehaut zurück. "Nein."

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