Kapitel 29

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Nun sitze ich neben Megan und starre auf meine leicht zitternden Hände. Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen und wie ich es erklären soll. Und irgendwie ist es mir auch peinlich.

Ich meine, ich hatte mir vorgenommen, mich von Cam fernzuhalten und dann verliere ich so die Kontrolle. Nicht nur über mich selbst, sondern auch über mein Leben und meine Gefühle.

Ich war nie so, habe von Mom immer gesagt bekommen, dass ich die bin, die über mich, mein Leben und meine Gefühle bestimmt. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob ich diese Kontrolle jemals hatte oder ob es nicht eher Mom war, die entschied, wie mein Leben verläuft.

Für einen kleinen Moment bin ich wütend auf sie. Vielleicht hätte sie diese Kontrolle schon vorher abgeben müssen. Vielleicht wäre ich dann jetzt nicht so unerfahren und wüsste, was ich tun soll.

Sofort erinnere ich mich wieder an das Gespräch mit ihr am Strand. Dass ich alles tun soll, um Cam an meiner Seite zu haben. Und das ich gesagt habe, dass ich es nicht tun werde, weil ich ihn nicht liebe.

Gleichzeitig erinnere ich mich aber auch wieder daran, was Dad einmal über die Liebe gesagt hat. Dass sie schön und gleichzeitig auch furchteinflößend und grausam sein kann.

Aber vorallem erinnere ich mich daran, dass er erzählt hat, dass wir uns oft in die Personen verlieben, bei denen wir es am Wenigsten erwarten. Fühlt sich so etwa... Liebe an?

Sofort verdränge ich den Gedanken. Das ist doch absurd. Ich kenne Cam noch nicht wirklich lange und wir sind nur Freunde. Oder sowas in der Art. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was wir sind.

Allerdings kann ich nicht verhindern, dass ein kleiner Teil von mir mir sagt, dass an dem Gedanken, dass ich in ihn verliebt bin, doch etwas dran ist. Gott, diese Gedanken bringen mich noch um den Verstand.

"Also, was ist passiert?", fragt Megan leise und reißt mich so aus meinen Gedanken. Ich sehe mit einem Seufzer auf und schüttele nur den Kopf. "Ehrlich gesagt weiß ich es gar nicht wirklich."

Und das ist die Wahrheit. Ich weiß wirklich nicht, was beim Dreh passiert ist. Warum ich plötzlich so war.

Megan runzelt verwirrt die Stirn. Für sie scheint das nicht so wirklich Sinn zu machen. Also versuche ich, ihr alles zu erzählen.

"Naja, als ich Cam zum ersten Mal getroffen habe, mochte ich ihn nicht wirklich. Er kam mir total arrogant und unfreundlich vor. Wie der typische Macho eben.

Mein Bild von ihm hat sich aber noch in der ersten Nacht verändert. Wir haben uns auf dem Balkon getroffen und miteinander geredet. Ich war wegen dem Dreh zu nervös und konnte nicht schlafen. Er hat mich beruhigt.

Dann kam diese Premiere und ich glaube, ich habe noch nie einen schöneren Abend gehabt als mit ihm."

Megan lächelt leicht. "Das hört sich toll an." Ich nicke nur, nicht sicher, was ich darauf antworten soll.

"Danach haben wir uns besser verstanden und wir haben viel zusammen gelacht. Ich mochte ihn sehr.

Doch dann habe ich ein Gespräch zwischen ihm und Abigail mitbekommen, wo er gesagt hat, dass ich ihm nicht wichtig bin. Dass wir nicht einmal Freunde sind."

Ich senke leicht den Blick, die Erinnerung daran tut immer noch weh. Ich höre Megan neben mir nach Luft schnappen und sehe gerade rechtzeitig auf, um zu bemerken, dass sich ihre Hände zu Fäusten ballen und sie wütend ihr Gesicht verzieht.

"Arschloch", murmelt sie und ich muss lächeln. Ihre Art ist echt toll. "Naja, es hat mich sehr verletzt und ich habe beschlossen, mich von ihm fernzuhalten.

Doch es war komisch. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich es nicht kann. Und das ohne ihn etwas fehlt. Dann haben wir in einer Nacht am Meer miteinander gesprochen."

Das Gespräch mit Mom lasse ich aus, da ich nicht unbedingt möchte, dass Megan erfährt, was meine Mom von mir verlangt.

Beim Gedanken an die Nacht fängt es jedoch wieder an, in meinem Bauch zu kribbeln und ein dämliches Lächeln legt sich auf meine Lippen. Oh Gott, was ist denn jetzt schon wieder los?

Ich verdränge die Gedanken und rede lächelnd weiter. "Er hat mir erzählt, dass das, was er Abigail gesagt hat, nicht wahr ist und er mich mag. Ich weiß nicht warum, aber als Cam gesagt hat, dass er Abigail nicht liebt, war ich total erleichtert.

Mir ist sowieso aufgefallen, dass sich etwas zwischen uns verändert hat. Dass mich seine Augen und Berührungen nervös machen und mein Herz schneller schlagen lassen. Ich war total verwirrt. Und dann kam heute Abend."

Bei dem Gedanken daran stocke ich, nicht sicher, wie ich das sagen soll. Gleichzeitig breitet sich bei der Erinnerung daran wieder diese Wärme in meinem Bauch aus. Und ich habe das Gefühl, seine Lippen immer noch auf meinen zu spüren.

Megan scheint zu spüren, dass es mir nicht so leicht fällt, darüber zu reden, denn sie greift nach meiner Hand und drückt sie leicht. Mit einem dankbaren Lächeln sehe ich zu ihr, bevor ich leise weiterrede.

"Wir haben uns geküsst und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass es echt ist. Dass wir alleine sind. Dass nichts davon gespielt ist. Dass ich niemals damit aufhören kann. Und dass nichts mehr auf der Welt zählt.

Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle, meine Gefühle haben vollkommen verrückt gespielt. Aber als ich in seine Augen gesehen habe, hatte ich das Gefühl, Reue darin zu sehen."

Ich vergrabe das Gesicht in meinen Händen, die Panik und Verzweiflung drohen wieder, mich zu überwältigen. "Es macht mich wahnsinnig, Megan. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich will diese Gefühle nicht haben, ich will dieses eine Gefühl, welches ich nicht zuordnen kann, nicht haben. Und gleichzeitig ist es so wunderschön. Ich weiß nicht einmal, was es ist."

In diesem Moment legen sich zwei Hände sanft auf meine Schultern und eine leise Stimme sagt: "Aber ich weiß, was es ist. Es ist Liebe. Du hast dich in Cam verliebt, Alaina."

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